Ein Dorf im Dorf

Ein Artikel von Birgit Gruber | 06.11.2024 - 08:06
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Die hinterlüftete Fassade besteht aus Lärchenholz. Das Untergeschoß und die beiden Treppenhäuser des Schulgebäudes wurden massiv, die oberirdischen Geschoße hingegen in Holzbauweise ausgeführt. © Gustav Willeit

In der Gemeinde Au im Bregenzerwald wurde um 1650 die „Auer Zunft“ gegründet, eine Vereinigung von Vorarlberger Bauhandwerkern, deren Wirken in zahlreichen Barockkirchen Mitteleuropas bis heute sichtbar ist. Prof. Bernardo Bader, dessen Atelier den Wettbewerb zum Bau der Volksschule und der Doppelturnhalle im Jahr 2020 gewonnen hatte, erzählt: „Mich interessierte beim Bau der neuen Schule, ob es das Erfolgsrezept dieser Zunft mit all ihrer Meisterlichkeit noch gibt und wie das Leben im Dorf heute funktioniert.“

Die Baumaßnahmen werden in zwei Etappen umgesetzt. Der Neubau der Volksschule wurde bereits fertiggestellt. Als nächster Schritt wird die Doppelturnhalle realisiert. Der Bau der neuen Schule zeigt Holzbauhandwerkskunst in Perfektion. Für die Errichtung des hölzernen Kubus zeichnet Holzbau Feuerstein aus Au verantwortlich. Den Innenausbau übernahm Kaspar Greber aus Bezau. Die hinterlüftete Fassade aus Lärchenholz verleiht dem Schulhaus eine warme und natürliche Optik, die sich harmonisch in die Umgebung des Bregenzerwaldes einfügt. Die Bauweise des Gebäudes ist ebenfalls durchdacht: Während das Untergeschoß und die Treppenhäuser massiv gebaut wurden, sind die oberirdischen Geschoße in Holzbauweise ausgeführt. 

Zwei seperate Baukörper

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Der Schulhof bildet das Entrée zur neuen Volksschule in Au im Bregenzerwald. © Gustav Willeit

Das Gesamtprojekt  sieht die Errichtung zweier separater Baukörper vor, die westlich des bestehenden Schulgeländes so angeordnet sind, dass sie sich harmonisch mit der bestehenden Mittelschule und dem Kindergarten zu einem zusammenhängenden Campus verbinden. Zwischen den Gebäuden entsteht ein gegliederter und geschützter Innenhof, der besonders in den wärmeren Monaten als multifunktionaler Raum für Spiel- und Lernaktivitäten genutzt werden kann. Dieser Außenbereich dient als neue „Mitte“ des Campus, bildet den zentralen Knotenpunkt für alle Wege und leitet nahtlos zu den internen Erschließungen der Gebäude über. 

Schulhof als Eingangsbereich

Der neu gestaltete Schulhof fungiert auch als Eingangsbereich zur neuen Volksschule. Der Zugang zum Foyer ist zentral im Erdgeschoß an der überdachten Nordseite angelegt, sodass Schüler und Besucher direkt in den Hauptraum eintreten können. Dieses Foyer dient als Verteiler für die verschiedenen Bereiche der Schule und bietet direkten Zugang zu den Räumlichkeiten für Lehrkräfte und Schüler. Auf derselben Ebene befindet sich ein Multifunktionsraum, der bei Bedarf mit dem Foyer verbunden werden kann und zusätzlichen Raum für diverse Aktivitäten bietet. Der gemeinsame Mittagstisch für die Kinder in Ganztagsbetreuung ist im nahegelegenen Gebäude der bestehenden Mittelschule untergebracht, wodurch die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur optimal genutzt wird.

Barrierefreier Zugang zur Sporthalle

Im Untergeschoß befinden sich die Werkräume sowie die Zentralgarderobe, die durch eine unterirdische Verbindung die Volksschule, die Mittelschule und den neuen Turnsaal miteinander verknüpfen. Dank des natürlichen Geländeunterschieds sind die Garderobe und die Werkräume trotz ihrer Lage im Untergeschoß natürlich belichtet und ermöglichen einen ebenerdigen Ausgang zum Sportbereich, wodurch die Räumlichkeiten optimal in die Umgebung eingebettet sind. Der Turnsaal ist auf Untergeschoßebene direkt an die Schulen angeschlossen, sodass die Schüler einfachen Zugang haben. Zusätzlich gibt es im Erdgeschoß eine barrierefreien Erschließung für externe Nutzer und Zuschauer, der es auch Personen mit eingeschränkter Mobilität ermöglicht, die Sportanlagen problemlos zu erreichen.

Hauptlernbereiche als Cluster

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In den Obergeschoßen liegen die Kernlernbereiche der beiden Cluster. © Gustav Willeit

In den Obergeschoßen der neuen Volksschule befinden sich die Hauptlernbereiche (Cluster). Jeder umfasst drei Klassenräume, zwei Gruppenräume, einen Sprachförderraum und offene Lernlandschaften, die gemeinsames und flexibles Lernen ermöglichen. Die Klassenräume sind strategisch an den Gebäudeecken platziert, was nicht nur für eine optimale Belichtung sorgt, sondern auch eine klare, übersichtliche Grundrissstruktur schafft. Die Lernlandschaften haben einen unmittelbaren Zugang zu einem direkt vorgelagerten, geschützten Freibereich.

Quelle: Bernardo Bader Architekten