Die Herausforderung beim Projekt lautete „minimalinvasiver“ Ansatz: Beim Bau sollte so wenig wie möglich in die Natur eingegriffen werden, das fertige Haus sollte sich harmonisch in die Umgebung einfügen, bei Materialeinsatz und Verarbeitung die Ökologie im Vordergrund stehen. Um das zu erreichen, griff Architekt Andreas Etzelsdorfer auch auf uralte Handwerkstechniken zurück. In nur vier Monaten Bauzeit entstand so im ländlichen Waldviertel eine Basis für entspannte Auszeiten in der Natur. Die Ausführung übernahm Kreiseder Holzbau aus Seibersdorf.
Ausreichend Licht trotz Schatten
Nur wenige Meter trennen das Ferienhaus der Familie aus Wien vom Ufer eines idyllischen Stausees. Ein idealer Startpunkt zum „Schwammerlsuchen“, Eislaufen, Fischen und für kleine Wanderungen in die umgebenden Wälder. Konsequenterweise wird auch das umliegende Grundstück so wenig wie möglich bewirtschaftet. Umgeben ist der Neubau deshalb von nahezu unberührtem, üppigen Grün, von dem er sich mit klaren Konturen und dunkler Farbgebung abhebt, ohne wie ein Fremdkörper zu wirken. Optisches Vorbild für den nahezu komplett mit Lärchenholz verkleideten, fast schwarzen Holzbau waren die typischen Waldviertler Scheunen und Stallungen. Das 1300 m2 große Grundstück liegt an einem dicht bewaldeten Nordhang, der steil zum Ufer hin abfällt. „Ein echtes Sonnenhaus zu bauen, war hier illusorisch“, erklärt Etzelstorfer. Mit einer geschickten Ausrichtung, stattlichen seitlichen Festverglasungen nach Süden und Osten sowie großzügiger Oberlichtzufuhr, sorgte der Architekt dafür, dass die drei Großstädter trotz der Lage im Haus Tageslicht und Wärme genießen können.
Fassade: uralte Handwerkstechnik
Aufgrund des hohen Schattenanteils auf dem Grundstück, kommt den beiden Velux Dachfenstern im Satteldach eine besonders wichtige Rolle zu: Sie sind – wie die Terrasse des Hauses – nach Süden ausgerichtet und bringen durch ihre Position über den Baumwipfeln besonders viel Tageslicht nach drinnen. Sie fügen sich dank eines vertieften Einbaus dezent in den monolithischen Baukörper ein. Ihre charakteristische Farbe erhielten Dach und Fassadenverkleidung durch eine mittelalterliche Handwerkstechnik, auf die Etzelstorfer zurückgriff: Das Ankohlen. „Hierfür wurden die Lärchenholzlatten der äußeren Ebene von Dach und Fassade zunächst oberflächlich verbrannt und der Brandprozess dann durch Schocklöschen gestoppt. Dadurch bildet sich an der Oberfläche eine wasserabweisende Verkohlungsschicht, die das Material gegen Witterung schützt. Eine anschließende Behandlung mit Öl verstärkt diese natürliche Schutzmaßnahme“, weiß Etzelsdorfer.
Minimalismus mit Komfortfaktor
Auch im Inneren stellte der Wunsch der Bauherren, ökologisch und mit möglichst natürlichen Materialien zu arbeiten, die Weichen: Hier trifft die gewünschte Anlehnung an Forest Retreats, also hüttenartige, hölzerne Zuflüchte im Wald, auf skandinavische Klarheit. Die verwendeten Materialien wurden dabei so wenig wie möglich behandelt. Die mit Fichtenholz verkleideten Innenwände sind farblos geölt, auf dem Boden ist geschliffener Sichtestrich zu sehen. Eine Holztreppe verbindet den Hauptraum mit der Galerie, die zusätzliche 36 m2 Wohnraum schafft und als Gästezimmer oder Rückzugsraum genutzt wird. Die Empore bildet gleichzeitig die Holzdecke für die rückwärtigen Räume: Neben dem Hauptraum verfügt das Häuschen über ein Duschbad, eine separate Gästetoilette und ein abgetrenntes Schlafzimmer.
Quelle: Backraum Architektur