Die hochkarätige Jury – bestehend aus Sylvia Polleres (Holzforschung Austria), Johannes Kaufmann (Johannes Kaufmann & Partner Architektur) und Holzbaumeister Willibald Longin jun. – nominierte zunächst 19 Objekte, die anschließend bereist wurden. Am Ende vergab sie zwei Hauptpreise, vier Auszeichnungen, fünf Anerkennungen und einen Sonderpreis. In der Kategorie „Export“, in der Kärntner Architekten und Holzbaubetriebe Projekte außerhalb des Bundeslandes einreichen konnten, gingen zwei Auszeichnungen und zwei Anerkennungen hervor.
Nachhaltiges Bauen im Fokus
Die Jury zeigte sich besonders erfreut über die hohe Qualität der eingereichten Projekte und die zunehmende Bedeutung des Weiterbauens und der Revitalisierung bestehender Bausubstanz. Viele der prämierten Projekte beweisen, dass ressourcenschonendes und zugleich wirtschaftliches Bauen mit Holz längst selbstverständlich geworden ist.
„Das zeigt die Stärke des Holzbaus in unserem Land“, betonte Johannes Thurn-Valsassina, stellvertretender Obmann von proHolz Kärnten, bei der Verleihung. proHolz-Obmann Johann Weinberger gratulierte den Preisträgern und dankte allen Teilnehmenden: „Sie tragen dazu bei, die Bedeutung unseres heimischen Rohstoffes Holz einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen.“
Holz punktet nicht nur mit hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz: Verarbeitetes Holz wirkt als langfristiger CO₂-Speicher und benötigt bei der Verarbeitung deutlich weniger Energie als andere Baustoffe. Das Preisgeld von insgesamt 7000 € wurde – wie schon in den vergangenen Jahren – von der Kelag gestiftet. Je 3000 € gingen an die Architektenteams der beiden Hauptpreise, 1000 € an den Gewinner des Sonderpreises. Kelag-Vorstand Reinhard Draxler überreichte die Schecks persönlich und kündigte an, auch künftig als Sponsor des Holzbaupreises Kärnten mitzuwirken.
Im Anschluss finden Sie die Gewinner in der Hauptkategorie Holzbaupreis, die Auszeichnungen sowie den Sonderpreis.
Die Holzbaupreise
Zadruga 2.0 – Neue Ortsmitte, Ludmannsdorf
Architekt: Scheiberlammer Architekten
Tragwerksplanung: Svetina+Partner
Ausführung: Holzbau Gasser
Bauherrschaft: Gemeinde Ludmannsdorf
Der mehrgeschoßige Holzbau ist ein multifunktionales Gebäude und beherbergt die örtliche Kindertagesstätte und die Musikschule. Zugleich ist hier der Treffpunkt des Slowenischen Kulturvereins, der den Veranstaltungssaal für Theateraufführungen, Filmabende, Vorträge oder Workshops nutzt. Bei Veranstaltungen lässt sich die Glasfassade öffnen und bezieht den umliegenden Platz mit ein. Das Obergeschoß hingegen ist intim und versteht sich als Rückzugsort für Kindertagesgruppe. Über einen separaten Zugang erreicht man das Treppenhaus beziehungsweise den Aufzug und gelangt so zu den Gruppenräumen. Die Entscheidung für Holz fiel unter anderem auch aufgrund der angenehmen Wohnatmosphäre, die diesem Baustoff eigen ist. Dafür wurden die konstruktiven Elemente sichtbar belassen und mit Naturöl mit Weißpigment behandelt. Das Gebäude wurde so platziert, dass es gemeinsam mit dem Rathaus, dem Pfarrhof sowie der Kirche und dem Gasthaus eine Ortsmitte definiert. In diesem neu generierten öffentlichen Raum fließt der Fußweg von der Volksschule hinein und geht in den Platzraum über. Die auf diese Weise entstandene Raum versteht sich als zentraler Ort der Begegnung.
Transformation Vorstadthaus
Architekt: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: LACKNER | EGGER Bauingenieure
Ausführung: Franz Roth
Innenausbau: Tischlerei Steger | Daniel Steger
Bauherrschaft: Heinz und Zora Kampfer
Bauherrin und Bauherr wünschten eine Redimensionierung, während das Architektenteam aufgrund der guten Bausubstanz so viel wie möglich vom Bestand erhalten wollte. So wurde das ursprünglich dreigeschoßige Gebäude um ein Geschoß und das Dachgeschoß reduziert. Die alten massiven Wände im Erdgeschoß bilden nun die Grundstruktur des neuen Gebäudes, das durch einen Zubau aus Holz erweitert wurde. Der auf diese Weise verkleinerte Baukörper ermöglicht ebenerdiges Wohnen im direkten Kontakt zum Außenraum, wobei jedes Zimmer einen Bezug zum Garten hat – ein Anliegen, das der Bauherrin besonders wichtig war. Ein weit auskragendes Dach schützt die umlaufende Veranda. Auch die Inneneinrichtung wurde vom Architektenteam durchkomponiert und von einem Tischler gefertigt. So dienen die Zwischenwände aus hellem Fichtenholz als unauffällige Möbelstücke und bieten viel Stauraum.
Die Auszeichnungen
Freizeitanlage Badesee Greifenburg – Umbau und Erweiterung
Architekt: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: BAUINGENIEURE | LACKNER | EGGER
Ausführung: Holzbau Tschabitscher
Bauherrschaft: Martgemeinde Greifenburg
Der Grundwassersee in Greifenburg wurde in den 1980er Jahren als Badesee adaptiert. Mit der Renovierung der Anlage erfolgte nun die Erweiterung auf einen Ganzjahresbetrieb. Dazu wurde der bestehende Massivbau, der alle notwendigen Funktionen des sommerlichen Badebetriebs, wie Kassa, Umkleiden, Erste Hilfe Raum, Wasch- und WC-Anlagen, Raum für den Bademeister und die Kassa sowie den Shop mit Lager beinhaltet, durch einen leicht zum See verschobenen, Holzbau ergänzt. Beide Baukörper wurden durch eine Pergolakonstruktion, teilweise grün bewachsen, verbunden. Der Vorplatz ist durch eine Bank mit Trinkbrunnen und einem Baum definiert und gegenüber dem Verkehrsbereich abgetrennt. Er bietet dem Restaurant eine zusätzliche Westterrasse mit Bezug zum See (Durchblicke), die auch von den Radfahrern und Kletterern genutzt werden kann. Inneneinrichtung und Möbel wurden ebenfalls von den Architekten geplant: zarte Holztische und Stühle im Restaurant, Kästchen und Umkleiden aus Holz, auch der Shop ist einheitlich gestaltet – innen Fichte, außen Lärche.
Drei Tiroler in Kärnten
Architekt: architekturWERKSTATT
Tragwerksplanung: BM Ing. Bruno Kalles
Ausführung: Holzbau Saurer
Bauherrschaft: Familie Schott
Die Besonderheit an der Konzeption liegt darin, dass den Häusern nach Süden hin leichte Holzbauten vorgelagert sind. Diese dienen sowohl als Eingangsbereich der Wohnungen als auch als Balkone beziehungsweise Terrassen mit hoher Aufenthaltsqualität. Besonderer Wert wurde auf die Außenanlagengestaltung gelegt, indem die Obstbäume erhalten und die Baukörper behutsam in den natürlichen Geländeverlauf eingepasst wurden. Die drei Gebäude wurden zur Gänze als Holzkonstruktion in Niedrigenergiebauweise errichtet.
Umbau und Revitalisierung Kulturhaus, Feistritz im Rosental
Architekt: Scheiberlammer Architekten
Tragwerksplanung: Svetina+Partner
Ausführung: Holzbau Gasser
Bauherrschaft: Gemeinde Feistritz im Rosental
Das ehemalige Restaurant im Kulturhaus sollte aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Gleichzeitig sollte die Fassade des Kulturhauses thermisch saniert und neu gestaltet werden – mit dem Ziel, dem Ortskern eine neue Identität zu verleihen. Damit verbunden war auch eine Nutzungsänderung der bestehenden Räumlichkeiten. Diese stehen nun als vielseitig nutzbarer Mehrzwecksaal sowie als Büroflächen für Co-Working-Arbeitsplätze mit gemeinsamer Küche sowohl der Gemeinde als auch der Bevölkerung zur Verfügung. All das geschah mit minimalen Eingriffen in die Bausubstanz. Der Innenausbau des Mehrzwecksaals und sämtliche Einbaumöbel erfolgten mit Birkensperrholzplatten, um eine warme und einladende Atmosphäre zu schaffen. Ein neuer Arkadengang aus Holz markiert den Übergang zwischen halböffentlichem und öffentlichem Raum.
WALDARENA Velden – Umbau und Erweiterung
Architekt: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: BAUINGENIEURE | LACKNER | EGGER
Ausführung: Zimmerei Franz Roth
Bauherrschaft: Sportverein ATUS Velden
Die Vereinsmitglieder des ATUS Velden haben in einer Baracke angefangen, dann das neue Clubhaus selbst gemauert. Viele Emotionen sind damit verbunden, daher sollte bei Erneuerung so viel wie möglich erhalten bleiben. Daher wurde der Bestand bestmöglich genutzt, daraus die Struktur abgeleitet und in Fichtenholz weiterentwickelt. Ziel bei der Sanierung und Erweiterung der Sportanlage war auch die Schaffung einer Stadionatmosphäre. Hierzu wurde der Bestand im Osten und im Westen erweitert und über ein nach Süden ausladendes Tribünendach zusammengebunden. Der langgestreckte, eingeschoßige Baukörper bietet somit auch für internationale Gästemannschaften einen adäquaten Rahmen.
Auszeichnungen Export
Kindergarten Leoben – Mühltal
Architekt: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: KPZT – DI Kurt Pock
Ausführung: Strobl Bau – Holzbau
Bauherrschaft: Stadtgemeinde Leoben
bergeordnetes Ziel des Bauauftrags war die Schaffung eines identitätsstiftenden Ortes für den Stadtteil. Ein Park soll als grünes Herz den Osten von Leoben aufwerten.
Es entstand ein langgestreckter, eingeschoßiger Baukörper, der durch eingeschnittene Höfe einen intensiven Dialog zwischen Innen- und Außenräumen bewirkt. Die Gliederung des Baukörpers schafft einen kindgerechten Maßstab mit guter Orientierung. Jede Gruppe ist als eigene Einheit mit zugeordnetem Hof und eigenem Baum konzipiert. Unterschiedliche Baumarten und Farben im Innenraum schaffen Orientierung und Identifikation für die Kinder. Jedem Gruppenraum ist eine überdachte Terrasse vorgelagert. Haptische Erlebnisse sollen die Kinder sowohl im Außen- als auch im Innenraum für unterschiedliche Erfahrungen sensibilisieren. Das Tragwerk ist so konzipiert, dass es sichtbar und erlebbar ist. Ziel ist es, eine für die Kinder leicht verständliche Tragstruktur zu gestalten, die die Wege des Kraftflusses nachvollziehbar macht. Der Kindergarten liegt zentral in einem parkartig gestalteten öffentlichen Freiraum. Anstelle pflegeaufwändiger Schmuckbeete werden weniger frequentierte Flächen als ökologisch wertvolle Blumenwiesen gestaltet.
Sozialzentrum Kössen Schwendt
Architekt: Gasparin Meier Architekten
Tragwerksplanung: DI Alfred Brunnsteiner
Ausführung: Zimmerei-Holzbau Exenberger
Bauherrschaft: Gemeinde Kössen
Ziel der Entwurfsplanung war es, eine vertraute Wohnform zu schaffen, die Menschen im fortschreitend höheren Alter und dadurch eingeschränktem Aktionsradius ein selbstbestimmtes, stark auf den Naturraum bezogenes Leben ermöglicht. Zugleich sollte sich die Anlage gut in den Kontext einfügen. Dem Projekt liegt die Hoftypologie zugrunde. Daraus ergibt sich ein reichhaltiges Raumgefüge zwischen Innen- und Außenräumen verschiedenster Qualitäten, die entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen älterer Menschen ideal genutzt werden können. Auch die Verwebung von Naturraum und Bauwerk bereichert die Anlage.
Sonderpreis
Wirt zu St. Peter
Architekt: Architekturbüro – Suntinger
Tragwerksplanung: Gemson
Ausführung: Gemson, Holzbau Unterluggauer
Bauherrschaft: Wirt zu St. Peter
Das Projekt „Wirt zu St. Peter“ in Rangersdorf besteht aus dem gleichnamigen Traditionsgasthof, einem außergewöhnlichen Wirtschaftsgebäude und einem mehrgeschoßigen Wohnbau aus Holz. Hinter dem Projekt steht eine Initiativgruppe gebürtiger Rangersdorfer, die aus beruflichen Gründen viele Jahrzehnte außerhalb des Bundeslandes lebten, und den Ortskern ihres Heimatortes beleben wollten. Sie retteten das Wirtschaftsgebäude vor dem Abriss und funktionierten es in einen auf zwei Ebenen (Tenne und Obertenne) vielfältig bespielbaren Veranstaltungsraum um. Die historischen Räumlichkeiten im Erdgeschoß des alten Wirtshauses werden als „Dorfcafé“ nun von einer „Wirtin zu St. Peter“ geführt. Der erste Stock wurde zu sechs „betreubaren“ Kleinwohnungen umgebaut und im Dachgeschoß vier „Penthouse-Wohnungen“ errichtet. Die Planungsarbeiten für die Sanierung und Revitalisierung der beiden alten Gebäude erfolgten in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt. Das historische Ensemble wird durch einen modernen Zubau ergänzt, der leistbaren Wohnraum schafft. Er umfasst insgesamt acht Wohnungen in gleicher Größe und mit nahezu gleichem Grundriss. Die Bauteile wurden im Werk in der Nachbargemeinde gefertigt. Barrierefreie Begegnungszonen in verschiedenen Bereichen sind zum Beispiel ein großzügiger Gemeinschaftsraum, die geräumige Terrasse auf dem Flachdach des Neubaus, der freistehende Erschließungstrakt mit Lift und das Stiegenhaus zwischen den beiden Wohngebäuden.
Quelle: proHolz Kärnten