Holzbausymposium motivierte Studierende

Ein Artikel von Raphael Zeman | 24.11.2020 - 09:00
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Ausgerichtet von bauinformation.com und holzbau austria präsentierten Architekten, Rechtsexperten, Wissenschaftler und Holzbaumeister diverse Themen rund um den Holzbau. Den Anfang machte Reinhold Steinmaurer, der die Wissensplattform meta_wissen_holzbau vorstellte und dabei speziell die Verwendung der Nutzungsanleitung erläuterte. Die Plattform ist öffentlich zugänglich und kann somit beispielweise auch im Unterricht bzw. in der Lehre genutzt werden. Auf Nachfrage per Chatfunktion verriet Steinmaurer zudem, dass eine Kooperation mit Deutschland und der Schweiz angedacht ist und man darüber hinaus an einer europaweiten Zusammenarbeit zum Thema Normung und bauaufsichtliche Zulassung interessiert sei.

Holzbauingenieure und „Lebenstraumerfüller“

Sandra Schuster von der TU München referierte über optimierte Planungsprozesse der Vorfertigung und verwies auf die Notwendigkeit, die Holzbaukompetenz früher ins Planungsteam zu integrieren. Hierbei sprach sie das Berufsbild des Holzbauingenieurs an, der die Verbindung zwischen Architekten, Tragwerksplanern und Holzbauunternehmen verkörpere. Zudem hätten Umfragen und Interviews bestätigt, dass der Holzbau für die Digitalisierung und den Einsatz von BIM prädestiniert sei. Anschließend präsentierte Christof Weissenseer einen Werksbericht mehrgeschossiger Holzbauten und richtete gleich zwei Appelle an die Teilnehmer: „Wenn wir uns als ‚Lebenstraumerfüller‘ sehen, geht es nicht um Profit, sondern um ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit“ und „wir müssen uns als Holzbauer auch trauen, als Generalunternehmer aufzutreten“. Weissenseer kommunizierte zudem die Idee einer Datenbank, die zum Beispiel Informationen über die Holzbauten in Wien enthält. Diese ermögliche eine Planung, welche und wie viele Gebäude man mit der Demontage anderer errichten könnte.

„Aktives Tragwerken“ und verstärkte Holzbauteile

Einen weiteren Praxisbericht lieferte Kurt Pock, der über die Red Bull Energy Station für Formel 1 und Moto GP sprach. Seine Erkenntnisse aus dem Projekt: „Es ist extrem von Vorteil, wenn ein Team von Beginn an zusammen auftreten kann. Ich nenne das liebevoll ,aktives Tragwerken‘. Kommunikation ist alles.“ Zudem habe ihm der Prozess aufgezeigt, wie früh wesentliche Entscheidungen in einem Projekt eigentlich fallen. Auf den Vortrag Pocks folgte Univ.-Prof. Philipp Dietsch, Leiter des Arbeitsbereichs Holzbau an der Universität Innsbruck, mit neuesten Erkenntnissen zur Verstärkung von Bauteilen aus Brettschichtholz. Er verwies außerdem darauf, dass es in wenigen Monaten neue Forschungsergebnisse zur Verstärkung von Brettsperrholzelementen und dem Einfluss von Holzfeuchteänderungen darauf geben werde. Im Anschluss sprach Univ.-Prof. Tom Kaden von der TU Graz über die Möglichkeiten des urbanen Holzbaus und präsentierte einige Projekte seines Büros. Dabei adressierte er die klimatischen Veränderungen und Bedrohungen, welche umso mehr das Bauen in Holz bzw. Hybridbauweise erfordern. Seiner Meinung nach ist der Holzbau der innovativste Bereich im Bausektor, es gebe allerdings noch nicht ausreichend Architekten, die auf Holzbau spezialisiert sind. Umso erfreulicher findet er das rege Interesse der Studierenden, das ihm an der Universität widerfährt. Den Abschluss machte Dr. Daniel Zirkelbach vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik. Sein Vortrag drehte sich um Feuchtequellen und Trocknung, das Glaserverfahren und die Bemessung mit der hygrothermischen Simulation. Diese erfordere zwar Fachwissen und Erfahrung, liefere aber sehr zuverlässige Prognosen unter Berücksichtigung aller relevanten Einflussgrößen.

„Studierende haben viel gelernt“

Die zehn Stunden dauernde Veranstaltung wurde von fast 500 Holzbaubegeisterten verfolgt. Der Großteil der Interessenten stammte aus Deutschland (42 %) und Österreich (39%), 12 % der Teilnehmer befanden sich in der Schweiz. Auch aus Slowenien und Italien schalteten sich Zuhörer ein. Das große Interesse und der Erfolg der Veranstaltung bezeugt nicht nur die rege Interaktion im Chat, sondern auch das Feedback, das die Veranstalter erhielten. So schrieb der Technical Marketing Manager von Trelleborg Sealing Profiles, Gernot Thürauf: „Professionell, lehrreich und inspirierend. Aktuell tätig in der Dichtungsindustrie, habe ich wieder einiges dazugelernt. Wirklich inspiriert hat mich die spürbare Begeisterung aller Referenten und Teilnehmer für den Werkstoff Holz.“ Den Mehrwert für die nächste Generation von Holzbauakteuren fasst der Kommentar von Dr. Jörg Becker, der an der FH Kärnten unterrichtet, zusammen: „Wenn das so läuft wie heute, können wir Lehrenden auch ohne Präsenzunterricht und Exkursionen die ,COVID-19-Zeit‘ überstehen, denn unsere Studierenden haben heute viel gelernt. Vielleicht noch wichtiger aber: sie wurden heute für das Planen und Bauen mit Holz richtig motiviert.“

Viele der Unterlagen des HOLZBAU DIGITAL Symposiums sowie vergangene Fachvorträge können auf bauinformation.com in den jeweiligen Expertenprofilen eingesehen werden. Für das Jahr 2021 sind bereits Holzbau-Schwerpunkttage geplant, die genauen Termine werden noch bekanntgegeben.