Überzeugungsarbeit anstatt falscher Vorurteile

Ein Artikel von Martin Gamper und Dietmar Ewerz | 25.04.2022 - 14:52
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Martin Gamper (li.) und Dietmar Ewerz, Gründer von teamk2 architects © teamk2 architects

Grundsätzlich gilt: Jemanden zu irgendetwas überreden zu wollen, kann nicht zielführend sein. Vorgefasste Meinungen, gespickt mit Vorurteilen, erschweren oftmals den Entscheidungsweg für Neues, Anderes oder Unbekanntes. An Vertrautem festzuhalten, suggeriert so manchem, den gewohnten, abschätzbaren Ablauf bereits zu kennen und sich somit auf sicherem Terrain zu befinden. Um diesen Weg aus guten Gründen auch einmal verlassen zu können, bedarf es neben einer offenen Gesprächsbereitschaft auch einer aufgeschossenen Grundhaltung aller am Entscheidungsprozess Beteiligten. Die große Fachkompetenz und das Engagement von holzaffinen Idealisten und Fachleuten sowie eine wachsende Dichte an überzeugenden Holzbau-Referenzprojekten können und sollten wir als Planer unbedingt für unsere Überzeugungsarbeit nutzen.

Überzeugungsarbeit ist die beste Basis für weitere Schritte. Um diese in Sachen „Bauen mit Holz“ erfolgreich zu leisten, kann man auf bemerkenswerte Entwicklungen in den vergangenen Jahren, das große Know-how der holzverarbeitenden Betriebe, den Stellenwert der Holzbauweise hinsichtlich Ökologie und Nachhaltigkeit sowie auf viele architektonische Vorzeigeprojekte verweisen. Eine der besten Entscheidungshilfen bildet jedoch meist ein Gespräch zwischen Zweiflern und all jenen, welche sich bereits für einen Holzbau entschieden haben und ihre Erfahrungen offen mit allen Pros und Kontras weitergeben.

Die Holzbauweise ist bei geringerem Energieaufwand über den gesamten Bauzyklus schneller umsetzbar und flexibler einsetzbar, was bei den aktuell steigenden Energiepreisen ein gewichtiges Argument darstellt. Die Bauablaufbelastungen für Nachbarn sind geringer und der Einsatz von ökologischen und nachhaltigen Baumaterialien gewünscht und notwendig. Bei der Wahl des Baustoffes darf es kein Gegeneinander geben, ein Miteinander ist stets der zielführende Lösungsansatz. Jeder Baustoff hat Vor- und Nachteile und sollte entsprechend seinen Qualitäten richtig eingesetzt werden. Gemäß dieser Betrachtung ist eine hölzerne Lösung sehr oft, jedoch nicht immer die richtige Wahl, um Bauaufgaben und Ideen zu verwirklichen.

Natürlich werden kritische Entwicklungen, wie eine gewinnmaximierende Firmenstrategie zulasten der regionalen Betriebe bezüglich Kosten und Rohstofflieferung, von Kritikern sofort aufgegriffen und so kann in kurzer Zeit ein lang erarbeiteter Erfolg für den Holzbau stark geschwächt werden. Trotzdem: Auch wenn die Akzeptanz, das positive Image und die Unterstützung des Holzbaus vonseiten der Politik stetig größer werden, ist es notwendig, weiterhin den eingeschlagenen Weg gemeinsam fortzusetzen und sowohl schnell als auch sensibel auf Entwicklungen zu reagieren. Bauen mit Holz inkludiert eine Aufwertung der regionalen Wertschöpfung, leistet einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz, stellt ein Vorzeigeprojekt in Sachen kooperativer Zusammenarbeit aller Projektbeteiligen dar und ist eine Bauwirtschaftslösung mit Blick in eine verantwortungsvolle Zukunft.

Idealismus, basierend auf einem notwendigen Weitblick für die Umwelt, regionale Wertschöpfung und eine gemeinsam gestaltete Zukunft sind nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig.