Feingliedriger Pavillon mit Lichtbeulen

Ein Artikel von Birgit Gruber | 12.06.2023 - 08:57
Kassel2_Nicolas_Wefers.jpg

© Nicolas Wefers

Die Kunsthochschule in Kassel hat bereits Tradition. Sie wurde am Rande des Staatsparks Karlsaue 1962 nach Plänen von Paul Friedrich Posenenske errichtet. Schon damals war eine Fläche im nördlichen Innenhof für eine Zubau vorgesehen. „Der Neubau wurde in den Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes gesetzt und greift damit auf einen Standort zurück, den Posenenske für eine mögliche Erweiterung entwickelt hatte“, berichten Innauer Matt Architekten, die sich 2017 bei einem internationalen Wettbewerb gegen zwölf weiteren eingereichten Projekte mit ihrem Entwurf durchsetzten. Der Baukörper mit rund 450 m² Ausstellungsfläche soll als studentisches Ausstellungslabor ebenso dienen wie zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken. Der rechteckige, als reiner Holzbau konzipierte Pavillon setzt sich mit seiner dunklen, vertikal orientierten Hülle deutlich in Material und Farbe vom Gebäudebestand ab. Wie die Architekten selbst erklären, sei der anthrazitfarbene Ton jedoch den außen liegenden Stahlbauteilen am Bau von Posenenske entlehnt, die dort als prägnantestes Element in Erscheinung treten. „Die überall sichtbare, vom Tragwerk klar gegliederte Gebäudestruktur ist ein weiterer deutlicher Bezug zum denkmalgeschützten Bestand“, wissen die Planer.

Kassel1_Nicolas_Wefers.jpg

Brettschichtholz kam für die stabförmigen Bauteile wie Stützen, Balken und Riegel zum Einsatz; Brettsperrholz für die flächigen Bauteile wie Dachschalung und Wandplatten. © Nicolas Wefers

Kassel3_Nicolas_Wefers.jpg

© Nicolas Wefers

Der Bau hat keine Rückseite. Vielmehr kann er zu allen Seiten gleichermaßen über große Flügeltüren geöffnet werden. Dadurch lässt sich auch der Außenbereich als kommunikativer Zwischenraum in die Ausstellungsfläche integrieren. Im Inneren erstrahlt das neue Gebäude in hellem Holz, dessen Oberflächen unbehandelt blieben. Eine klare Struktur macht unterschiedliche Nutzungsvarianten möglich. „Im oberen Wandbereich finden sich gleichmäßig angeordnete Lichtlinsen. Diese 864 eigens für das Projekt entwickelten, gewölbten Glaselemente bringen umlaufend gleichmäßig, diffuses Licht in den Innenraum. Grafisch und identitätsstiftend verleihen sie der Ausstellungshalle die gewünschte Sonderstellung im Ensemble,“ machen Innauer Matt Architekten auf eine Besonderheit aufmerksam. Finanziert wurde das Projekt mit einem Budget von rund 4 Mio. € von Bund und Ländern. Als Bauherr trat das Land Hessen auf.