Update

Riesiges Logistikzentrum in Stroh gehüllt

Ein Artikel von Birgit Gruber | 17.11.2025 - 07:34
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Viel Erfahrung mit einer Strohfassade konnten die Architekten von Henning Larsen bereits bei der Sundby School in Dänemark sammeln. © R. Hjortshoj

|UPDATE vom 14.11.2025| 

Der Bau von Europas größtem Holzgebäude in Lelystad schreitet sichtbar voran. Das von Henning Larsen entworfene Logistics Center West setzt mit seiner Fassade neue Maßstäbe für den Einsatz biogener Materialien im Industriebau. Insgesamt werden 23.600 m³ Massivholz und 40.900 m² vorgefertigte Strohmodule verbaut. Die Strohelemente werden derzeit Abschnitt für Abschnitt montiert und verleihen dem 1,5 km langen Baukörper seine charakteristische, warme Erscheinung. Die Module bestehen aus dicht gepresstem Stroh, das dank fehlender Sauerstoffzufuhr über zwei Stunden Feuerwiderstand erreicht und zugleich hervorragende Dämmwerte liefert. Henning Larsen sieht die Fassade als Beweis, dass biogene Materialien industriellen Anforderungen standhalten können. Natürlich belüftete Schichten schützen vor Feuchte, während der hohe Silikatanteil im Stroh zusätzliche Sicherheit bietet. Die schnelle Montage zeigt, wie effizient Stroh als Bauelement eingesetzt werden kann. Mit der Fertigstellung rückt ein logistisches Großprojekt näher, das die Leistungsfähigkeit vollständig biogener Gebäudehüllen demonstriert. Das Zentrum soll in 12 bis 18 Monaten fertiggestellt werden und künftig rund 600 Mitarbeitenden einen modernen, klimafreundlichen Arbeitsplatz bieten.

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Logistics Center West (LCW) von Bestseller befindet sich in Lelystad auf der niederländischen Insel Flevopolder. © Henning Larsen

|ORIGINALARTIKEL vom 30.10.2023| 

Der Eigentümer von Marken wie Jack & Jones und Vero Moda hatte seine Absicht, die Anlage zu bauen, bereits im Herbst 2022 bekundet. Planung und Bau wurden nun offiziell bestätigt. Das Projekt, geplant von Henning Larsen aus Kopenhagen, lässt staunen und soll laut Angaben des Entwicklers – nach Fertigstellung 2026 – Europas größtes Logistikzentrum in Holzbauweise sein. Der Modekonzern investiert damit kräftig in die Logistik, um seine Produkte noch schneller an die Endverbraucher auf der ganzen Welt zu bringen. „Angetrieben wird das Projekt von der gemeinsamen Verpflichtung, Emissionen zu reduzieren, ein faires Arbeitsumfeld zu schaffen und nach dem Kreislaufprinzip zu arbeiten, um Abfälle zu minimieren und Ressourcen zu erhalten. Biogene Materialien und eine signifikante Erhöhung der Biodiversität stehen dabei im Vordergrund“, berichten die Planer.

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© Henning Larsen

Aus Holz und Stroh gebaut

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Ein begrüntes Dach und sein Dachgarten bieten den Mitartbeitern des Zentrums einen Ort für Erholung und Rückzug. © Henning Larsen

Das 155.000 m2 große „Logistics Center West (LCW)“ von Bestseller befindet sich in Lelystad auf der niederländischen Insel Flevopolder und ist eine Anspielung auf die einzigartige Topografie der Gegend. Das Gebäude wird hauptsächlich aus Holz und anderen biogenen Materialien wie Stroh gebaut. Das umliegende Feuchtgebiet und der Wald werden in das Projekt miteinbezogen und so gleichzeitig aufgewertet. Eine Dachbegrünung soll die biologische Vielfalt des Standorts um 10 % erhöhen. Ein zusätzlicher Dachgarten mit rund 30.800 m2 beherbergt kleine Obstbäume und blühende Sträucher und bietet den Mitarbeitern einen ruhigen und erholsamen Rückzugsort.

Förderung der ökologischen Vielfalt

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© Henning Larsen

„Unser Engagement für die Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Umwelt geht über die Ästhetik hinaus; es geht darum, die ökologische Vielfalt zu fördern und ein nachhaltiges Ökosystem zu schaffen. Mit etwas mehr als 40 % des Geländes, die der Landschaft gewidmet sind, bauen wir nicht nur ein Logistikzentrum, sondern schaffen eine Umgebung, in der verschiedene einheimische Arten, Feuchtgebiete und Grünflächen gedeihen. Diese bewusste Integration der Natur in den Arbeitsbereich schafft eine einzigartige Atmosphäre, in der die Mitarbeiter mit der natürlichen Welt in Verbindung treten können, was ihr Wohlbefinden und ihre Produktivität fördert. Entscheidend für den Erfolg ist jedoch, dass nicht jeder Bereich für Menschen zugänglich ist, um sicherzustellen, dass die Natur ungehindert von menschlichen Aktivitäten gedeihen kann“, sagt Sonja Stockmarr, Global Design Director, Landschaftsgestaltung, bei Henning Larsen.

Die Anlage wird mit dem Schwerpunkt auf Automatisierung und Nachhaltigkeit gebaut – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zentrums. Sie wird eine Lagerkapazität von bis zu zwei Millionen Kartons haben und 5.300 000 Einheiten pro Woche kommissionieren. Das Logistikzentrum umfasst Büroräume, ein Shuttle-Lager, ein Paletten-Shuttle und ein Restaurant mit Dachgarten sowie Terrasse, das Mitarbeitern und Besuchern viel Platz in der Natur bietet. Geplant ist, rund 500 neue Mitarbeiter einzustellen. 

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Das Projekt soll Europas größtes Logistikzentrum in Holzbauweise sein. © Henning Larsen

Quelle: Henning Larsen