Der Adler ist gelandet

Ein Artikel von Birgit Gruber | 16.02.2022 - 07:53
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Die gesamte Gebäudehülle wurde mit bis zu 6 m hohen Glasscheiben verkleidet, wodurch der neue Gipfelstürmer seinen Besuchern einen spektakulären Blick über die Skipisten und die Bergkette bietet. © Tom Lamm

Das in Brettschichtholz (BSH) und Brettsperrholz (BSP) vorgefertigte Tragwerk ist im Innenraum mehrheitlich in nachhaltiger Bauweise ausgeführt. Die gesamte Gebäudehülle wurde zudem mit bis zu 6 m hohen Glasscheiben verkleidet, wodurch der neue Gipfelstürmer seinen Besuchern einen spektakulären Blick über die Skipisten und die Bergkette bietet.

„Als wir zur ersten Grundstücksbesichtigung auf fast 2000 m Seehöhe ankamen, waren wir vom Panoramablick über die Landschaft und die Bergkette im Hintergrund überwältigt. Vor Ort war eine kleine, eher temporäre Gebäudestruktur kombiniert mit einem überdimensionalen Schirm vorzufinden, welcher als Après-Ski-Bar auf einem malerischen Plateau die Gäste des Kreischbergs empfing. Nachdem dieses bestehende Gebäude entfernt wurde, hatte man den Eindruck als hätte die Natur ihr rechtmäßiges Stück Land zurückbekommen. Umso mehr musste in der Konzipierung des neuen Gebäudes unter Berücksichtigung der vorherrschenden wunderschönen Landschaft ein weniger aufdringliches Design für die neue Struktur als Herausforderung gesehen werden. Ein Design, das sich auf seine Umgebung bezieht und als subtile Ergänzung dazu fungiert“, beschreibt Architekt Bernhard Viereck den Weg zum ersten Entwurf. Er und sein Team rund um Hubert Hebesberger, Gernot Kraut und Martina Haller hatten einen relativ engen Projektzeitraum, der von Dezember 2019 bis Dezember 2020 nur ein Jahr betrug. Aus diesem Grund wurde ein bis ins kleinste Detail definiertes 3D-BIM-Modell für die gesamte Gebäudestruktur und alle Fassadenelemente erstellt, um die Lieferzeiten ohne Verzögerungen zu gewährleisten. „Es waren vorwiegend heimische Unternehmen beteiligt und es hat alles großartig funktioniert. Da müssen wir ein Kompliment aussprechen“, lobt Kreischberg-Geschäftsführer Reinhard Kargl. „Für die Unternehmen ist das eine Herausforderung. Wenn das Wetter auf 2000 m Höhe umschlägt, dann wird es gleich schwierig.“ Das Wetter hat mitgespielt und das Gebäude hätte – ohne Coronapandemie – im Dezember 2020 pünktlich an den Start gehen können.

Traditionell aus Holz

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© Ein weiterer Blickfang ist die Bar mit der 15 m langen Theke, hinterleuchteten Steinplatten an der Front und dem mit Eichenholz verkleideten Tresen.

Das Untergeschoss, das zur Hälfte unter der Erde liegt, besteht aus vorgefertigten Betonelementen, um die Bauzeit zu reduzieren. Das Hauptgeschoss, in dem sich das Restaurant befindet, wurde ganzheitlich in Holzbauweise gefertigt, lediglich der Kern, welcher die Küche umringt, wurde in Betonfertigteilen ausgeführt. „Da es sich trotz moderner und zeitgemäßer Interpretation dennoch um eine Skihütte handelt, haben wir uns natürlich für das Material Holz entschieden“, weiß Viereck. Große sichtbare BSH-Stützen und -Träger definieren den Gastraum und sorgen zusammen mit BSP-Deckenpaneelen vom Hersteller KLH Massivholz aus Teufenbach-Katsch für eine warme und gemütliche Atmosphäre. „Die BSH-Träger sind sternförmig angeordnet, um ein dramatisches Deckendesign zu erzeugen, welches sich beim Gehen durch das Gebäude ständig ändert. Die dreieckigen Bereiche zwischen den Trägern sind mit perforierten Holzakustikplatten ausgefüllt, welche auch als Zwischendecke dienen, in der Lüftungssysteme und elektrische Anlagen verborgen sind.“ Die schlanken BSH-Säulen, die sich in zwei Richtungen nach innen neigen und in einem Raster von 2 m angeordnet sind, sorgen für strukturelle Lastabtragung, definieren aber auch die Fassadenteilung. Die Hohlräume (Parapethöhe steigt von 30 bis 140 cm) zwischen den Säulen sind mit Holzverkleidungen gefüllt, unter denen sich ein Heizsystem verbirgt, um die Brüstungsoberfläche – ausgeführt mit lokalem Stein – zu erwärmen. Die Grundstruktur des Gebäudes mit sämtlichen Stützen und Deckenelementen wurde von Gladik Bau aus Murau ausgeführt, auch im Inneren ist Holz das vorherrschende Material, befestigt wurde mit Produkten von Sihga aus Ohlsdorf. Das BSH wurde von Theurl Holz geliefert. Das Unternehmen aus Assling war auch mit der Planung des Projekts betraut. Die Hauptfassaden mit einer Höhe von fast 6 m und ebenso hohen Glasscheiben sind nach Norden und Osten ausgerichtet. Sie bieten einen spektakulären Blick über die Landschaft. Auch die anderen Fassadenteile bestehen vollständig aus Glas und sind in transparente, blickdichte, verschieden große Paneele unterteilt.

Form passt sich an felsige Landschaft an

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Einen Kontext zum örtlichen Adlervorkommen bilden die originellen Pendelleuchten im Gastraum. Sie wurden speziell für das Gebäude entworfen, bestehen zur Gänze aus komprimiertem Filz und sollen einen durchs Gebäude fliegenden Vogelschwarm darstellen. © Tom Lamm

„Die Vorstellung des Kunden war es, ein diamant- oder felsförmiges Gebäude für ein neues Gipfelrestaurant zu schaffen. Wir entschieden aber, das Gebäude als abstrahierten Adler in Ruhepose zu gestalten, um der örtlichen Tierwelt Tribut zu zollen“, halten Viereck-Architekten in der Projektbeschreibung fest. Ebenfalls einen Kontext zum örtlichen Adlervorkommen bilden die originellen Pendelleuchten im Gastraum. Sie wurden speziell für das Gebäude entworfen, bestehen zur Gänze aus komprimiertem Filz und sollen einen durchs Gebäude fliegenden Vogelschwarm darstellen. „Die Kombination aus perforierten Holzdeckenplatten und dem Vogelschwarm sorgt für ein fantastisches akustisches und visuelles Erlebnis im gesamten Restaurant“, wissen die Planer. Ein weiterer Blickfang ist die Bar mit der 15 m langen Theke, hinterleuchteten Steinplatten an der Front und dem mit Eichenholz verkleideten Tresen. Steinplatten gibt es auch an der Wand entlang des Hauptgastraums, sie bilden die umliegende Bergkette ab. Das Restaurant bietet im Innenbereich 200 Sitzplätze und einen Barbereich sowie eine Terrasse mit circa weiteren 200 Sitzplätzen. „Die große Besonderheit ist aber mit Sicherheit der neue Eagle-Drive-In für die schnelle Pause zwischendurch“, freut sich ebenfalls Kreischberg-Geschäftsführer Karl Fussi in einem Interview mit meinbezirk.at. Dort fährt man auf Skiern zum Schalter und genießt Snacks und Getränke, ohne abzuschnallen.