Bitte nicht STÖRen

Ein Artikel von Raphael Zeman | 05.03.2020 - 13:19
Jangtse_1_EnneadArchitects.jpg

Das Design ist einerseits vom Jangtse selbst und andererseits von der Schifffahrt inspiriert. © Ennead Architects

Das Projekt zielt nicht nur darauf ab, den Fortbestand der gefährdeten Fischarten zu sichern, sondern darüber hinaus das Engagement der Gesellschaft für den Erhalt von Umwelt und Biodiversität zu fördern. Deshalb wird die Anlage so „durchsichtig“ wie möglich geplant, um die Besucher mit der Forschungs- und Naturschutzarbeit in Kontakt zu bringen. Und welche Bauweise wäre dafür besser geeignet, als der Holzbau?

Die Arche

Jangtse_2_EnneadArchitects.jpg

Auf insgesamt 7,5 ha entsteht ein Naturschutzreservat der besonderen Art. © Ennead Architects

Das Projektgebiet umfasst insgesamt 17,5 ha, von denen rund 40.000 m2 das geplante, dreiteilige Gebäudeensemble einnehmen wird. Darin sind ein Aquarium zu Beobachtungs- und Forschungszwecken (auch für Besucher), Forschungslabore, Becken zur Zucht beziehungsweise zum Laichen, Ausstellungs- und Lehrräume sowie ein Auditorium geplant. Die komplexe Anlage ist so konzipiert, dass die Becken im Innen- und Außenraum durch Variationen in beispielsweise Größe oder Salzgehalt des Wassers die natürliche Migration der Tiere simulieren.

Jangtse_3_EnneadArchitects.jpg

Die Tragkonstruktion für die außergewöhnliche Überdachung wird in Brettsperrholz aus Bambus ausgeführt. © Ennead Architects

Vorbilder für das, mit welligen, fluiden Formen spielende Design, fanden Ennead Architects nicht nur im Jangtse. Das Gebäude ist von der Schifffahrt inspiriert und an die Arche angelehnt. Da ist es nur konsequent, dass die Tragkonstruktion für die Dachhaut, welche die drei Gebäudeteile zu einem großen Ganzen verbindet, in Holzbauweise ausgeführt werden soll. Wie eine Wirbelsäule mit hölzernen Rippen schlängelt sich die Gebäudehülle über die Baukörper, die durchlässigen PFTE-Schindeln obenauf schleusen Tageslicht in den Innenraum.

Ökologie hat hohen Stellenwert

Jangtse_9_EnneadArchitects.jpg

Gemäß der angestrebten Vorbildwirkung des Projekts, spielt auch das Energiekonzept alle Stücke. © Ennead Architects

Ganz im Sinne der angestrebten Vorbildwirkung wird bei dem Projekt großes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit gelegt. Abgesehen von der hölzernen Tragkonstruktion sollen Technologien, wie beispielsweise ein geothermaler Heiz- und Kühlkreislauf, Regenwasseraufbereitung oder flexible solar- beziehungsweise photovoltaikbeheizte Wasserleitungen zum Einsatz kommen.

Jangtse_6_EnneadArchitects.jpg

Unterschiedliche Landschaftstypen simulieren die natürliche Migration der Fische. Auch die Flora wird dank einheimischer Pflanzen möglichst ursprünglich gehalten. © Ennead Architects

Auch die Außenanlagen sind wohl durchdacht. Hierfür sind die Architekten eine Kooperation mit Andropogon eingegangen, welche die Gestaltung der Außenbereiche an die Uferlandschaft des Jangtse und deren Lebensräume anlehnten. Die Terrassenlandschaften und Feuchtgebiete, in denen eine heimische Flora inklusive Wasserpflanzen zur Biofiltration eingesetzt wird, stellen die Balance zwischen Habitaten an Land und im Wasser her.

„Schwebende“ Stege und Aussichtsplattformen lassen die Besucher in die natürliche Atmosphäre des Naturschutzreservates eintauchen und bringen sie mitten ins Geschehen. Ab 2021 soll dies möglich sein, denn bereits in einem Jahr ist die Fertigstellung des Großprojekts geplant.

Quelle: Ennead Architects