Über 130 Gäste aus Wirtschaft, Bildung und Forschung nahmen an der Antrittsvorlesung teil und lauschten gebannt der anschließenden Podiumsdiskussion. © FH Kärnten
Durch die neue Stiftungsprofessur an der FH Kärnten möchte man die Bauwende aktiv mitgestalten, das nachhaltige Bauen stärken und den Holzbau als strategische Zukunftstechnologie verankern.
Mit Dr. Richard Woschitz, der die Professur innehat, konnte man nicht nur einen renommierten Tragwerksplaner, sondern auch einen „Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis“ für das Projekt gewinnen. „Seine Professur markiert den Beginn eines langfristigen Schulterschlusses zwischen Wirtschaft, Ausbildung und Forschung – entlang der gesamten Wertschöpfungskette Holz“, so TINAA. Gestiftet wird die Professur von der Hasslacher Gruppe, Theurl, Weissenseer Holz-System-Bau, Griffner Haus und KLH Massivholz.
„Einfach und elegant bauen“
Verleihung des Titels „Professor (FH)“ an Dr. Richard Woschitz (mittig) durch FH-Rektor Peter Granig (links) und FH-Geschäftsführer Siegfried Spanz (rechts) © FH Kärnten
Prof. Dr. Woschitz betonte bei seiner Antrittsvorlesung die große Chance, praxisnahe Forschung mit unternehmerischer Innovationskraft zu verbinden: „Die Hauptmotivation für die Übernahme dieser Professur ist es, meine Erfahrungen aus innovativen Projekten in die Lehre einzubringen und eine gesamtheitliche Betrachtung des Holzbaus zu vermitteln. Wir müssen wieder lernen, einfach und elegant zu bauen – reduziert auf das Wesentliche, mit Blick auf eine möglichst langfristige Nutzung.“
Dementsprechend zählen Entmaterialisierung und Strukturoptimierung, hybride Holzbauteile aus Neu- und Altholz, Stressgrading für rückgebaute Bauteile, digitale Werkzeuge für Planung und Monitoring sowie ein „Holzoptimierers zur effizienteren Ressourcennutzung“ zu seinen zentralen Forschungsschwerpunkten.
Bauwende braucht neue Kompetenzen
In der anschließenden Podiumsdiskussion betonten alle Beteiligten die Notwendigkeit, Forschung und Industrie enger zu verzahnen, um dem Fachkräftemangel, steigenden regulatorischen Anforderungen und dem Innovationsdruck effektiv zu begegnen. FH-Prof. Dr. Martin Schneider, Studienbereichsleiter Bauingenieurwesen & Architektur, formulierte es so: „Die Bauwende hat begonnen. Wer noch an ‚das haben wir schon immer so gemacht‘ festhält, liegt falsch. Es braucht radikale Veränderungen und ein Umdenken, um die Klimaziele zu erreichen. Holz ist dabei nicht nur Symbol, sondern substanzielle Säule – CO2-neutral, langlebig und technisch ausgereift.“ Sein prägnanter Schlusssatz: „Bauen wir die Säulen der Bauwende mit Holz.“
Holzkompetenz aus Kärnten – für den Alpe-Adria-Raum
Für TINAA ist die Stiftungsprofessur nicht nur ein einmaliges Projekt, sondern Teil einer langfristigen Strategie. Ziel ist es, Kärnten als Innovationsstandort im Holzbau weiter zu stärken und den gesamten Alpe-Adria-Raum durch Forschung, Bildung und internationale Kooperationen zukunftsfit zu machen.
TINAA-Geschäftsführer Sebastian Adami fasst zusammen:„Die Professur ist ein Erfolg gemeinschaftlichen Denkens und Handelns. Jetzt geht es darum, diesen Impuls weiterzutragen – in die Regionen, die Unternehmen, die Klassenzimmer und die Planungsbüros Europas.“
Factbox
Forschungsthemen im Fokus
- Strukturoptimierung & Entmaterialisierung:
Entwicklung effizienter Holztragwerke mit reduziertem Materialeinsatz - Hybride Bauteile aus Neu- und Altholz:
Nutzung spezifizierter Rückbaukomponenten zur Förderung der Kreislaufwirtschaft - Leistungserklärung für gebrauchte Bauteile: Klassifizierung & Zulassungsleitlinien für rückgebaute Holzprodukte inkl. „Stress Grading 2.0“
- Integration digitaler Planungsinstrumente:
Entwicklung eines „Holzoptimierers“ für statisch-konstruktive und ökologische Effizienz - Brandschutz & neue Verbindungsmittel:
Forschung zu innovativen Verbindungstechniken und deren normgerechter Bemessung
Struktur & Netzwerk:
- Josef-Ressel-Zentrum in Planung:
Die Professur soll langfristig in ein Forschungszentrum integriert werden, das wirtschaftsnahe Innovationen forciert. - Kooperation mit Unternehmen:
Abschlussarbeiten, F&E-Projekte und direkter Know-how-Transfer sind fester Bestandteil der Lehrstruktur. - Verzahnung von Lehre & Industrie:
Im Fokus steht die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Holzbauingenieur:innen – insbesondere im Bereich Tragwerksplanung, Materialeinsatz und Bauphysik.
Einbettung in nationale & europäische Ziele:
- Die Professur stärkt Kärntens Position als Holzbauregion im Rahmen des Green Deals.
- Sie unterstützt die Umsetzung der EU-Ziele zur CO2-Reduktion im Gebäudesektor (Klimaneutralität 2050).
- Sie fördert die Verankerung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen – durch Forschung, Lehre und konkrete Umsetzungspartnerschaften.