In der Grazer Sturzgasse kann man seinen Abfall unter einem neuen Holzdach mit Photovoltaikanlage entsorgen. © Markus Kaiser
Der neue, rund 20.000 m2 umfassende Ressourcenpark in der Sturzgasse löst das alte Grazer Recyclingcenter ab. Unter der neuen Dachkonstruktion der beiden Baukörper mit 76 x 42 m sowie 111 x 77 m (mit jeweils 8,20 m lichter Höhe) wurden die Abfallabgabe in vier verschiedene Zonen eingeteilt: die kostenlose Re-Use-Zone, Wertstoff-Zone und Problemstoff-Zone sowie die kostenpflichtige Reststoff-Zone für Sperrmüll, Bauschutt, Baum- und Strauchschnitt. Rubner Holzbau aus Ober-Grafendorf zeichnet für die Realisierung der überdimensionalen und technisch anspruchsvollen Konstruktion inklusive Photovoltaikanlage verantwortlich.
Konstruktionsprinzip und Tragwerk
Das Dach wurde mit Spannweiten bis zu 50 m realisiert. „Das Objekt entspricht der Brandschutzanforderung R30, alle tragenden Teile wurden bewusst in Holz eingefasst, um im Fall des Falles ein kontrolliertes Abbrandverhalten sicherzustellen“, heißt es von Seiten des Herstellers. Die Abhängigkeit der Tragwerksteile zueinander ist sehr hoch – durch die ein- oder zweiachsige Einspannung der Betonwände als Stützpfeiler sowie die gelenkigen, schief angesetzten Stahlpendelstützen. „Sie sind um einen gemeinsamen Fußpunkt in Gruppen sogenannten Bäumen von vier bis fünf Rohren angeordnet. Ein solcher Baum für sich alleine würde umfallen, in die Holztragkonstruktion aufgenommen, leitet er die Kräfte allerdings in die Tragwerksteile ab und stabilisiert so das gesamte Objekt. Anders als bei klassischen Hallenkonstruktionen, ist die Holzdachkonstruktion somit für die Lastum- und Weiterleitung zuständig“, erklärt man bei Rubner das Konstruktionsprinzip. Technische Besonderheit dieses Tragwerksprinzip ist es, dass sich an keinem Anschluss der Holzkonstruktion gleiche Anschlusskräfte ergeben. Bei der statischen Tragwerksplanung wurde der Ingenieurholzbauer durch die Ziviltechniker Schnaubelt und Partner unterstützt.
Materialkombination von Holz und Stahl
„Viele der biegesteifen Anschlüsse mussten erst entwickelt werden, um Belastungen von bis zu 1000 kNm in die Holzkonstruktion weiterzuleiten“, erklärt man bei Rubner. Die gesamte Stahlkonstruktion sei gelenkig gelagert, erst die darüberliegende Holzkonstruktion, die wie ein Kreis aufgebaut ist, hält alles an seinem Platz. Stahlbau und Holzbau wirken bei diesem Projekt als untrennbar miteinander verbundenes, räumliches Tragwerk – zwei Materialien als voneinander abhängige und einander unterstützende Einheit. Durch die werkseitige Vorfertigung konnten die Holzbauarbeiten in nur vier Monaten ausgeführt werden. Insgesamt wurden 4070 m2 Dachelemente, 666 m3 Brettschichtholzkonstruktion sowie knapp 31 t Stahl für die Verbindungstechnik verbaut.
Quelle: Rubner Holzbau