Holzbau und bhutanische Handwerkskunst

Ein Artikel von Birgit Gruber | 18.03.2025 - 07:34

Bhutans zweiter internationaler Flughafen, der Gelephu International Airport, liegt strategisch günstig in der Nähe der bhutanisch-indischen Grenze und des Paitha-Flusses, umgeben von den üppigen subtropischen Wäldern, Bergen und Flüssen. Der 68.000 m2 große Flughafen entstand in Zusammenarbeit mit dem Luftfahrttechnikunternehmen NACO und ist integraler Bestandteil eines von BIG, Arup und Cistri entworfenen Masterplans. Mit einer Kapazität von 123 Flügen pro Tag soll der Flughafen bis 2040 jährlich 1,3 Mio. Passagiere aufnehmen und bis 2065 auf 5,5 Mio. Passagiere anwachsen. 

Entwurf auf Architekturbiennale in Venedig

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Die diagonale Struktur des Flughafens wird aus lokalem Holz gefertigt und ist mit traditionellen bhutanischen Holzschnitzereien verziert.  © BIG

Ein Entwurf für die Erweiterung wird auf der Architekturbiennale 2025 in Venedig vorgestellt. Die Holzkonstruktion verbindet dabei Tradition mit Innovation und feiert das bhutanische Erbe der Holzschnitzerei, während sie gleichzeitig die Rolle der Technologie bei der Bewahrung und Weiterentwicklung des Handwerks untersucht.

Ein Innenhof als Wald

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© BIG

Die diagonale Struktur des Flughafens vor der Kulisse des Himalaya wird demnach aus heimischem Holz gefertigt und mit traditionellen bhutanischen Holzschnitzereien von lokalen Künstlern verziert. Die Architektur des Flughafens besteht aus modularen Massivholzrahmen, die Flexibilität und Erweiterbarkeit bieten und aus der Ferne an eine stilisierte Bergkette erinnern. Bei näherer Betrachtung sind alle Massivholzelemente nach traditioneller Handwerkskunst geschnitzt, gefärbt und mit drei Arten von Drachen verziert. Sie sollen die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Landes darstellen. Das Ergebnis ist laut Architekturbüro sehr traditionell, avantgardistisch, zukunftsweisend und doch verwurzelt.

Bhutans  biologische Vielfalt soll ebenfalls in den Flughafen Einzug halten. Ein waldartiger Innenhof wird das Terminal in zwei Bereiche, wobei sich die Inlandsflüge auf der Westseite und die internationalen Flüge auf der Ostseite befinden, teilen. Der begrünte Teil soll von jedem Punkt des Flughafens aus sichtbar sein und bietet den Reisenden auch innerhalb des Flughafens eine Verbindung zur Natur mit ruhigen Grünflächen, einem Baumkronenpfad und einheimischer Fauna. Am Dach des Flughafens sind auch PV-Elemente angedacht. 

Holzkonstruktion reguliert Feuchtigkeit

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Die Holzrahmen des Flughafens sind strukturell unabhängig, so dass sie einfach demontiert und erweitert werden können.  © BIG

Der Flughafen ist an das subtropische Klima in Südbhutan angepasst und enthält klimagerechte, passive Konstruktionen, wie sie in der traditionellen bhutanischen Architektur zu finden sind. Seine Holzstruktur absorbiert Feuchtigkeit aus der Luft und hilft, die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen zu regulieren, während belüftete Dächer und Innenhöfe den natürlichen Luftstrom fördern. Im Außenbereich spenden Dachvorsprünge Schatten und schützen vor starken Regenfällen. Der Flughafen wird nach der Erweiterung auch Bhutans erster landesinterner Mobilitätsknotenpunkt sein, der die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördert und so das lebendige Stadtzentrum von Gelephu mit dem Rest des Landes verbindet.

Quelle: Bjarke Ingels Group