Faservlies-Verstärkung für Leimholz

Ein Artikel von Ulrike Knaus | 25.02.2020 - 10:16
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Vor dem Versuchsaufbau: Hans Rechner, Geschäftsführer HTK, Berndt Köll, Business Manager Lenzing, Johann Blinzer, Direktor HTK, und die Diplomanden Jonathan Huber, Ulrich Rotschopf und Tobias Blüml (v. li.) © Ulrike Knaus

Leimholz kann unter anderem mit Karbonfasern verstärkt werden. Diese Stoffe bringen zwar eine statische Verbesserung, sind aber teuer und aufwändiger zu recyceln. Ein Team des Holztechnikums in Kuchl ist auf die Idee gekommen, Faservliese aus Lyocell zu verwenden. Dafür hat man sich das Unternehmen Lenzing mit ins Boot geholt. Die ersten Ergebnisse zeigen eine Zunahme der Festigkeit im Vier-Punkt-Biegeversuch um bis zu 15 % und lassen auf Großes hoffen. „Zusammen mit den Diplomanden der HTL-Kuchl haben wir in diesem Projekt ein tolles neues Einsatzgebiet für unsere nachhaltigen Lyocell-Fasern aus dem Rohstoff Holz gefunden. Durch die biologische Abbaubarkeit und die besonderen Eigenschaften der Fasern entstand dabei eine spannende neue Werkstoffkombination mit viel Zukunftspotenzial“, informiert Berndt Köll, Business Manager Lenzing.

Die Testreihen

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4-Punkt BiegeversuchDie Festigkeitseigenschaften werden mittels eines Vier-Punkt-Biegeversuchs bestimmt. © Ulrike Knaus

Der neue Werkstoff besteht aus fünflagigem Brettschichtholz. In der untersten Lage wird ein Faservlies aus Lyocell eingeklebt. Das Holz für die Testreihen stellte Weitzer Parkett in Form von Parkett-Mittellagen zur Verfügung. Um die BSH-Elemente herzustellen, wird der Leim auf das Holz aufgetragen und mit dem trockenen Vlies verpresst. Das Vlies wird dabei nicht in Leim getränkt, sondern trocken mitverpresst. Für die ersten Festigkeitstests wurde das BSH mit Weißleim und mit einer Sorte Faservlies verklebt. Die ganze Testreihe soll drei Leimarten und drei Faservliese und deren Kombination umfassen. Auf Herz und Nieren werden die Kombinationen von drei Diplomanden (Ulrich Rotschopf, Jonathan Huber, Tobias Blümel) der HTL-Kuchl im Zuge ihrer Abschlussarbeit geprüft. Detaillierte Endergebnisse werden am Ende des Sommersemesters bei der Diplompräsentation des Holztechnikums vorgestellt.

Die Vorteile

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Der neue Werkstoffverbund ist nachhaltig und produktökologisch. © Ulrike Knaus

Der neue Werkstoffverbund ist nachhaltig und produktökologisch. Das Lyocell wird bei Lenzing aus Laubholz hergestellt. Dadurch bleibt auch der Verbundwerkstoff stoffhomogen. „Zukünftig wird kein Sondermüll produziert und der Holzbau hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Bauarten“, ist sich Teamleiter Stefan Vötter sicher. Seine Studenten sind davon überzeugt, dass die Art der Werkstoffkombination nicht nur in kleinen Testreihen bestehen könne, sondern auch seine Anwendung bei der industriellen Herstellung von BSH und BSP finden werde.