Bayern verleiht Holzbaupreis

Ein Artikel von Birgit Gruber | 24.04.2023 - 09:03

In ihrer Rede zur Preisverleihung betonte Ministerin Michaela Kaniber die zentrale Bedeutung des Rohstoffs Holz im Klimawandel: „Unser heimisches Holz ist der Schlüsselbaustoff in der Klimakrise. Jede Sekunde wächst in Bayern ein Kubikmeter Holz nach und bindet dabei eine Tonne Kohlendioxid. Durch Holzbau können wir den Kohlenstoff langfristig speichern. Ein Holzhaus ist somit ein echter Tresor für das klimaschädliche Treibhausgas.“ Wie vielfältig, ästhetisch und funktional mit Holz gebaut werden kann, zeigen die prämierten Projekte. Der Holzbaupreis wird seit 1978 alle vier Jahre als Gemeinschaftsprojekt des Forstministerium und proHolz Bayern mit Unterstützung der Bayerischen Architektenkammer, der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau und dem Landesbeirat Holz Bayern ausgelobt. Mit über 250 eingereichten Bauwerken war der Preis so begehrt wie nie zuvor.

Die höchste Auszeichnung mit einer Prämie von jeweils 5000 € erhielten drei Holzbauprojekte. In den anderen Kategorien wurden drei Projekte mit je 3000 € und weitere acht mir je 750 € gewürdigt. 

Drei Preise:

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Das Mehrgenerationenhaus in Kranzberg © Sebastian Schels

Mehrgenerationenhaus, Kranzberg

Bauherr: Gemeinde Kranzberg
Architektur: ARGE Büro Dantele, Büro Kofink Schels
Tragwerksplanung: Reiser Tragwerksplaner
Holzbau: IHR Tischler

Die Gemeinde Kranzberg definiert mit der Wohnanlage aus drei Baukörpern ihren südlichen Ortsrand neu. In dreigeschossigen Baukörpern wurden 21 Wohnungen im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus realisiert, die durch ein Gemeinschaftshaus ergänzt werden. Die konsequente Umsetzung in Holzbauweise garantiert hohe Aufenthalts- und Wohnqualität. Bemerkenswert ist die effiziente Ausnutzung des Grundstücks und unaufgeregte Gestaltung der Baukörper. Die Wohnanlage mit drei Geschossen ist beispielhaft und kann als Modell für viele vergleichbare Projekte im ländlichen Raum dienen.

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Salzlagerhalle am Irschenberg © AB Ilg

Salzlagerhalle am Irschenberg

Bauherr: Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Architektur: Architekturbüro Ilg
Tragwerksplanung: Dr. Gollwitzer und Dr. Linse Ingenieure
Holzbau: Hecker Holzsystembau

Die Salzlagerhalle am Irschenberg besticht durch ihre klare Tragstruktur, die in Kombination mit der transparenten Acrylglasverkleidung zum sichtbaren Markenzeichen des Gebäudes wird. Die konsequente materialgerechte Umsetzung samt der innovativen Verwendung von Buchendübeln als Verbindungsmittel zeichnet die Detaillierung besonders aus. Das Projekt zeigt, dass der moderne Holzbau mit Ästhetik und Funktionalität auch auf dem Sektor von Infrastrukturmaßnahmen Maßstäbe setzen kann.

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Die Schule in Odelzhausen. © Sebastian Schels

Grund-, Mittel- und Realschule (1. Bauabschnitt), Odelzhausen

Bauherr: Zweckverband Grund- u. Mittelschule Odelzhausen
Architektur: SCHANKULA Architekten 
Tragwerksplanung: Planungsgesellschaft Dittrich
Holzbau: müllerblaustein HolzBauWerke

Das Gebäude besticht durch seine schlichte Eleganz und eine materialeffiziente und konstruktiv logische Anwendung. So sind beispielweise Konstruktionselemente, wie die sichtbaren Hybriddecken aus Holz- und Beton tragend bei gleichzeitig bauphysikalischer Wirksamkeit. Der viergeschossige Schulbau setzt damit Maßstäbe, die sowohl im Umgang mit Funktionalität, Brandschutz, Bauphysik und Tragwerk beispielhaft sind. Die feingliedrig strukturierte Fassade schafft lichtdurchflutete Innenräume, die in Verbindung mit der Materialität Holz im Inneren eine freundliche und haptisch angenehme Atmosphäre schaffen.

Drei Sonderpreise:

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© Sebastian Schels

B&O Holzparkhaus, Bad Aibling

Bauherr: B&O Parkgelände GmbH
Architektur: HK Architekten, Hermann Kaufmann + Partner 
Tragwerksplanung: merz kley partner, Duschl Ingenieure, Müller-BBM Building Solutions 
Holzbau: Eder Holzbau

Wenn notwendige Stellplätze nicht als Tiefgaragen, sondern oberirdisch als Paletten- oder Quartiersgaragen errichtet werden, ist das ein Gewinn für die Umwelt und die Flexibilität künftiger Nachnutzungen. Wenn das wie in Bad Aibling erstmals auch im konstruktiven Holzbau geschieht, ist dies eine Pionierleistung für das Bauen der Zukunft. Das lichtdurchflutete Holzbauwerk ist durch kluge Details gegen Regenwasser geschützt und handwerklich hervorragend ausgeführt. Mit dem Bauwerk wird eine überzeugende Referenz für Holz auch als Baustoff für technische Infrastrukturen geschaffen.

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© Eckhart Matthäus

Schwaigenkapelle Buttenwiesen

Bauherr: Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung
Architektur: jasarevic architekten 
Tragwerksplanung: lieb obermüller + partner
Holzbau: Gumpp & Maier

Die Kapelle mit ihrer skulpturalen sich zum Himmel hin verjüngenden Form steht als deutliches Zeichen an einer Wegkreuzung nahe der Flusslandschaft der Donau. Die wenigen Baukomponenten sind präzise gesetzt und aufs feinste handwerklich bearbeitet. Während die äußere Hülle von handgespaltenen Schindeln überzogen ist, weist das Innere eine lebendige Kerbstruktur auf, deren Oberfläche sich im Licht zu bewegen scheint und sowohl Tiefe wie Weite zeigt. Durch die besondere Fügung der Hülle und durch die sinnliche Bearbeitung des Innenraums, wird der kleine Sakralraum zum kraftvollen architektonischen Zeichen, das die Tradition des Kapellenbaus in eine neue, zeitgenössische Gestaltung überführt.

 

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© Matthias Kestel

Pavillon 333 - Werkstatt für Kunst und Architektur, München-Maxvorstadt

Bauherr: Förderverein für Holzarchitektur an der TU München 
Architektur: Lehrstuhl für Entwerfen und Konsturieren, Prof. Florian Nagler Professur für Entwerfen und Holzbau, Prof. Hermann Kaufmann Architekturstudenten der TU München
Tragwerksplanung: merz kley partner
Holzbau: Selbstbauprojekt mit Studierenden der Technischen Universität München

Das mit Studierenden der TUM errichtete DesignBuild Gebäude ist ein temporäres Bauwerk zur Architektur- und Kunstvermittlung. Dabei wird es mit seiner reduzierten, schlichten Konstruktion und seiner sehr zweckmäßigen Gestaltung selbst eine Referenz für den architektonisch hochwertigen Holzbau. Das windmühlenartige Stabhebeltragwerk aus Brettschichtholzträgern auf nur vier Stützen und seine Aussteifungen sind ästhetisch anspruchsvoll und lassen sich direkt ablesen. Das Bauwerk konnte in weitgehender Eigenleistung errichtet werden und ist nach der geplanten fünfjährigen Standzeit für einen Wiederaufbau an anderer Stelle entwickelt. Der technische Betrieb und die Regulierung der Innentemperatur werden durch ausschließlich niedrigschwellige Maßnahmen unterstützt.

Acht Anerkennungen:

Quelle: proHolz Bayern