Automatisierung und Digitalisierung sind Schlagworte unserer Zeit. Was bedeuten Sie in
Ihrem Betrieb?
Bei der digitalen Planung angefangen, über die Lagerführung mit Paternoster bis hin zu Auswertungen und Listen hat die Digitalisierung unseren Betrieb voll erfasst.
Das bedeutet Veränderung in allen Bereichen?
Absolut. Seit der Umstellung von 2D- auf 3D-Planzeichnungen müssen wir lernen, dass alle Daten direkt am Bauteil hinterlegt sind. Das betrifft beispielsweise die Bemaßung, Festigkeit oder die Querschnitte. Diese Daten sind am gedruckten Plan nicht ersichtlich. Die Mitarbeiter können damit gut umgehen – jeder Polier hat heute einen Rechner am Abbundtisch. Die Infos, die sie brauchen, kriegen sie per Mausklick. Das heißt, die Daten sind zwar gut hinterlegt, aber die Weitergabe in Papierform – beispielsweise, wenn die Pläne nach Deutschland gehen, wo die Papierform vorgeschrieben ist –, löst Diskussionen aus. Die Softwareindustrie muss dahingehend noch ordentlich Gas geben. Informationen sollten sich durch alle Ebenen ziehen.
Was hat sich im Vertrieb durch die Digitalisierung verändert?
Im Kommen ist der Verkauf von Wohnraum über Bilder. Die Generation, mit der wir nun zu tun haben, braucht kein 200-Seiten-Offert, sondern will Visualisierungen sehen. Das gibt dem Kunden, aber auch uns Sicherheit, was die Kalkulation betrifft. Der Kunde kriegt, was er sieht. Das ist die Zukunft.
Wie wichtig nehmen Sie Ausbildung im Betrieb?
Nachwuchs ist eine wichtige Säule in unserem Unternehmen. Im Moment beschäftigen wir zwölf Lehrlinge. Unserer Philosophie nach gelangen sie über die praktische Achse oft in ganz unterschiedliche Bereiche, auch Führungspositionen, des Konzerns. Das ist für beide Seiten wertvoll. Gegenseitiges Verständnis spielt eine große Rolle im harmonischen Arbeitsalltag. So durchlaufen beispielsweise die Maschinisten innerhalb ihrer Ausbildung den Büroalltag. Damit wissen sie, was der Techniker im Büro denkt. Jene sind im Umkehrschluss Praktiker. Wir beschäftigen keinen Techniker, der über eine rein schulische Ausbildung verfügt. Das ist eine Glückssituation.
Das wissen Sie aus eigener Erfahrung?
Ja, weil ich sowohl über die Zimmerer- als auch Baumeisterausbildung verfüge. Dadurch lässt sich der Groll des Monteurs verhindern. Man kann nicht alles ausräumen, aber es gibt Fehlerpotenzial, das man so umgehen kann.
Auch die Ausbildung verändert sich. Wie wird das in Ihrem Betrieb angenommen?
Gerade die jungen Leute sind sehr aufnahmefähig, was Neuerungen betrifft. Wir machen die Erfahrung, dass sie richtig wissbegierig sind. Die Angst, die zu meiner Lehrzeit bestand, dass der Roboter dem Menschen die Arbeit wegnimmt, besteht nicht mehr. Bei uns im Betrieb sieht man die technische Unterstützung als Hilfe. Das Handwerk geht dabei nicht verloren. Es bietet zusätzliche Möglichkeiten.
Die Angst des Mitarbeiterersatzes schwingt bei der Konzentration auf Maschinen trotzdem immer mit.
Wir bekommen ja keine Mitarbeiter. Ein Ausweg: mehr Maschinen. Natürlich gibt es auch ein Risiko –
wir wissen nicht, was in den nächsten zehn Jahren passieren wird.
Gilt das auch für Kleinbetriebe?
Ganz verschließen darf sich der Kleinbetrieb auch nicht, denke ich. Beispielsweise betreffen Softwareneuerungen meist Lizenzen. Ich zahle auch Lizenzen pro Mitarbeiter. Das heißt, solche Neuerungen sind auch für Kleinbetriebe absolut leistbar. Für alle Holzbauer, auch für die großen, ist der
Moment eine große Herausforderung. Denn sobald wir mit dem Holzbau preisähnlich sind, entscheidet sich der Kunde sofort für den Holzbau, weil er einen immensen Mehrwert im Endprodukt hat. Jetzt
stehen wir vor einer Doppelbelastung: Planer, Investoren und private Bauherren bewegen sich auf der Holzbauschiene. Da sind plötzlich Massen, die wir bewältigen müssen. Zusätzlich wird der Weltmarkt immer digitaler und schneller – das sollen wir auch stemmen. Natürlich ist die Belastung im konventionellen Bau ähnlich, doch dieser reitet auf einer ähnlich hohen Welle, wie gehabt. Wir erfahren im Moment eine deutliche Steigerung.
Was heißt das für die Zukunft?
In die Glaskugel schauen kann keiner. Die Auslastung von ist gut. In Zukunft heißt es, Dinge anzunehmen, die einen interessieren. Darum muss man akzeptieren, dass man am Anfang immer ein bisschen Versuchskaninchen ist – aber ich glaube, das zahlt sich aus.
Zur Person
Hermann Böhler ist Geschäftsführer von i+R Holzbau – der i+R Gruppe mit rund 1000 Mitarbeitern zugehörig. Nach dem Um- und Zubau des Holzbausektors in den Jahren 2013 und 2014 und der Einführung der 3D-Werksplanung investierte das Lauteracher Unternehmen mit 45 Mitarbeitern nun in drei CNC-Anlagen für die Produktion von Holzelementen, Dachkonstruktionen und Fassaden. Insgesamt wurden rund 7 Mio. € aufgebracht. Ab Herbst bildet der Betrieb Zimmereitechniker aus.