Swatch bricht mit profaner Bürohausarchitektur

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 08.10.2019 - 08:56

Vergangene Woche wurde der neue Hauptsitz von Swatch in Biel eingeweiht. Shigeru Ban hat einen komplexen Holzbau entworfen, der sich wie eine Schlange über das Areal erstreckt. Der 1957 in Tokio geborene Pritzker-Preisträger ist für seine filigranen Strukturen und unkonventionellen Methoden in der Architektur bekannt. Beim Hauptsitz des Uhrenherstellers in Biel machte er seinem Ruf einmal mehr alle Ehre. Die gewölbte Fassade besteht aus 4600 Balken. Mittels 3D-Technologie konnten die Planer die genaue Form und Positionierung jedes einzelnen Balkens definieren. Mit einem ausgeklügelten Steckprinzip sind jene passgenau miteinander verbunden. Rund 2000 m3 Holz – vorrangig Fichte aus Schweizer Wäldern – stecken also wortwörtlich im Bau.

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Das Tragwerk hat mit einer Länge von 240 m, einer Maximalspannweite von 34 m und einer Höhe von 27 m gewaltige Ausmaße. © Swatch

Im Inneren verteilen sich 25.000 m2 Geschossfläche auf fünf Stockwerke für alle Abteilungen von Swatch International sowie Swatch Schweiz. In der Holzgitterschale darüber ist ein komplexes Geflecht aus Leitungen diskret in die Struktur integriert. 442 individuell gefertigte, gebogene Solarelemente sind nämlich in die Wabenstruktur eingesetzt. Mit 1770 m2 installierter Photovoltaik sollen pro Jahr 212,3 MWh Strom gewonnen werden, was dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 61 Haushalten entspricht.

Größte Gitterschale der Firmengeschichte

Für die Holzbauer von Blumer Lehmann ist diese Konstruktion mit einer Fläche von 11.000 m2 die bisher größte Gitterschale, die in der Firmengeschichte realisiert wurde. „Die Form und die einzelnen Träger sind riesig und die Anforderungen an die Genauigkeit waren sehr hoch. Doch das ist im Holzbau alles machbar,“ so Felix Holenstein, Projektleiter von Blumer Lehmann für das Swatch-Projekt. „Eine Herausforderung brachte jedoch die Entscheidung mit sich, die haustechnischen Leitungsführungen in die Tragwerksebene zu legen.“

Eine weitere Herausforderung war die Planung der Montage. Nachdem entschieden war, wie man die ineinandergreifenden Teile Stoß auf Stoß montieren kann, wurde die Reihenfolge für die Montage festgelegt. Das betraf auch die Produktion der Trägerelemente, denn sie mussten exakt in dieser Reihenfolge produziert und auf die Baustelle gebracht werden. „Die größte Herausforderung war es, die richtigen Teile zur richtigen Zeit auf der Baustelle zu haben,“ erinnert sich Felix Holenstein. „Das wäre ohne eine dreidimensionale Planung an einem 3D-Modell gar nicht möglich gewesen.“

Die Bauzeit für das gesamte Gebäude betrug fünf Jahre, offiziell eröffnet wurde es Anfang Oktober.

Quelle: Swatch