Zehn soziale Geschosse für Bozen

Ein Artikel von Raphael Zeman | 23.12.2021 - 15:43

Unter den 56 Einreichungen ging die Kooperation der Architekten Carlos Fernando Latorre und Alessandro Scavazza sowie der Ingenieure Paolo Rosa und Martin Schweigkofler hervor.

Holz und Aluminium

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© Carlos Fernando Latorre & Alessandro Scavazza

Die Außenhaut des Wohnturms ist als langlebiger Wetterschutz konzipiert. Umlaufende Friese im Abstand von jeweils zwei Geschossen gliedern die Fassade, lassen das Gebäude niedriger wirken und schützen zugleich die hinterlüftete Fassade aus vorlackiertem Aluminiumwellblech. Auch die Brüstungen der Loggien und die Paneele im Erdgeschoss bestehen aus mikroperforiertem Wellblech. Sie sind lichtdurchlässig und gliedern sich zugleich optisch in die äußere Erscheinung ein. Bei genauerem Hinsehen kann man jedoch an den Eckpunkten, den Loggien und dem zurückversetzten Eingangsbereich bereits das zugrundeliegende Baumaterial Holz erkennen.

Maximierter Tageslichteintrag

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© Carlos Fernando Latorre & Alessandro Scavazza

Um einen zentralen Erschließungskern aus Stahlbeton – bestehend aus einem abgetrennten Treppenhaus, zwei Aufzugschächten und einem Installationskern – sind 28 Wohnungen windmühlenartig angeordnet. Dabei wechseln sich zwei Regelgrundrisse, ein Drei- und ein Vierspänner, ab. Durch die Öffnung der Wohnbereiche nach zwei Seiten und die Positionierung der Loggien an den Ecken wird der Tageslichteintrag maximiert und gleichzeitig ein Ausblick in zwei Richtungen ermöglicht. Die Wohnungstrennwände werden in Holzrahmenbauweise ausgeführt, die Innenwände mit Gipskartonbeplankung sind nicht tragend. Umlaufende Holzstützen leiten die vertikalen Lasten in den Sockel, die Decken bestehen aus Mehrschichtplatten mit einer Stärke von 24 cm in sieben Schichten und liegen auf Stahlträgern auf. Die geometrische Regelmäßigkeit des Tragwerks und die trockene Bauweise führen zu einer Optimierung der Konstruktion, einer Reduktion des Planungsaufwands und in weiterer Folge zu einer verkürzten Bauzeit.

Ein Leuchtturmprojekt

Nicht nur die zentrale Lage direkt hinter einem stark frequentierten Supermarkt an der Hauptachse, die das dicht besiedelte Wohngebiet erschließt, macht den Wohnturm zu einem Leuchtturmprojekt. „Das Wohnbauinstitut will damit ein Exempel für zukunftsorientiertes Bauen und Wohnen statuieren. Die gewählte Bauweise soll einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz liefern. Der hohe Vorfertigungsgrad im Holzbau ermöglicht eine rasche Bauabwicklung und reduziert die Störung für die Nachbarschaft“, so die Bauherrschaft.

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© Carlos Fernando Latorre & Alessandro Scavazza

Auch ProRamus, die Gemeinschaftsinitiative Südtiroler Organisationen der Forst- und Holzwirtschaft, zeigt sich begeistert. Sie will den Holzbau in Südtirol sichtbar machen und weiter vorantreiben. Die Initiative begrüßt daher die Umsetzung von mehrgeschossigen Wohnbauten in Holzbauweise und unterstützt das WOBI in einer beratenden Funktion. Der voraussichtliche Baustart ist für 2023 anberaumt.

Quelle: ProRamus, WOBI