Im Holzhaus ist es wie im Urlaub

Ein Artikel von Raphael Zeman (auf Basis eines Interviews von ZMP) | 10.06.2022 - 13:59
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Glücklich im Holzbau:  Rainer Schönfelder mit seiner Frau Manuela. © Michael Nagl

Herr Schönfelder, wie haben Sie die Holzbaustelle wahrgenommen?

Was mich wahnsinnig begeistert hat: welche Exaktheit, welche Genauigkeit der Holzbau an sich mit sich bringt. Man baut den Keller in mineralischer Massivbauweise und hat dann den Kontrast zum Holzbau direkt vor Augen. Da sieht man schon ganz deutliche Unterschiede. Die genaue Planung im Vorfeld ist unheimlich wichtig. Wenn die gut gemacht wird, ist es auf der Baustelle ein Genuss zuzusehen – vom Aufstellen der ersten Wände an riecht man den Duft des Holzes und sieht die saubere Baustelle. Die Zusammenarbeit mit Magnum Vollholzdesign und ZMP war hervorragend. Vor allem die Geschwindigkeit beim Aufbau hat mir wahnsinnig imponiert. Ich wurde wirklich von einem perfekt eingespielten, schnellen und professionellen Team betreut. Teilweise bin ich mit dem Schauen gar nicht hinterhergekommen. Bei manchen Details wollte ich hier und dort vielleicht auf der Baustelle noch kleine Änderungen vornehmen – aber die Monteure waren schon fertig. Aber im Ernst, der Bau ist vom Plan bis zur Realität genauso aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt habe.

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© Michael Nagl

Waren Sie von Schwierigkeiten aufgrund der Pandemie betroffen?

Ich würde sagen, wir hatten Glück, dass die Gewerke über die Pandemie hinweg gut weiterarbeiten konnten – es gab eigentlich keine Ausfälle. Mit der Beauftragung bin ich noch vorher an den Herausforderungen der Pandemie vorbeigeschrammt und ich bin froh, dass ich das mit Magnum und ZMP abschließen konnte. Sie waren wirklich gute, verlässliche Partner mit tollen Arbeitern auf der Baustelle. Gute Partnerschaften sind in Krisenzeiten essenziell. Wenn es schwierig wird, trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich glaube, jeder Häuslbauer macht eine Liste von den Helden bis hin zu den schwarzen Schafen – die gibt es auf der Baustelle, das macht jeder mit. Ich muss ehrlich sagen, dass rund um das Konzept Magnum – von denen ich viele Gewerke übernommen habe –, das ganze Paket Hand und Fuß hat. Ich konnte mich darauf verlassen, dass Termine eingehalten werden und das geliefert wird, was vereinbart wurde. Das war nicht bei allen Gewerken so, wobei ich auch verstehe, dass in Zeiten wie diesen die Lieferanten auch oft selbst Opfer sind, weil Materialien und Rohstoffe einfach nicht verfügbar sind.

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Schönfelders Lieblingsplatz im Haus? Die erste Antwort: „Das Bänkchen an der Sichtholzwand. Hier kann man sich beim Kochen kurz hinlegen und hinaussinnieren.“ Doch dann revidiert er: „Nein, alles hier ist schön und gut. Es gibt keinen Spezialplatz, das würde den anderen Plätzen Unrecht tun.“ © Michael Nagl

Befindet sich der Holzbau in einem Aufwärtstrend?

Ich bin kein Zukunftsforscher und weiß daher nicht, ob es sich um einen Trend handelt. Der Mensch ist einerseits lernfähig, vergisst aber auch sehr schnell – da müssen wir uns ehrlich sein. Und letztlich bestimmt der Preis den Markt. Gute Qualität ist eine Spur teurer, aber man muss auch wissen, wofür man zahlt – und das muss jeder selbst entscheiden. Gerade in Zeiten der Krise haben aber auch viele gelernt, dass österreichische Qualität und Wertschöpfung einen hohen Wert haben. Man sagt ja, Qualität hat ihren Preis. Aber wenn ich im Prozess des Hausbauens beziehungsweise in einer Wertschöpfungskette an einer Stelle mehr investiere, kann ich an einer anderen wiederum sparen. Wenn ich eine höhere (Ausstattungs-)Qualität mit österreichischem Gewerk wähle, spare ich hinten hinaus – also nachhaltig – Geld. Man darf einen Hausbau nicht nur bis zum Einzug, sondern auf 30, 40 Jahre sehen und sich die Frage stellen, ob sich Qualität über eine solch lange Zeit nicht bezahlt macht – meine Antwort dazu ist Ja!

Sie haben auf der Baustelle auch selbst Hand angelegt. Wie war diese Erfahrung?

Ich würde mich selbst als Bastler bezeichnen und der Werkstoff Holz interessiert mich sehr. Meine Werkstatt ist mittlerweile fast so gut ausgestattet, wie eine Tischlerei. Mir ist aber auch bewusst, dass ich eine potenzielle Fehlerquelle bin. Deshalb habe ich überall dort, wo ein von mir verursachter Schaden groß sein könnte, die Arbeit den Professionisten überlassen. Ich tobe mich gerne im Außenbereich aus, wie zum Beispiel bei der Outdoorküche. Die habe ich komplett selbst gebaut. Auch beim Zaun habe ich selbst mitgewirkt. Ich habe aber auch das Haus dadurch besser kennengelernt und möchte es schließlich auch selbst warten können. Eine Lampe oder Steckdose sollte man schon noch selbst montieren können. Da arbeite ich mich Zug um Zug ein, auch in die Technik, sodass ich mein eigener – hoffentlich guter – Hausmeister bin.

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© Michael Nagl

Das Zusammenspiel von Naturmaterialien und Handwerk bereichert eine Holzbaustelle.

Definitiv. Und mir war es von Anfang an wichtig, von Naturmaterialien umgeben zu sein. Daher wurde kein Aluminium in der Deckenkühlung verwendet und statisch so wenig Eisen wie möglich eingesetzt. Das war an mancher Stelle eine große Herausforderung, macht sich aber mit Sicherheit bezahlt. Das Thema Natur zieht sich durch das gesamte Haus – ich schlafe zum Beispiel auch auf Leinen. Ich möchte auch einfach so bodenständig wohnen, wie früher auf dem Land, wo ich aufgewachsen bin. Das Raumklima in einem Massivholzhaus ist einfach etwas Besonderes. Ich finde, man schläft auch viel besser.

War Ihre Familie ebenso vom Holzhausbau begeistert?

Meine Frau Manuela war anfangs nicht ganz vom Holzbau überzeugt. Als Osteopathin und Physiotherapeutin ist sie aber dementsprechend sensibel und reflektiert viel, wie es ihr geht – und sie sagt, sie fühlt sich einfach wohl. Ebenso meine Eltern: Meine Mutter pendelt alles aus. Als sie uns besuchen kam, habe ich ihr gesagt, sie soll das Pendel zu Hause lassen – das brauchen wir hier nicht, uns geht’s gut. Das hat sie aber natürlich nicht gemacht und das Haus heimlich ausgependelt, nur um festzustellen: „Es ist sein Wahnsinn. Da gibt es keine Ecke, die nicht absolut top ist!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich ertappe mich oftmals dabei, wie ich zu Manuela sage: „Hier ist es wie im Urlaub.“ Sie wollte übrigens ursprünglich auch keine Holzsichtwände. Mir hingegen kann es gar nicht genug sicht- und fühlbares Holz sein, das habe ich mir erkämpfen müssen. Heute ist es so, dass sie mehr Holz fordert. Auch wenn uns jemand besucht, sind alle begeistert vom Baumaterial und wollen die Wände angreifen. Ein Freund, der anfangs „Holzgegner“ war, hat beim ersten Besuch dann plötzlich gemeint: „Wenn ich noch einmal bauen würde, dann so wie du.“

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© Michael Nagl

Und wie ist es Ihrer Tochter mit dem Umzug und der Baustelle ergangen?

Die Wehmut meiner kleinen Tochter beim Umzug hat nur einen Tag gedauert. Man merkt auch, dass die Kinder besser schlafen und ausgeruhter sind. Sie hat den Bauprozess mitbekommen und will jetzt selbstverständlich auch einmal ein Holzhaus bauen. Wenn ihre Cousine zu Besuch kommt oder die beiden telefonieren, zeichnen sie Hauspläne. Kürzlich wollte sie wissen, ob ich beleidigt wäre, wenn sie Elemente, die wir hier für das Haus geplant haben, auch einmal in ihrem eigenen plant. Das bin ich selbstverständlich nicht.

Sie sind ja selbst im Immobiliensektor erfolgreich. Planen Sie mit Ihrem Unternehmen auch, in Holz zu bauen?

Es wäre natürlich mein Wunsch, so wie ich mein Eigenheim gebaut habe, auch für andere zu bauen. Ich gebe meine Überzeugung und Begeisterung gerne weiter, aber es ist eher eine Frage der Machbarkeit. Mit meiner Firma bin ich gewissen Rahmenbedingungen, zum Beispiel hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit, ausgesetzt. Ich hoffe, dass wir vielleicht in eine Zeit kommen, wo der Kauf von Wohnungen in einem Holzbau noch mehr Akzeptanz findet und gewünscht wird, denn es macht Sinn, mit Holz zu bauen – auch im mehrgeschossigen Wohnbau. Das wäre eigentlich nichts Neues, nur ist es leider aus wirtschaftlichen Gründen nicht immer anwendbar.

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Mit seinen Partnern ist Schönfelder durch und durch zufrieden:  „Ich wurde wirklich von einem perfekt eingespielten, schnellen und professionellen Team betreut. Teilweise bin ich mit dem Schauen gar nicht hinterhergekommen. Vom Plan bis zur Realität ist alles genauso aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt habe.“ © Michael Nagl

Würden intensivere Förderungen dem nachhaltigen Bauen Aufwind geben?

Ich denke, die Hürden müssten einfach leichter überwindbar sein. Man muss nachhaltiges Bauen auch hinsichtlich der rechtlichen Vorschriften leichter umsetzbar machen beziehungsweise von herkömmlichen Bauweisen differenzieren. Und auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung könnte man noch einiges verändern. Am besten kann man Leute in eine Richtung bewegen, wenn man aus der eigenen Begeisterung heraus erzählt. Ich erinnere mich noch an die Werksbesichtigung bei Stora Enso, das war für mich absolut faszinierend. Die präzisen Arbeitsschritte vom Baum, der am Schluss noch zuordenbar ist, bis zum verbauten Element. Das Bewusstsein, dass ich der Erde nichts wegnehme, denn der Werkstoff Holz wächst nach. Ich finde die technischen Schritte über den ganzen Prozess hinweg wahnsinnig interessant. Wenn alle die Reise vom Rohstoff, vom Baum bis zum Haus durchdenken würden, wären wohl viele am Ende anderer Meinung.

Das Originalinterview in voller Länge

Projektdaten

Standort: Wien
Bauherrschaft: Rainer und Manuela Schönfelder
Fertigstellung: 2020
Generalunternehmer: Magnum Vollholzdesign GmbH
Systemlieferant und Holzbauplanung: ZMP GmbH Massivholzsystem, Stora Enso
Verbaute Holzmenge: 114 m3 CLT
Nettogeschossfläche: ca. 310 m2