Holz und Stroh für Benediktinerabtei

Ein Artikel von Birgit Gruber | 13.09.2022 - 08:23
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Neubau und Bestand werden über ein neues Kellergeschoss, in dem sowohl die umfangreiche Gebäudetechnik als auch die Küche der Klosterschenke untergebracht sind, verbunden.  © hirner & riehl Architekten

Unter dem Leitspruch „Schöpfung bewahren“ hat sich das Kloster Plankstetten zu einem nachhaltig ausgerichteten Unternehmen entwickelt, das auch einen durch Bioland zertifizierten Bauernhof betreibt. Im Sinne dieser ökologischen Grundeinstellung sollte der Neubau – und später auch die Sanierung der vorhanden Klosterbauten – mit ökologisch und baubiologisch unbedenklichen Materialien geplant und gebaut werden. Neben der geforderten energetischen Einhaltung des Passivhausstandards kamen, so weit baukonstruktiv möglich, ausschliesslich CO2 neutrale Baustoffe aus regionaler Herstellung zur Verwendung. Das Planungsbüro schlug der Abtei den Bau einer Holzständerkonstruktion vor. Die im Klosterwald geschlagenen und im Sägewerk zugesägten Baumstämme wurden nach deren Trocknung direkt vor Ort als nebeneinanderliegende Deckenbalken eingebaut. Für die Dämmung der Wände wurde Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klostergutes genutzt. „Die Herstellung der Strohdämmballen verbraucht nur minimale Energiemengen, dämmt hervorragend und lagert für die gesamte Nutzungsdauer CO2 im Gebäude ein“, erklären die Münchner hirner & riehl Architekten.

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Die Wände bestehen aus zwei miteinander verschraubten je 18 cm tiefen Holzrahmen, in welche die 36 cm dicken Strohballen gepresst wurden. Produziert wurden die vorgefertigten Wandelemente in der Werkhalle der Zimmerei Holzbau Bogner aus Seubersdorf. © Lorenz Maertl

Neubau beherbergt Kindergarten

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Durch die Holzfassade hebt sich der Zubau deutlich vom Kloster ab. © Sebastian Schels

Neben 30 Gästezimmern wird der Erweiterungsbau des Klosters zusätzlich einen Kindergarten sowie Räume für die Pfarrverwaltung beherbergen. Für ein gesundes und angenehmes Raumklima wurde an den Innenwänden Lehmputz verwendet: er ist feuchteregulierend, nimmt Schadstoffe auf und hat positive Auswirkungen auf das Raumklima und das Behaglichkeitsgefühl der Gäste. Rund 900 m2 Holzverschalung wurden am strohgedämmten Neubau verbaut. Die klar geordneten Fassaden geben sich ebenfalls sehr zurückhaltend. Der Neubau soll in den Hintergrund zu der historischen Klosteranlage treten und sich in seinem Erscheinungsbild an bestehenden landwirtschaftlichen Nutzgebäude anlehnen. Deshalb wurde für den Neubau – im Gegensatz zu den verputzten Hauptgebäuden – eine Holzfassade gewählt. „Die Fassadenfläche besteht aus sägerauem Fichtenholz, das mit einer vorvergrauenden Lasur beschichtet wurde. Die in der Klosterschreinerei hergestellten Fenster der Gästezimmer sind als Sitznischen ausgebildet. Die vertikalen Fichtenlamellen vor den Fenstern dienen als Absturzsicherung vor den Lüftungsflügeln. Die Fichte ist eine Holzart, die in ausreichendem Umfang aus dem klostereigenen Forst zur Verfügung steht und mit einer vorvergrauenden Behandlung als Fassadenschalung sehr gut geeignet ist“, so die Planer. Nach heutigem Stand werde der Neubau nach Fertigstellung das größte strohgedämmte Gebäude in Süddeutschland sein.

Quelle: hirner & riehl Architekten