Ressourcenschonend Bauen mit Holz

Ein Artikel von Juri Troy | 15.01.2024 - 10:09

Passivhauskindergarten Deutsch-Wagram

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Der Passivhauskindergarten in Deutsch-Wagram ist für viergruppige Betreuungseinheiten konzipiert. Durch vorgefertigte Elemente konnte das Gebäude innerhalb von nur sieben Monaten fertig gestellt werden. Die Orientierung und Positionierung des Gebäudes vereinen Tageslichtplanung und die Gartennutzung, sodass der Kindergarten zusätzlich auch als Passivhaus realisiert werden konnte. Bei den ausgewählten Baustoffen handelt es sich großteils um natürliche Materialien, dadurch konnte auch das Klimaaktivzertifikat Gold erreicht werden. So besteht die Fassade aus unbehandelten Holzlatten, im Innenraum ist Holz als Sichtoberfläche erlebbar. Zwischen Hauptdach und Loggiavorbau wird durch PV-Module überdacht. Bei Sonnenschein wird das Licht-Schatten-Spiel der PV-Glaspaneele auf das Gebäude übertragen. Nachhaltigkeit wird so von einem abstrakten Begriff zu einem gebauten Beispiel, welches man durch seine Sinne wahrnehmen kann. Das Gebäude selbst wird unweigerlich Teil des pädagogischen Konzeptes.

BUGA Pavillon Mannheim

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Der Pavillon für die Holzbauoffensive und der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg demonstriert die Leistungsfähigkeit des modernen Holzbaus. Dem elf Meter auskragenden, fast schwebend anmutenden Dach hängt ein 5 t schwerer Granitblock gegenüber, der durch sein Gewicht die Konstruktion im Gleichgewicht hält. Im Stützenwald dient ein Holzkino der Wissensvermittlung zum Thema „Baustoff Holz“ – unter dem Dach bieten mobile Sitzmöbel aus Baumstämmen die Möglichkeit, Vorträge und Workshops abzuhalten. Der hohe Vorfertigungsgrad sowie die lösbaren Verbindungen erlauben es dem Pavillon – in nur wenige Elemente zerlegt – an anderer Stelle wieder aufgerichtet zu werden. Der Pavillon steht als Skulptur und Lehrbeispiel in einem.

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Die 1:1-Planung und -Umsetzung von Entwürfen durch die Studierenden sind von großer Bedeutung, denn dies baut durch das eigene Bearbeiten Planungsbarrieren ab und fördert den ressourcenschonenden Umgang mit Materialien. Hier ein Projekt, das während der Lehrtätigkeit an der Hochschule für Technik in Stuttgart auf Schloss Kannawurf entstand. © juri troy architects

1:1-Planumsetzung

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Fachfremden Akteuren eine nachhaltige und ressourcenschonende Bauweise näherzubringen, ist jedoch nur ein Teilaspekt auf dem Weg des Baustoffes Holz in den Mainstream. Die Aus- und Weiterbildung der planenden und ausführenden Personen ist ebenso notwendig wie überfällig. Während der Lehrtätigkeit an der Hochschule für Technik Stuttgart lag ein Hauptaugenmerk auf der 1:1-Planung und -Umsetzung von Entwürfen durch die Studierenden. Im Renaissanceschloss Kannawurf in Thüringen konnte eine Gruppe von Studierenden einzelne Mikrointerventionen planen und bauen. Ziel des Entwerfens war es, die unbeheizte Struktur über die kalte Jahreszeit nutzbar zu machen. Bestehende Planungsbarrieren können durch das eigene Bearbeiten und Umsetzen nachhaltig abgebaut werden. Die oftmals abstrakt wirkende Planungsphase wird durch die eigene Durchführung hinterfragt, die Sensibilität für den Einsatz der eingesetzten Materialien erhöht.

Strohfloh Murstetten

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Doch auch nach Abschluss der akademischen Ausbildung sollte der Lernprozess nicht ins Stocken geraten. Bei der Umsetzung des Strohflohs im Schlosspark Murstetten legten wir als Architekturbüro während der Ausführungsphase selbst Hand an. Das mittels Schraubfundamenten im Boden verankerte Haus wurde mit Strohballen gedämmt. Das Holz sowie das Stroh stammen aus der direkten Umgebung. Der Perspektivenwechsel von der reinen Planung im Büro zur direkten Verarbeitung von Naturbaustoffen auf der Baustelle lehrt den materialgerechten Einsatz  für zukünftige Planungen.

Grüne und nachhaltige Gebäude dürfen keine reinen Schlagwörter bleiben, sondern müssen für eine klimafitte Bauwirtschaft zum Standard werden. Genau hier liegen die Verantwortung und Herausforderung der heutigen Lehre.