Der Holzbaupreis 2025 verdeutlicht die hohe architektonische, konstruktive und ökologische Relevanz des modernen Holzbaus in Oberösterreich. Initiiert vom Building Innovation Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, proHolz OÖ, der Landesinnung Holzbau sowie der Fachvertretung der Holzindustrie und unterstützt vom Land Oberösterreich, würdigt der Preis die Innovationskraft und gestalterische Vielfalt im regionalen Holzbau. Insgesamt wurden sechs Auszeichnungen, zwei Sonderpreise, neun Anerkennungen und ein Publikumspreis vergeben.
Statement für Innovation und Baukultur im Holzbau
Die prämierten Projekte demonstrieren eindrucksvoll das gestalterische und technische Potenzial des Baustoffs Holz. Sie zeigen Lösungen, die nicht nur hohe ästhetische und funktionale Ansprüche erfüllen, sondern auch konstruktiv anspruchsvolle Details holzbautechnisch präzise umsetzen – vielfach in Ausführungen, die mit konventionellen Materialien nur schwer realisierbar wären. Die Jury überzeugten insbesondere die architektonische Qualität, die materialgerechte Umsetzung sowie die beispielgebende Innovationskraft der eingereichten Objekte. Der nunmehr zum zehnten Mal vergebene oberösterreichische Holzbaupreis zeigte auch diesmal die großartige Vielfalt der Möglichkeiten im modernen Holzbau. Laut diesjähriger Jury bestehe mittlerweile fast der kategorische Imperativ, um an dieser Stelle den Juryvorsitzenden des Jahres 2022, Helmut Dietrich, zu zitieren: „Dass es sinnvoll wäre, bei jedem Projekt zuerst die Frage zu stellen, ob dies auch in Holz oder zumindest teilweise in Holz gebaut werden kann.“
Hat sich der Umgang mit dieser Erkenntnis seit 2022 wesentlich verändert? „Wir sind uns nicht sicher. Angesichts der Klimakrise braucht die Baubranche dringend einen grundlegenden Wandel. Besonders im öffentlichen, mehrgeschoßigen und leistbaren Wohnbau wünschen wir uns deutlich mehr Engagement von allen Beteiligten. Leider bleibt unsere Auseinandersetzung mit dem Kostendiskurs nach wie vor zu oberflächlich. Wenn wir beim Vergleich von Stahlbeton- und Holzkonstruktionen nur die reinen Erstellungskosten betrachten und dabei Lebenszyklus-, Folge- und Entsorgungskosten für nachfolgende Generationen ausblenden, wirkt der Ziegel- oder Stahlbetonbau mit Wärmedämmverbundsystem immer günstiger. Aber diese Rechnung ist empirisch falsch. Wir müssen diesen fatalen Weg der ausschließlich renditegetriebenen Betrachtungsweise endlich verlassen", ist sich die Jury, bestehend aus Bundesinnungsmeister Simon Kathrein, Claudia Koch (Holzforschung Austria) sowie Architektin Sonja Hohengasser und Univ.-Prof. Tom Kaden, sicher.
Die von Holzbaupreis zu Holzbaupreis stetig steigende Anzahl der Einreichungen zeigt aber auch, dass in vielen Bereichen der Anteil gebauter Beispiele zunimmt. Das Land Oberösterriech mit seinen 42 % Waldanteil, seiner nachhaltigen Forstwirtschaft, der leistungsfähigen Sägeindustrie, einer großen Anzahl an Holzbauunternehmen sowie einer Vielzahl von Architekten und Ingenieuren hat dafür auch eine fantastische Ausgangsbasis. Nachfolgend finden Sie die Auszeichungen in den einzelnen Kategorien.
Auszeichnung Wohnbauten: Wohnen im Baumwerk
Auf dem Grundstück der ehemaligen Landwirtschaftskammer Freistadt wurde eine Wohnanlage, bestehend aus zwei Baukörpern mit insgesamt 28 Wohneinheiten, errichtet. Besonders dabei ist, dass sich hier ein eher ungewöhnlicher Bauherr einer gesellschaftlich wichtigen Verantwortung stellt, die man auf den ersten Blick gar nicht bei einer Landwirtschaftskammer vermuten würde: dem Schaffen von dringend notwendigem bezahlbaren Wohnraum. Und dies wurde zudem in herausragender städtebaulich-architektonischer Ausprägung und handwerklicher Feinheit realisiert. Das Zusammenspiel öffentlicher, halböffentlicher und privater Räume im Ensemble lässt Privatheit zu, schafft aber gleichzeitig Platz für Kommunikation und Interaktion. Beide Gebäude wurden als hochwärmegedämmte Holzriegelkonstruktion mit Holzrippendecken gebaut. Dabei ist es gelungen, wesentliche Elemente der Tragstruktur sowohl in den Innenräumen (Stützen, Unterzüge) als auch im Außenraum (Laubengänge, Balkone) sichtbar zu lassen und dadurch neben den tragwerkstechnischen und bauphysikalischen auch die tektonischen Elemente des Werkstoffes Holz zu zeigen. Dabei sind alle gewählten Detaillösungen als exemplarisch für den konstruktiven Holzschutz zu betrachten.
Auftraggeber: LK OÖ Dienstleistungs
Architektur: TP3 Architekten
Holzbau: Obermayr Holzkonstruktionen
Foto: Mark Sengstbratl
Auszeichnung Umbauten, Zubauten, Sanierungen: Haus im Stadel
Behutsam wurde das alte Hofensemble um ein nicht mehr benötigtes Stallgebäude erleichtert, um die frühere Öffnung zur umgebenden Landschaft hin wiederherzustellen. Der von der jungen Generation benötigte Wohnraum wurde unkonventionell in den alten Stadel eingeschrieben. Das Dach des landwirtschaftlichen Gebäudes blieb dabei soweit wie möglich erhalten, nur wo es der Zustand erforderte, wurde es unter Beibehaltung der alten Form neu errichtet. Das Wohngebäude in ressourcenschonender Holzrahmenbauweise mit sägerauer Diagonalschalung, Holzfaserdämmung und Lärchenholzfassade fügt sich wie selbstverständlich in den Bestand ein. Durch den kreuzförmigen Grundriss entstehen an den Ecken geschützte Außenräume, die sich teilweise durch Lattenscreens schließen lassen und so Zwischenzonen zwischen drinnen und draußen mit hoher Aufenthaltsqualität und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten bilden. Die Innenräume bestechen durch hochwertige Materialien und hohe handwerkliche Ausführungsqualität – vom Boden über die Wandvertäfelungen aus Weißtanne bis zu den raumhohen Türen – sowie durch spannende Blickbezüge nach draußen. Es ist hier gelungen, die Wohnbedürfnisse einer jungen Familie mit einem modernen Holzbau zu befriedigen und gleichzeitig Wertschätzung gegenüber dem Alten auszudrücken.
Auftraggeber: Privat
Architketur: Wolf Architektur
Holzbau: Duswald Bau
Foto: Noah Santer
Auszeichnung Öffentliche Bauten: Amtsgebäude Zell am Pettenfirst
Das neue Amtsgebäude fügt sich harmonisch in den Raum zwischen Pfarrkirche und Ortszentrum ein und überwindet dabei spielerisch nicht nur den topographischen Höhenunterschied, sondern vereint auch die unterschiedlichen Nutzungen perfekt unter einem Dach. Im von der Gemeindestraße barrierefrei erreichbaren unteren Geschoß wird man gleich nach dem Eintreten vom Bürgerservice willkommen geheißen. Außerdem trifft man hier den Bürgermeister und zu Sitzungszeiten den Gemeinderat an. Die obere Ebene in Holzbauweise beherbergt den großen, flexiblen Proberaum für die Musik sowie multifunktionelle Räumlichkeiten, die den verschiedensten Aktivitäten der Pfarre und der Gemeinde vom Pfarrcafé bis hin zum Yoga Raum geben. Zur Kirche hin öffnet sich das Gebäude hier zu einem behaglichen Vorplatz mit Altbaumbestand. Innen in allen Details gut durchdacht und fein gearbeitet, kleidet sich das Gebäude außen in eine prägnant grau lasierte senkrechte Holzfassade mit aufgesetzten Lisenen, die im Erdgeschoß einen Arkadengang bilden. Mit Leichtigkeit setzt das Gebäude so ein weithin sichtbares Zeichen für unaufgeregten Holzbau mit überzeugender Nutzungsvielfalt in dörflicher Struktur.
Auftraggeber: Gemeinde Zell am Pettenfirst
Architektur: Schneider Lengauer Pühringer Architekten
Holzbau: TRAGWERK+ Ingenieurholzbau
Foto: Kurt Hörbst
Auszeichnung Gewerbliche Bauten: Hargassner Holzparkhaus
Man fragt sich bei der Typologie „Parkhaus“ erst einmal: Ist es denn wirklich notwendig, dass der individualisierte Privatverkehr ein „eigenes Haus“ bekommt? Klar ist aber auch, dass es im ländlichen Raum ohne einen adäquat ausgebauten öffentlichen Nahverkehr eine stadträumlich-architektonisch angemessene Lösung geben muss. Und genau diese sieht man bei dieser Holzparkgarage, die mit ihren 500 Pkw-Stellplätzen neue tektonische und ingenieurholzbautechnische Maßstäbe setzt. Die Stapelung per Split-Level-Bauweise generiert lediglich ein Fünftel der versiegelten Fläche eines Parkplatzes. Das Primärtragwerk (Stützen, Unterzüge, Decken) sowie die gesamte Fassade bestehen ausschließlich aus dem Werkstoff Holz. Raumbildend sind hier vor allem die 16 m langen Hauptbinder, die stützenfreie Parkebenen ermöglichen. Die semitransparente Fassade wurde aus einer unbehandelten Lärchenrhombusschalung gefertigt, die mindestens vier Dinge kann: Sie schützt vor Wasser- und direktem Sonneneintrag, verschattet die jeweiligen Stellplätze und lässt gleichzeitig viel Licht in unterschiedlichen Schattenspielen in das Innere. Gleichzeitig ergibt sich von außen je nach Standort ein lebhaftes und sich permanent veränderndes dynamisches Fassadenbild. Beeindruckend ist auch die feine Detaillierung: Alle Verbindungen sind so gewählt, dass es keinen direkten Holz-Holz-Kontakt gibt. Eindringendes Wasser kann somit immer nach außen ablaufen. Eine solche Konstruktion kann und darf nass werden, trocknet aber immer wieder aus und zeigt damit ein Musterbeispiel für die kluge Verwebung von architektonischem Entwurf und Konstruktion.
Auftraggeber: Hargassner
Architektur: Architekturbüro DI Andreas MATULIK
Holzbau: Wiehag Timber Construction
Foto: raumpixel.at
Auszeichnung Landwirtschaftliche Bauten: Rinderstall am Toblerhof
Der Rinderstall am Toblerhof wird als herausragendes Beispiel für eine innovative und nachhaltige Landwirtschaft ausgezeichnet, die die Bedürfnisse von Mensch und Tier in den Mittelpunkt stellt. Seit 1995 überzeugt der Toblerhof mit der Produktion hochwertiger Milch- und Käseprodukte, mit denen zahlreiche regionale Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Altersheime beliefert werden – ein eindrucksvoller Beweis für gelebte Regionalität und höchste Qualitätsstandards. Beeindruckend ist der großzügige, licht- und luftdurchflutete Rinderlaufstall, der unter besonderer Berücksichtigung von minimalistischem und ressourcenschonendem Einsatz der Materialien errichtet wurde und sich harmonisch in die Topografie des Hausruckviertels einfügt. Durch seine Geländeverschiebung und den fließenden Übergang zwischen Wiesen, Äckern und Wald setzt der Stall Maßstäbe in Sachen Tierwohl. Gemeinsam mit der neuen Hofmolkerei und dem Hofladen bildet er das Herzstück eines sympathischen landwirtschaftlichen Betriebes, der nicht nur durch seine nachhaltige Materialwahl, sondern auch durch sein architektonisches Konzept als zukunftsweisender Lebensraum und Vorbild für eine artgerechte Tierhaltung überzeugt.
Auftraggeber: Familie Niedermair-Auer
Architektur: X-Architekten, Planungsbüro Minichshofer
Holzbau: Bögl Bau
Foto: David Schreyer
Auszeichnung Sonderkategorie Außer Landes: Haus der Vereine
Das neue Vereinshaus in Neumarkt am Wallersee setzt ein zukunftsweisendes Zeichen für gelebtes Brauchtum und innovativen Holzbau, indem es traditionelle Vereinswerte in einem modernen architektonischen Rahmen neu interpretiert. Durch eine klare, polygonale Form in Hybridbauweise, die modernste Technik mit regionalen Materialien harmonisch verbindet, entsteht ein großzügiger, vielseitig nutzbarer Raum, der den lebendigen Traditionen der Region ein dauerhaftes Zuhause bietet. Das Projekt besticht durch seine ästhetische Finesse und funktionale Qualität, die sich in der präzisen Ausführung, der nachhaltigen Materialwahl und der innovativen Verbindung ökologischer Baustandards mit zeitgemäßer Architektur manifestieren – ein Anspruch an Qualität und Nachhaltigkeit, der die Auszeichnung mehr als verdient.
Auftraggeber: Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee
Architektur: dunkeslschwarz
Holzbau: Wiehag Timber Construction
Foto: Markus Rohrbacher
Sonderpreis Baukultureller Austausch durch Gemeinschaft: Kagerer Stadl
Dorfräumlich gesehen bietet die Erweiterung des denkmalgeschützten Kagererhofs durch den Neubau an der Hangkante des Stadels am Hof eine angenehme Fassung des Geländes. Die topografische Situierung ist die logische Antwort auf die Anforderung der unterschiedlichen Nutzungen, die im Gebäude unterzubringen sind – der flexible und komplett öffenbare Veranstaltungsstadel wurde der Wiese als Bühne und überdachter Nutzraum zugeordnet und der Lagerraum über das Untergeschoß erschlossen. Das neue Gebäude mit seinem großzügigen Dachvorsprung und dem mit offenen Latten verkleideten „Schreodgang“ rund um das Gebäude tritt sowohl architektonisch als auch handwerklich mit den angrenzenden Wirtschaftsgebäuden in Dialog und zeigt ein Weiterdenken des Vorhandenen auf. Die zimmermannsmäßige Struktur der Holzrahmenkonstruktion, verkleidet mit der sägerauen Deckleistenschalung, lässt die Eigenleistung zu. 1700 ehrenamtliche Stunden der Vereinsmitglieder, die Maßnahme der Ergänzung des denkmalgeschützen Hofes, um das gebaute Erbe zu erhalten und zukunftsfit zu machen, sowie die konstruktive Vermittlung von Baukultur in und mit dem Gebäude waren überzeugend.
Auftraggeber: Verein Freilichtmuseum Unterkagerer
Architektur: Architekturbüro Arkade
Holzbau: Weber Bau
Foto: Julia Wahl
Sonderpreis Mobile Ortskernbelebung: MoBib - Die mobile Bibliothek
Strukturschwache Orte sind sehr häufig von der Schließung von Kunst- und Kultureinrichtungen betroffen, auch gibt es immer weniger Treffpunkte für die Bewohnerinnen und Bewohner – sei es jung oder alt. Das Verschwinden dieser Infrastrukturen macht die Orte unattraktiv. Florian Radner hat sich dieser Problematik im Rahmen seiner Diplomarbeit an der TU Wien angenommen. Er hatte die geniale Idee, eine mobile Bibliothek, die mit dem Traktor von einem Ort zum nächsten gebracht werden kann, zu entwickeln und im Selbstbau am eigenen Hof der Eltern mit dem Holz aus den Wäldern der Region umzusetzen. Jetzt teilen sich die Orte Hinterstoder, Steyrling und Klaus eine Bücherei auf Rädern. Die Gewichtbeschränkung des circa 14 m2 großen Raumes erforderte die Entwicklung einer materialoptimierten Holzbox. Es entstand eine gedämmte, hinterlüftete Holzrahmenkonstruktion aus Fichtenholz, die eine sehr angenehme Atmosphäre aufweist und im Sommer durch das Öffnen der Flügeltüren auch in den Außenraum erweitert werden kann. Die Idee der mobilen Aufwertung des ländlichen Raumes – sowohl kulturell als auch gesellschaftlich – und die eigenhändige Umsetzung haben eine Anerkennung verdient.
Auftraggeber: Gemeindekooperation Hinterstoder Klaus/Steyrling
Architektur: Florian Radner
Holzbau: Florian Radner
Foto: Christoph Weiermair
Publikumspreis: Tiny Houses by Wolf
Am Publikumsvoting nahmen mehr als 2700 Personen teil und wählten ein Projekt zum Publikumssieger. Die Mehrheit der Stimmen entfiel auf ein Wohnkonzept, das auf kompakte Bauweise und zeitgemäße Holzarchitektur setzt. Die von Wolf Haus eingereichten Tiny Houses bieten Wohnflächen zwischen 34 und 62 m2 und sind auf unterschiedliche Lebenssituationen zugeschnitten – von Singles über Paare bis hin zu älteren Menschen. Die Einheiten zeichnen sich durch eine effiziente Raumnutzung und die Verwendung ökologischer Baustoffe aus. Das Projekt verdeutlicht, wie durchdachte Planung auch auf kleiner Fläche vielfältige Wohnbedürfnisse abdecken kann.
Auftraggeber: Wolf Systembau
Architektur: Wolf Systembau
Holzbau: Wolf Systembau
Foto: Wolf Systembau
Quelle: proHolz Oberösterreich