Scharf an der Kante

Ein Artikel von Birgit Gruber | 01.02.2024 - 08:35
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Die verschneite Skigard-Fassade lässt die Hütte in der Natur verschwinden. © Ivar Kvaal

Casper und Lexie Mork-Ulnes (Mork-Ulnes Architects) lernten sich vor 20 Jahren auf einer Skitour kennen und teilen seither die Liebe zu den Bergen, zum Schnee und zum Skifahren. Sie lebten in San Francisco und zogen 2011 nach Oslo um. Mit zwei Kindern und Hund Lupo beschlossen sie, sich eine Hütte in den Bergen zu bauen, wo sie den Lebensstil Norwegens voll und ganz genießen können. Sie kauften ein 2000 m2 großes Grundstück in Kvitfjell mit weitem Blick über das Tal. Das Skigebiet wurde für die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer entwickelt. 

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Eine Aufnahme aus Sommertagen zeigt, wie das Haus auf Holzstützen gebaut wurde. Das Punktfundament stört die Schafe nicht in ihrer natürlichen Umgebung. © Bruce Damonte

Wir haben die ländliche Umgebung mit großer Sorgfalt studiert und lokale Gebäudetypologien analysiert, da wir verstehen wollten, was ihre Formen funktionell leisten.

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Architekt Casper Mork-Ulnes
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Unter dem Haus grasen Schafe

Form und Gestalt der Hütte auf 943 m Seehöhe ergaben sich erst, als sich die Familie beim Zelten mit den einzigartigen Qualitäten des Ortes vertraut machte. Die Hütte thront auf der Kante eines steilen Hanges und rahmt den Panoramablick auf das darunterliegende Tal und den Fluss ein. Sie ist nur über Holzstützen mit dem Boden verbunden und schützt sowohl das natürliche Terrain als auch die Schafe, die dort grasen und gelegentlich unter dem Haus vor dem Wetter Zuflucht suchen. Ihre Architektur nimmt Bezug auf Elemente der lokalen Volkstradition und interpretiert sie in einem rationalen und einfallsreichen Projekt neu. Die Außenverkleidung der Hütte besteht aus Skigard, einem drei Meter langen, vierteljährlich gefällten Rundholz, das von norwegischen Bauern traditionell als Zaun verwendet wird. Die Fassade bezieht sich somit auf die ländliche Architektur und fügt sich dadurch in die raue Landschaft ein. Das Grasdach der Hütte erinnert ebenfalls an die traditionellen Sodendächer, die bis ins späte 19. Jahrhundert auf Blockhäusern in Skandinavien üblich waren. 

Kiefernholz-Duft im Inneren der Hütte

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Die Räume sind mit Kiefernholz verkleidet. © Bruce Damonte

„Wir haben die ländliche Umgebung mit großer Sorgfalt studiert und lokale Gebäudetypologien analysiert, da wir vollständig verstehen wollten, was ihre Formen funktionell leisten und wie sie die lokale architektonische Kultur geprägt haben“, erzählt Casper Mork-Ulnes. Die unkonventionelle Rauheit der äußeren Skigard-Verkleidung wird durch einen fast vollständig homogenen Innenraum ergänzt, in dem die hellen und glatten massiven Kiefernholzverkleidungen ein intimes und gemütliches Gefühl erzeugen. Die maßgefertigten Kiefernholzmöbel verleihen dem Haus zudem eine einzigartige hölzerne Duftnote. 

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Ein Dachkegel verleiht dem großen Wohn-Essbereich ein offenes Raumgefühl. © Bruce Damonte

Glaswände sorgen für viel Tageslicht

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Wohnhaus und Gästeanbau erreicht man über eine Holzveranda, die einen tollen Ausblick auf die Landschaft frei gibt. © Bruce Damonte

Der Kubus enthält drei Schlafzimmern plus Sauna und einen Anbau, der für Gäste vorgesehen ist. Zwei gegenüberliegende, sechs Meter lange, vom Boden bis zur Decke reichende Glaswände geben dem offenen Wohn-, Küchen- und Essbereich eine großartige Aussicht. Die nach Süden ausgerichtete Glaswand ermöglicht außerdem, dass die tieferstehende Wintersonne das Haus tagsüber gut beleuchtet. Zusätzlich zu den Glaswänden leitet ein Oberlicht am Scheitelpunkt der Kegeldecke natürliches Licht in die Wohnbereiche. In das Haus gelangt man über eine Holztreppe, die zu einer kleinen Veranda führt. 

Quelle: Mork-Ulnes Architects