Die Zeichen der Zeit erkannt

Ein Artikel von Birgit Gruber | 27.03.2023 - 09:50
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Holzbau-Meister Gerhard Unfried © Birgit Gruber

Holzbau-Meister Gerhard Unfried hatte irgendwie schon immer den richtigen Riecher. Daraus resultieren auch seine Zufriedenheit und sein Optimismus, den er beim Besuch von holzbau austria Anfang Januar vom Scheitel bis zur Sohle ausstrahlt. Im Betrieb selbst ist es in diesen Tagen noch ruhig. Im Weihnachtsurlaub konnte der Firmenchef auch selbst viel Kraft tanken, um mit spannenden Aufträgen ins neue Jahr zu starten. Für Holzbau Unfried ist 2023 nämlich ein ganz besonderes Jahr. Im Juni feiert das Unternehmen sein 20-jähriges Bestehen. Grund genug, um die Zeit zurückzudrehen und einen Blick auf die Anfänge zu werfen. 

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Gut aufgestellt: Gerhard Unfried (1. Reihe, zw. v. li.) mit einem Teil des Holzbau Unfried-Teams vor und auf dem Betriebsgebäude. © Holzbau Unfried

Des einen Freud, des anderen Leid

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Ganz modern: Ein Blick auf die private Außenfläche beim Projekt Mitterstockstall. © Holzbau Unfried

Wir schreiben das Jahr 1998. Damals ist Unfried bei einer ortsansässigen Baufirma beschäftigt. Fünf Jahre lang baut er dort, gemeinsam mit sechs Kollegen, den Zimmereibereich auf. Schon damals hat er die Zeichen der Zeit erkannt, die eindeutig pro Holzbau standen. „Ich kann mich noch gut erinnern, als wir das erste Holzhaus gebaut haben. Das war für eine klassische Baufirma, die lange Zeit immer nur mit Beton und Ziegel gebaut hat, schon eine Innovation, um nicht von einer Sensation zu sprechen. Nicht alle standen diesem neuen Trend offen gegenüber“, erinnert sich Unfried. Für den heute 52-Jährigen hat die Jahrhundertwende klar den viel zitierten Holzbauboom eingeläutet. Dennoch hatte er 2002 die Kündigung am Tisch. Kurze Zeit später musste die gesamte Baufirma Konkurs anmelden. „Meine Kündigung war der Start für Holzbau Unfried. Mit der Unternehmensgründung wechselten meine ehemaligen Zimmererkollegen in meinem Betrieb, dieser war in Folge gut aufgestellt und schnell ausgebaut. Im ersten Jahr habe ich dann schon zwölf Mitarbeiter beschäftigt“, erzählt der Holzbau-Meister. Zuerst war man vis-á-vis des heutigen Unternehmensstandortes untergebracht. Doch der Platz dort wurde schnell zu klein. „Als die Baufirma in Konkurs gegangen ist, habe ich im Zuge der Versteigerung einige Maschinen erworben und mit der Betreibergesellschaft des Geländes vereinbart, dass Holzbau Unfried dort künftig einziehen wird. So sind wir Anfang 2005 ins Zentrum von Gars übersiedelt und waren dort zehn Jahre lang eingemietet“, berichtet Unfried.

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Auch den Bau von landwirtschaftlichen Bauten übernimmt Holzbau Unfried gern. Hier das Projekt Reinprechtspölla. © Holzbau Unfried

Keine Zukunft am alten Standort

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Das Betriebsgelände in Gars am Kamp aus der Vogelperspektive. © Holzbau Unfried

Die Zeichen standen weiter auf Wachstum, doch die Hallen waren in die Jahre gekommen und der Platz für eine Expansion ungeeignet. „Aus diesem Grund begannen wir Anfang 2013 nach einem neuen Grundstück zu suchen“, erzählt Unfried von seinem unbändigen Wunsch nach einem modernen Betrieb. Dieser befindet sich heute an der Ortseinfahrt von Gars am Kamp auf einem 11.000 m2-Areal. 2014 hat Unfried dort mit dem Bau des neuen Standortes begonnen. Im April 2015 ist er mit 20 Mitarbeitern eingezogen. Das Büro war damals noch in Containern untergebracht.

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Projekt Wanzenau – ebenfalls eine gelungene Sanierung.

Frühe Investition mit Mehrwert

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Der Umbau eines Heurigenlokals in Traiskirchen in Holzbauweise.
© Holzbau Unfried

Weitere acht Jahre später ist von den damaligen Anstrengungen nichts mehr zu sehen. Die Kunden werden heute in einem modernen Holzbau mit viel Glas in Empfang genommen. Daneben steht ein weiterer Holzbau an einem kleinen Teich in der Anmutung eines Badehauses. Dieser lädt aber nicht nur zu kurzen Entspannungspausen ein, sondern hat einen viel wichtigeren Grund. „Der Teich speist unsere Brandschutzanlage“, erklärt der Holzbau-Meister und schlägt gleichzeitig die Hände über den Kopf. „Die hat mich viele Nerven und 250.000 € gekostet, obwohl ein Fachmann vor der Errichtung zunächst nur die halben Kosten geschätzt hat“, erinnert sich Unfried ungern. Hinzu kam eher ungeplant eine eigene Heizanlage, die mit Holzabfällen gespeist wird, und zusätzlich ein Loch ins Budget schlug. Heute ist Unfried froh über diese Investitionen, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass es am Gelände noch immer viel zu tun gibt.  

Zeit in die Jugend investieren

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Das gesamte Holzbau Unfried Team. © Holzbau Unfried

Mit einem Lächeln blickt Unfried auch auf seine Mannschaft, mittlerweile 35 Personen stark. Er spricht von „seinen Burschen, die echt viel draufhaben und den Kunden auf alle Fragen Rede und Antwort stehen.“ Deshalb eilt dem Unternehmen auch ein guter Ruf voraus. Die Auftragsbücher sind voll. Viel Werbung ist da nicht notwendig. „Wir sind zwar auch auf Facebook und Instagram, also ein wenig Social Media-affin, doch die beste und günstigste Werbung ist noch immer die Mundpropaganda“, ist sich Unfried sicher. Man müsse den Kunden nur gute Mitarbeiter auf die Baustelle schicken. Der Chef investiert genau aus diesem Grund sehr viel Zeit in den Zimmerernachwuchs und stellt pro Jahr zwei bis drei Lehrlinge ein, die unter seine persönlichen Fittiche genommen werden. eder Lehrling – weiblichen Nachwuchs gab es bis dato bei Holzbau Unfried leider noch nicht – muss einmal pro Woche für zwei Stunden für eine persönliche Schulung antreten, die in Theorie und Praxis auf die Gesellenprüfung vorbereiten soll. Unfried selbst ist seit 2005 als Gesellenprüfer tätig, hat bei den Lehrberufen Zimmerer, Zimmereitechniker sowie Fertighausbauer den Vorsitz und legt sehr viel Wert auf handwerkliches Können. Dabei muss er leider auch immer wieder zur Kenntnis nehmen, dass mangelndes Fachwissen bei den Jugendlichen auf der Tagesordnung steht. Ein vifer Lehrling, der in seinem Betrieb lernt, kann dann auch sein weiteres Berufsleben bei Holzbau Unfried verbringen. „Meine Lehrlinge werden, bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich immer Teil des Teams“, freut sich Unfried. Weiterbildung steht dann ohnehin für alle an der Tagesordnung. „Material und Technik entwickeln sich so rasant, da muss man fit bleiben“, merkt der Chef an. Für Unfried sind auch Kongresse, wie das jährliche Zimmerertreffen in Alpbach oder das Internationale Holzbau-Forum im Innsbruck, Fixtermine.

85 % Privatkunden

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Zufriedene Privatkunden: Holzbau Unfried errichtete dieses Einfamilienhaus in Oberhautzental. © Holzbau Unfried

Unfried schätzt vor allem die Privatkunden, die 85 % des Jahresumsatzes (2022: 6 Mio. €) ausmachen. Das Unternehmen hat aber auch schon zahlreiche Großaufträge für Bauträger, wie ganze Reihenhausanlagen oder das Projekt „Sulzwiese“ am Kahlenberg, umgesetzt. „Unser Steckenpferd ist der Einfamilienhaus- und Mehrfamilienhausbau. In den vergangenen Jahren haben wir viel im Bereich Zubau, Aufstockungen, Hallen- und Industriebau gemacht. Carports, Eingangsüberdachungen und Wintergärten gehören natürlich auch zu unserem täglichen Aufgabengebiet“, weiß Unfried. Ein jährlicher Holzumsatz von ungefähr 2.200 m3 wird dabei regional, in Wien und Umland, im Raum St. Pölten und im Weinviertel verbaut. Im Betrieb werden auch Entwurfspläne, Einreichpläne und Energieausweise erstellt.

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Diese Sauna stammt ebenfalls aus den Händen des Holzbau Unfried Teams. © Holzbau Unfried

Nach 20 erfolgreichen Jahren hat der 52-jährige Unternehmer natürlich immer ein Auge auf die Zukunft. Ernsthafte Gedanken über seine Nachfolge macht er sich allerdings noch keine. Als Vater von drei Kindern will er die Zügel eher locker lassen. „Mein ältester Sohn lernt gerade Zimmerer, der jüngere Sohn und die Tochter wollen in anderen Bereichen tätig werden. Wir werden sehen, wohin ihre Reise geht“, meint Unfried gelassen. Und so macht sich auch bei der Verabschiedung in Hinblick auf das Jahr 2023 ausschließlich Optimismus breit.