Um den Baum gebaut

Ein Artikel von Birgit Gruber | 10.07.2020 - 10:48

So könnte es vielleicht aussehen, sein „Haus am See“, von dem der bekannte Berliner Musiker Peter Fox (Frontman der Band Seeed) im gleichnamigen Lied singt. Ein Holzhaus inmitten der Idylle des Klein Köriser Sees, ein natürlich entstandenes Gewässer auf dem Gebiet der Gemeinde Groß Köris im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg. Interessant ist vor allem der Grundriss, dessen Unregelmäßigkeit sich aus der Position der vorhandenen Bäume auf dem Grundstück ergibt. Der bestehende Kiefernwald am Seeufer war den Architekten des Berliner Büros von Zeller & Moye nämlich ein großes Anliegen: „Die Holzkonstruktion wurde vom Boden losgelöst, um dessen Fußabdruck im Waldboden zu minimieren und um direkten Kontakt mit dem saisonal feuchten Boden zu vermeiden. Zudem sollte für die Errichtung kein einziger Baum vor Ort gefällt werden, was nur mit einer Unterteilung des Bauvolumens in fünf einzelne Kuben möglich wurde. Diese sind zueinander versetzt und um die bestehenden Bäume herum angeordnet, sodass Verbindungen im Inneren des Hauses entstehen“, berichten die Architekten. Durch die außergewöhnliche Anordnung ergeben sich zudem ein Innenhof und mehrere begrünte Nischen entlang der Fassade, die den Bewohnern als Rückzugsort dienen.

Haus Koeris_Cesar Bejar.jpg

Das Haus Köris wurde am Seeufer des Klein Köriser Sees zwischen die Kiefernbäume gesetzt. © Cesar Bejar

Kein Baum am Grundstück wurde beschädigt

Haus Koeris13.jpg

 

Die Fassade wurde umlaufend mit vertikal angeordneten Holzlatten aus regionalem Fichtenholz verkleidet. Die Außentüren und Fenster sind optisch in den Rhythmus der Fassade integriert.
© Cesar Bejar

„Um die bestehenden Kiefernbäume erhalten zu können, wurde das Haus nicht nur um die Bäume herum entwickelt. Wir mussten auch jegliche Beschädigung des horizontalen Wurzelnetzwerks im Erdreich vermeiden. Die gesamte Konstruktion wurde deshalb aufgeständert, um die Auswirkungen des Hauses auf das Erdreich auf ein Minimum zu beschränken“, erklären die Planer. Die Holzstruktur ruhe deshalb auf einzelnen Punktfundamenten, die in einem Raster unter dem Haus angeordnet seien. „Die Betonpfähle erlauben den Baumwurzeln, um diese herum weiterzuwachsen.“ Neben Massivholzböden und -decken, kam vor allem ein neuartiges Wandsystem aus Holzmodulsteinen zum Einsatz, das mit holzfaserbasiertem Dämmmaterial gefüllt ist. Die Fassade wurde umlaufend mit vertikal angeordneten Holzlatten aus regionalem Fichtenholz verkleidet.

Helle Räume, angenehmes Raumklima

Haus Koeris9.jpg

Im gesamten Innenraum bleiben die hellen Holzoberflächen unverkleidet. Großflächige Fenster in unregelmäßiger Positionierung unterbrechen die ruhige Innenraumgestaltung mit malerischen Aussichten auf die umgebende Baumlandschaft. © Cesar Bejar

Im Inneren dominieren die unverkleideten Holzoberflächen der Wände, Decken und Böden und schaffen so ein durchgängig angenehmes Raumklima. Die Kombination aus großformatiger Festverglasung und kleineren, öffenbaren Fenstern sorgt für lichtdurchflutete Innenräume und ermöglicht eine natürliche Belüftung. Zimmer mit unterschiedlichen Raumhöhen von 2,4 bis 3,1 m geben auf ingesamt 130 m2 genügend Platz zum Entfalten. Der zentrale Wohnraum ist das Herzstück des Hauses. Dort wird mit einem Holzkamin geheizt, während ein Biogasofen die allgemeine Heizung in allen Räumen speist. Drei dieser Räume gehen vom Wohnraum ab und können, je nach Bedarf, unterschiedlich genutzt werden. Ein weiterer umwelfreundlicher Aspekt: Auf dem Grundstück wurde eine Kleinkläranlage verbaut, die jegliches Abwasser reinigt, bevor sie es dem Grundwasser zuführt. Das Projekt wurde im Frühjahr 2020 fertiggestellt. In einer zweiten Phase sollen noch die Dächer begrünt werden, um die Dämmleistung des Gebäudes zu erhöhen und das Ökosystem des Grundstücks zu bereichern.

Quelle: Zeller & Moye Architekten