Holzskelett am Fuße des Eiffelturms

Ein Artikel von Birgit Gruber | 30.03.2021 - 08:17
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Das Grand Palais Éphémère soll Ende März fertiggestellt sein und dann für diverse Kultur- und Sportveranstaltungen seine Holzpforten öffnen. © Wilmotte & Associés Architectes

Das auf dem Joffre-Plateau des Champ-de-Mars-Geländes und neben dem Eiffelturm errichtete Grand Palais Éphémère fügt sich ganz nach dem Vorbild der großen Weltausstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts perfekt in die Geschichte des Ortes ein. Architektonisch passt die geschwungene Doppelgewölbekonstruktion ideal zu diesem repräsentativen Ort. Wie schon der Name verrät (éphémère bedeutet so viel wie kurzlebig) soll das Gebäude das eigentliche Grand Palais Museum auf den Champs-Elysées während seiner Renovierungsarbeiten ersetzen. Das historishe Bauwerk wird bis zum Herbst 2024 aufgrund groß angelegter Umbauarbeiten geschlossen und übersiedelt während dieses Zeitraums in das 10.000 m2 große Provisorium. Unterstützt vom Dachverband Réunion des Musées nationaux – Grand Palais und Paris 2024, soll das Grand Palais Éphémère in diesen vier Jahren Schauplatz großer Kunst-, Mode- und Sportveranstaltungen sein. Nach den Renovierungsarbeiten im Sommer 2024 werden im Grand Palais die Taekwondo- und Fechtwettbewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen, während im Grand Palais Éphémère die Judobewerbe und Wettstreite im Ringen stattfinden. Die Kosten für den temporären Neubau belaufen sich auf 40 Mio. € und umfassen die Planung, den Bau, den technischen Betrieb und die Wartung des Gebäudes für vier Jahre sowie dessen Rückbau.

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Der temporäre Bau steht am Fuße des Eiffelturms, soll in dieser architektonische Landschaft allerdings nicht auffallen. Die Bögen des Grand Palais Éphémère stimmen mit denen des Eiffelturms überein, sie befinden sich in der gleichen Ausrichtung. © Wilmotte & Associés Architectes

Angepasst an seinen Standort

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Die Bauart des Gebäudes erinnert an ein Kirchenschiff. © Wilmotte & Associés Architectes

Architekt Jean-Michel Wilmotte legte bei der Planung des temporären Baus, das in seiner Art an das Kreuzschiff einer Kirche erinnert, ein großes Augenmerk auf die gesamte Umgebung. Ganz aus Fichtenholz gebaut, besteht die Tragstruktur aus BSH-Kreuzgewölben, von denen das größte 145 m lang und 140 m breit ist. Obwohl es von der Straße aus nicht unbemerkt bleibt, sticht das Gebäude in der Landschaft nicht hervor. Wilmotte war es wichtig, dass es weder die École Militaire noch den Eiffelturm in den Schatten stellte. „Das Gebäude ist 16 m hoch, während die École Militaire 35 m hoch ist. Wir haben die Höhe der beiden Gebäude respektiert, um einen offenen, atmungsaktiven Raum zwischen ihnen zu schaffen. Die Bögen des Grand Palais Éphémère stimmen mit denen des Eiffelturms überein, sie befinden sich in der gleichen Ausrichtung. Wir wollten wirklich, dass das Gebäude zum Champ-de-Mars passt“, erklärt er. Für die Montage zeichnet das Holzbauunternehmen Mathis aus dem französischen Muttersholtz verantwortlich. Die beeindruckende Holzkonstruktion ist von einer lichtdurchlässigen EFTE-Membran umgeben. 

Schnelle Montage vor Ort ausschlaggebend

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© Wilmotte & Associés Architectes

Der Standort des Grand Palais Éphémère wurde von der Stadt Paris bestimmt. Die Wahl eines kreuzförmigen Gebäudes war für den Architekten naheliegend, ebenso wie der Erhalt der Statue von Marschall Joffre in der Eingangshalle. Es ist das Gebäude, das an seinen historischen Standort angepasst wurde, und nicht andersherum. Die Wahl des Materials war auch schnell getroffen: „Hätten wir es in Stahl ausgeführt, wäre es sehr schwer und kompliziert zu entwickeln gewesen. Dazu hätte es eine noch stärkere Verankerung im Boden gebraucht“, sagt der Architekt. Mit Holz konnte man zudem die Baustelle außerhalb von Paris vorbereiten und das Gebäude in Teilen anliefern, die dann vor Ort montiert wurden. Der erste Sockel wurde nämlich erst im September 2020 gelegt. 

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Für die Struktur wählten die Architekten das elsässische Holzbauunternehmen Mathis. © Patrick Tourneboeuf / RMN / Tendance Floue

Was passiert nach den Olympischen Spielen?

Das Gebäude soll nach seiner Nutzung demontiert und andernorts wieder aufgebaut werden. „Einige französische Gemeinden haben einen Teil des Gebäudes gekauft, den sie zu einer Halle oder einem Sportgebäude umnutzen werden“, weiß Wilmotte. Im Grand Palais Éphémère soll auch von 15. bis 17. Juli 2021 das 10. Forum Bois Construction (FBC) stattfinden.

Quelle: Rmn-GP, Wilmotte & Associés Architectes