Kärnten: Zwölf Objekte prämiert

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 21.10.2023 - 11:30

Der Holzbaupreis Kärnten wird alle zwei Jahre von proHolz Kärnten und dem Architektur Haus Kärnten ausgeschrieben. Die Jury hatte es, wie immer, nicht leicht. Holzbaumeisterin Birgit Maier aus Salzburg, Architekt Peter Riepl aus Oberösterreich und Anton Kraler, assoziierter Professor am Arbeitsbereich Holzbau der Universität Innsbruck, bewerteten die 82 eingereichten Objekte und nominierten schließlich 19 Bauten. Am Ende konnten zwei Hauptpreise ausgemacht werden: Das Drauforum in der Gemeinde Oberdrauburg und der Hauptsitz eines prosperierenden IT-Unternehmens in Pörtschach am Wörthersee. Die beiden Holzbaupreise waren mit je 3500 €, vom Kärntner Energiedienstleister Kelag zur Verfügung gestellt, dotiert.

Daneben wurden vier Auszeichnungen und sechs Anerkennungen vergeben, was zu insgesamt zwölf prämierten Objekten führte. Johann Weinberger, proHolz Kärnten Obmann, würdigte bei der Verleihung, zu der er rund 300 Gäste begrüßen konnte, das große Know-how der Kärntner Holzbauunternehmer sowie die Leistungen all jener, die an der Realisierung der Bauten beteiligt waren. „Durch die Kreativität der ArchitektInnen werden Formen und Baukörper geschaffen, mit denen sie unsere Vorstellung des Möglichen und unsere Horizonte erweitern“, erklärte er. Als Techniker stehe er mit großem Respekt vor den eingereichten Projekten und bewundere die Tragwerkslösungen mit „ausgesprochen innovativen Konzepten“. 

Holzbaupreis: Drauforum

Das Drauforum wurde in Mischbauweise und als Überbauung eines Kaufhauses realisiert. Als Fortsetzung der straßenseitigen Häuserzeile ist die Südseite auskragend in Massivbauweise errichtet. Die großflächigen Öffnungen des Veranstaltungsraums zieren die typischen Ziegelgitterwerke der Region. Der über dem Kaufhaus liegende Gebäudeteil wurde nicht nur aus Gründen des Gewichtes, sondern auch aus atmosphärischen und bauphysikalischen Aspekten aus Holz ausgeführt.

Planung: Architekturbüro Eva Rubin
Tragwerksplanung: Bauingenieure | Lackner | Egger
Ausführung: Holzbau Hofer, Seiwald Bau
Bauherrschaft: Marktgemeinde Oberdrauburg

Auszug der Jurybegründung: „Je nach deren Möglichkeiten werden unterschiedliche Materialien eingesetzt. Kein dogmatisches Entweder-Oder, sondern eine stimmige, gut austarierte Melange. Eine großartige Holz-Dachkonstruktion verleiht dem großen Saal sein außergewöhnliches Gepräge. Ergänzt durch eine raffinierte Lichtführung, teils gestreut durch ein fein gesponnenes Ziegel-Gitterwerk, entsteht eine besondere Atmosphäre. Innen und Außen bilden ein variantenreiches, spannungsvolles Wechselspiel. Mit diesem ausgeklügelten Haus hat Oberdrauburg einen besonderen Kristallisationspunkt gewonnen. Es belegt, welche einzigartigen Möglichkeiten die kreative wie präzise Verwendung von Holz bietet."

Holzbaupreis: Arbeiten im Hof

Der Hauptsitz für ein prosperierendes IT-Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitern – Tendenz steigend – wurde an einem öffentlich gut erschlossenen Ort zwischen den Kärntner Ballungszentren Klagenfurt und Villach realisiert. Das in einfacher Holzbauweise errichtete Gebäude schafft bei sparsamem Einsatz von Ressourcen möglichst viel Raum, unterschiedliche Raumsituationen sowie eine zeitgemäße Arbeitsatmosphäre.

Planung: Klaura | Horvath Lendarchitektur
Tragwerksplanung: Bauingenieure | Lackner | Egger; Kurt Pock
Ausführung: Zimmerei Franz Roth
Bauherrschaft: PriorIT EDV-Dienstleistungen

Auszug aus der Jurybegründung: „Durch die Schaffung eines ruhigen Innenhofes mit Außenküche und Pool wurde der Ungunstlage des Grundstückes bestmöglich begegnet. Aus den schwierigen Rahmenbedingungen der Umgebung wurde eine wohltuende grüne Oase geschaffen. Durch individuelle Entfaltungsräume und schallisolierte Boxen werden klassische Besprechungsräume und fixe Arbeitsplätze ersetzt – dadurch werden kreative Prozesse ausgelöst. Ein gelungenes Zusammenspiel einer komplexen Anforderung an eine neue Arbeitsatmosphäre, umgesetzt in einer zeitgemäßen Holzbauweise."

Auszeichnung Hauptkategorie: Die Forelle – Häuser am Wasser

Die in die Jahre gekommene Infrastruktur am See, ein Bootshaus und Lager in schlechtem Bauzustand, sollte erneuert werden und den Gästen einen Raum am See bieten. Der Wunsch war auch, möglichst mit regionalem Holz zu arbeiten.

Planung: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: Bauingenieure | Lackner | Egger
Ausführung: Holzbau Ertl
Bauherrschaft: Genießerhotel Die Forelle

Auszug aus der Jurybegründung: „Zwei schmale Häuser strukturieren die Badewiese und treten in Dialog mit den umliegenden Bootshütten, dem Landschaftsraum und dem See. Durch die überdeckte Terrasse, welche als Verbindungsglied zum Umkleide- und Lagerraum dient, wird die Gebäudelänge gebrochen. Ein schönes Detail ist, dass die bestehende Birke erhalten bleiben konnte und zwischen den beiden Bauteilen durch die Terrassenkonstruktion emporragt. Die Unterkonstruktion ist als Stahlkonstruktion ausgeführt und gewährleistet so den erforderlichen Abstand des Massivholzes zur umgebenden Wiese. Darauf wurde die Lärchenholz–Ständerkonstruktion mit einfachen, sichtbaren Holzverbindungen aufgesetzt. Die zwei Häuser treten in Beziehung mit dem Ort und mit sich selbst, schaffen geborgene Plätze zum Sonnenbaden und Durchblicke zum See – diese angenehme (zurück)Haltung im touristischen Bauen, umgesetzt in Lärchenholz Massivbauweise, ist eine Auszeichnung wert."

Auszeichnung Hauptkategorie: Gemeinschaftshaus Hühnersberg

Das Gemeinschaftshaus ist ein Pilotprojekt mit Mehrwert für die Gemeinschaft der Gemeinde Lendorf in Oberkärnten. Da das bestehende Feuerwehrgebäude aus den 1970er Jahren am Hühnersberg den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprach und eine Erweiterung auf Grund der beengten Platzverhältnisse nicht umsetzbar war, entschied man sich am bestehenden Stützpunkt für einen Neubau inklusive Weiterentwicklung. Denn am Hühnersberg auf rund 1000 m Seehöhe ist die Feuerwehr für viele noch ein wesentlicher gesellschaftlicher Anker und wichtig für die Gemeinschaft.

Planung: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: Bauingenieure | Lackner | Egger
Ausführung: Holzbau Hofer
Bauherrschaft: Gemeinde Lendorf

Auszug aus der Jurybegründung: „Ein großer (Ent-)Wurf, der mit sympathischer Unbefangenheit realisiert wurde. Sehr lustvoll zu erleben in einer Zeit voll von glattgebügelten Routinen und eine stimmige Antwort auf die besondere „pionierhafte“ Situation. Das steil abfallende Gelände erlaubt es, zwei der drei Geschoße unmittelbar von außen zu begehen, die Feuerwehr im massiven Sockelgeschoß und das Gemeinschaftshaus aus Holz darüber. Räumliche Verschränkungen, Durchblicke sowie gezielte Ausblicke öffnen und bereichern das Innenleben. Nichts dominiert, alles ist eins, das ist durchaus eine der konzeptionellen Stärken des Entwurfs."

Auszeichnung Hauptkategorie: Einsatzzentrum Mallnitz

Holz wurde bei dem kommunalen Zweckgebäude als dominantes Material eingesetzt. Die konstruktive Struktur gliedert und prägt die Innenräume. Alle tragenden Holzelemente sind sichtbar verwendet. Eine spezielle Lichtführung bringt Helligkeit ins tiefe Gebäude.

Planung: Hohengasser Wirnsberger Architekten
Tragwerksplanung: Ziviltechniker Wolfgang Steiner
Ausführung: Holzbau Hofer
Bauherrschaft: Gemeinde Mallnitz

Auszug aus der Jurybegründung: „Das Einsatzzentrum (für Feuerwehr und Bergrettung) in Kombination mit dem zukünftigen Gemeindezentrum als Gesamtkonzept für ein neues Zentrum im Ort: Das Einsatzzentrum, ein Hybridbau aus Stahlbeton und Holzmassivbau, wird über zwei Zugänge bespielt. Der Zugang zu den Gruppenräumen und Büros an der Längsseite des Gebäudes kommuniziert mit dem zukünftigen Gemeindezentrum und bildet einen Raum für gemeinsame Aktivitäten. Als besonders kann bei diesem Gebäude hervorgehoben werden, dass der Einsatz des Materials Holz entsprechend der Nutzung eingesetzt wird. Im Bereich der Lagerung von Einsatzmaterialien und der Einsatzfahrzeuge wird das Material Holz einfach und reduziert auf die benötigte statische Konstruktion, entsprechend Werkstätten und Garagen, eingesetzt. Die Ausführung in den Aufenthalts- und Gruppenräumen entsprechen hingegen der Qualität von Wohn- bzw. Büroräumlichkeiten. Die Auszeichnung besteht darin, dass das Holz materialgerecht, reduziert und entsprechend der Nutzung eingesetzt wird. Auch die Eingliederung in das Umfeld kann als gelungen bezeichnet werden."

Auszeichnung Export: Neues im Dorfzentrum

Ziel war es, zentralörtliche Funktionen, wie beispielsweise die medizinische Versorgung, sicherzustellen und zu den bereits bestehenden Einrichtungen durch flankierende Maßnahmen einen lebenswerten öffentlichen Raum zu schaffen. In dem Gebäudekomplex wurden eine Arztpraxis und ein zentrumsnaher Wohnbau – adaptierbar für betreutes Wohnen – errichtet. Der Holzriegelbau ist ein einfaches Gebäude mit ländlicher Architektur, komplett aus Fichte, mit knappem Budget errichtet. Die Fassade wurde mit einer Lasur gestrichen.

Planung: Klaura | Horvath Lendarchitektur; Scheiberlammer Architekten
Tragwerksplanung: Bauingenieure | Lackner | Egger
Ausführung: Holzbau Horn Neumarkt
Bauherrschaft: AMRE, Scheifling

Auszug aus der Jurybegründung: „Besonders beeindruckend wird hier materialgerechtes Bauen mit Holz gezeigt. Zwei Baukörper – L-förmig angeordnet – bilden im Einklang mit der Kirche und dem alten Pfarrhof ein neues Dorfzentrum. Alle Holz-Außenbauteile, die konstruktiv durch Balkone oder Vordächer geschützt sind, bleiben naturbelassen. Die restlichen Fassadenteile werden durch einen Anstrich geschützt. Die Auszeichnung besteht darin, dass das Gebäudekonzept, die Orientierung und Platzierung sowie die Ausführung in Holzbauweise bis ins Detail gedacht wurden. Es ist ein tolles Gesamtkonzept mit ansprechenden Proportionen der Gebäude sowie dem materialgerechten Einsatz von Holz und fachgerechter, qualitativ hochwertiger Ausführung."  

Weitere Informationen zu den Anerkennungen und Nominierungen finden sich hier.

Quelle: proHolz Kärnten