Die Bauwelt steht vor großen Herausforderungen: Klimaschutz, Fachkräftemangel, Digitalisierung. Um diese zu meistern, braucht es Menschen, die Wissen und Handwerk verbinden. Am Holztechnikum Kuchl werden genau solche Fachkräfte ausgebildet. Schülerinnen und Schüler lernen hier nicht nur theoretisch, sondern arbeiten von Beginn an an realen Projekten. „Unsere Absolventinnen und Absolventen denken und handeln ganzheitlich – vom Entwurf bis zur Umsetzung“, betont Direktor Franz Seidl. „Das ist die Stärke des Holzbaus in Österreich.“ Mit praxisnahen Abschlussprojekten zeigt man dort, wie junge Fachkräfte Brücken zwischen Tradition und Innovation schlagen.
Holztechnikum Kuchl als Bildungsnetzwerk
Seit über 70 Jahren ist das Holztechnikum Kuchl (HTL, Fachschule, Internat) eine feste Größe in der Holzausbildung. Heute vereint der Wissenscampus Kuchl ein einzigartiges Netzwerk aus Schule, Fachhochschule, Berufsschule, proHolz, Holzcluster und Wirtschaft. Ein besonderes Highlight ist die Doppelqualifikation in der Fachschule: Neben dem Fachschulabschluss kann direkt am Standort auch die Lehrabschlussprüfung (LAP) Zimmereitechnik absolviert werden. Später ist sogar der Weg bis zum Bachelor Professional im Holzbau möglich – ein durchgängiger Bildungsweg vom Lehrabschluss bis zum akademischen Grad.
Ein Brückenbau als Lehrprojekt
Die neue Holzbrücke am Hofalmsee in Filzmoos – entworfen und gebaut von den Holztechnikum Kuchl-Absolventen Josef Bliem und Michael Rieger. © Holztechnikum Kuchl / Christoph Kobald
Die beiden Fachschulabsolventen Josef Bliem und Michael Rieger planten und errichteten im Rahmen ihres Abschlussprojekts eine neue Holzbrücke für den Hofalmsee. Die Aufgabenstellung war anspruchsvoll: Geländeaufnahme, statische Berechnung, CAD-Planung, konstruktiver Holzschutz, Verbindungstechnik – alles selbstständig umgesetzt. Die Tragstruktur wurde als doppeltes Hängewerk mit Satteldachstuhl ausgeführt, die Oberflächen von Hand gebürstet und gehobelt, die Bauteile in der HTK-Werkstätte vorgefertigt.
„Am spannendsten war, das eigene Projekt von der Skizze bis zur fertigen Brücke zu begleiten und zu sehen, dass es täglich genutzt wird“, erzählen die beiden jungen Zimmerer stolz. Die verwendete Lärche stammt aus dem Pongau, die Umsetzung erfolgte gemeinsam mit regionalen Partnern – ein Beispiel für lokale Wertschöpfung und nachhaltige Baupraxis.
Das Brückenprojekt ist mehr als eine Schulübung – es ist gelebte Baukultur. Die Verbindung von Praxis, Theorie und regionalem Engagement zeigt, wie Bildung im Holzbau reale Spuren hinterlässt. Am Holztechnikum Kuchl werden derzeit rund 400 Jugendliche ausgebildet, darunter etwa 50 Mädchen. In der HTL für Wirtschaftsingenieure/Holztechnik stehen ab der 4. Klasse die Schwerpunkte Smart Production & Innovation sowie Holzbautechnik zur Wahl. In der Fachschule können sich Schüler nach einer Grundausbildung für Holztechnik, Holzbau & Holzbautechnik oder Tischlereitechnik entscheiden. Fast alle nutzen die Möglichkeit, die LAP direkt am Schulstandort abzulegen – ein Angebot, das in Österreich einzigartig ist.
Tag der offenen Tür & Schnuppertage
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist herzlich zu den Tagen der offenen Tür eingeladen: 29. November, 24. Jänner 2026 und 30. Mai 2026, jeweils von 9 bis 13 Uhr. Interessierte Jugendliche können außerdem an Schnuppertagen teilnehmen und Unterricht, Lehrerteam und Internatsleben kennenlernen.