Bahnareal wird Holzbausiedlung

Ein Artikel von Birgit Gruber | 16.04.2021 - 10:50

Projekte, die einen positiven Einfluss auf nachhaltige Lebensräume haben, sind auf dem Vormarsch. An einem derartigen Bauvorhaben arbeiten die Münchner Immobilienentwickler Euroboden nun gemeinsam mit dem Architekten Florian Nagler in der Voralpengemeinde Bayrischzell. Der Planer ging aus einem internationalen, prominent besetzten Architektenwettbewerb hervor. Der von ihm entwickelte Ansatz des „einfachen Bauens“ soll auf einem ehemaligen Bahnhofsgelände ein Wohnquartier in Holzbauweise entstehen lassen, das der intakten Ortsstruktur in Bayrischzell Rechnung trägt. Der Ursprungsentwurf wurde im Dialog mit der Gemeinde weiter ausgefeilt und befindet sich momentan in der Präsentation.

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© Darcstudio for Euroboden

69 neue Wohnungen entstehen

Auf dem 6000 mgroßen Areal sollen in den kommenden Jahren insgesamt 69 Wohnungen entstehen, deren Lage direkt am Bahnhof den Bewohnern ein autofreies Leben bescheren soll. Das Objekt liegt zudem sehr zentral, sämtliche Versorgungspunkte im Dorf sind fußläufig zu erreichen. Große Bedeutung misst das Konzept von Florian Nagler Räumen für die Gemeinschaft bei. Es sieht etwa vor, den denkmalgeschützten Lokschuppen zum Quartierstreffpunkt umzubauen, inklusive Gemeinschafts- und Gästehaus sowie Café. Zusammen mit Gewerbe- und Atelierflächen für die Bewohner könnte dieser einen weiteren attraktiven Platz für Bayrischzell bilden.  

Forschungsergebnisse im großen Maßstab umgesetzt

Mit seinem Prinzip des „einfachen Bauens“ erforscht Nagler an der TU München seit mehreren Jahren neue Ansätze für nachhaltiges Bauen. Er verfolgt damit den Lowtech-Ansatz traditioneller Bauweisen, bei denen ressourcenschonende Baustoffe und eine der Nutzung angemessene Architektur im Mittelpunkt stehen. Mit dem Quartier in Bayrischzell könnten Naglers Forschungsergebnisse nun erstmals im großen Maßstab umgesetzt werden. „Für eine echte Generationengerechtigkeit benötigen wir keine komplizierten Smart Houses, sondern robuste Bauten mit langem Lebenszyklus und ausgeglichener Ökobilanz. Innovative Technologien können uns helfen, das zu erreichen, dürfen aber nie Selbstzweck sein“, erklärt der Architekt. 

Flexibles Raumnutzungspotenzial

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Der Arkadengang kann flexibel genutzt werden. © Florian Nagler Architekten

Die zweigeschossigen Baukörper bilden entlang der Bahngleise eine klar definierte Kante. Mit einer einfachen Formsprache und Satteldächern integrieren sie sich gut in den lokalen Kontext. Die tragenden Außenwände bestehen aus massiven Holztafeln aus regionaler Produktion. Die Idee: Durch eine eingekapselte Luftschicht kommen sie ganz ohne industrielle Dämmmaterialien aus und erzeugen ohne technischen Aufwand ein angenehmes Klima in den Wohnungen. Ein hoher Vorfertigungsgrad ermöglicht eine schnelle und wirtschaftliche Errichtung. Flexible Raumnutzungspotenziale geben dem Bauprojekt einen echten Mehrwert. „Beispielsweise ist angedacht, die notwendigen Pkw-Stellplätze als offene Tiefgaragen in die Topografie einzufügen. Hell, natürlich belüftet und nach Süden offen, könnten diese ohne großen Aufwand auch als Ateliers oder Gewerbeflächen weitergenutzt werden“, weiß Nagler.

Quelle: Euroboden GmbH