Holzbau im Wandel

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 22.10.2019 - 09:31

Ganz bewusst wählte man für die diesjährige Veranstaltung das Motto „Holzbau im Wandel“ – nicht nur aufgrund der höheren Ansprüche an den Bau, den der Klimawandel auf den Plan ruft, sondern auch wegen der veränderten technischen Herausforderungen. Nach einleitenden Worten des neuen Bundesinnungsmeisters Holzbau, Siegfried Fritz, und Christian Murhammer vom Österreichischen Fertighausverband stiegen die Vortragenden in die Thematik ein.

Druck auf unsere Gebäude

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Dr. Karl Höfler © Kathrin Lanz

„Früher fühlten wir uns im Innenraum bei 18 bis 20° C Raumtemperatur behaglich, heute liegt die Wohlfühltemperatur bei bis zu 23° C. Das übt Druck auf unsere Gebäude aus, nicht nur auf den Holzbau“, so leitet Dr. Karl Höfler vom Institut für Nachhaltige Technologien (AEE INTEC) seinen Vortrag „Leckage ist nicht Leckage“ ein. Die Höhe des Feuchteeintrags hängt zum einen von der Größe der Undichtheit und zum anderen von den Raumkonditionen ab. Gemeinsam mit Karin Hauer von der HFA stellte sich Höfler die Frage, ob Fehlstellen in der Praxis überhaupt verhindert werden können. Und wenn nicht, ab welcher Größe der Undichtheit in der Gebäudehülle ein Bauschaden wahrscheinlich ist. Davon erzählte er, während er Bilder von Eiszapfen zeigt, die aus einer Fassade ragen. Neben den am Markt befindlichen Messmethoden untersucht Höfler zurzeit Möglichkeiten, um punktuelle Undichtheiten nicht nur am Prüfstand exakt bestimmen zu können, sondern auch auf der Baustelle. Ein Thermonanometer scheint als mobile Messstation vielversprechend, liefert aber bisher noch nicht die gewünschte Messgenauigkeit.

Diskussionspunkt Trittschalldämmung

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Dr. Bernd Nusser © Kathrin Lanz

Dr. Bernd Nusser von der HFA untersuchte Einflussfaktoren auf die Trittschalldämmung von Brettsperrholz-Decken. Mit Quellen, wie dataholz.eu (24 BSP-Deckenvarianten) oder lignumholz.ch (77 BSP- und Brettstapeldecken gemischt), stellt man dem Planer 101 Beispielaufbauten bereit. Zählt man jene 15 im Holzbau Handbuch „Schallschutz im Holzbau“, erhältlich auf informationsdienst-holz.de, hinzu, kommt man auf 116. „Beachtet man aber den tiefen Frequenzbereich beim Trittschall, und das sollte man als verantwortungsvoller Planer tun, bleiben von den 116 Beispielaufbauten elf Möglichkeiten übrig“, ergänzte Nusser. Findet man keinen passenden Aufbau, rät der Experte zur Planung mit Bedacht. „Vorsicht: Im Labor konnten zwar gute Ergebnisse bei einer elastischen Lagerung der Schüttung erzielt werden. Auf der Baustelle kann diese Modifikation aber auch einen negativen Effekt, wie zum Beispiel eine reduzierte Schalllängsdämmung der Decke, mit sich bringen.

Was kommt auf uns zu?

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Dr. Andreas Gobiet © Kathrin Lanz

Dr. Andreas Gobiet von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) blickte in Bad Ischl 500.000 Jahre in die Vergangenheit. Er erklärte, dass es schon immer extreme Temperaturschwankungen gegeben habe. „Seit den 1980er-Jahren gibt es aber  keinen Zweifel mehr, dass der heutige Temperaturanstieg menschengemacht ist“, sagt der Klimaforscher und prognostiziert: „Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass es bis 2050 noch wärmer wird.“ Dies und auch die Zunahme an Starkregenereignissen sowie heftigeren Windböen haben Auswirkungen auf die Art und Weise, wie man plant. „Es gibt aber keine Anzeichen dafür, dass Ereignisse, wie der verheerende Sturm ‚Paula’, mit dem Klimawandel in Zusammenhang zu bringen sind.“ An diesen Extremen müsse sich der Planer also nicht orientieren.

Ein ausführlicher Veranstaltungsbericht findet sich in der kommenden Ausgabe der holzbau austria.