Spitzenholzbau, Baukultur und Träume!

Ein Artikel von Dr. Matthias Ammann, Team holzbau austria | 18.12.2025 - 08:02

Im eigenen Land sieht es diesbezüglich – abgesehen von ganz wenigen Leuchttürmen, stellvertretend sei hier das HOHO genannt – eher mager aus. Gelten diese international erfolgreichen österreichischen Holzbauhelden im eigenen Land nicht viel, oder gibt es andere Gründe für diesen ernüchternden Sachverhalt?

Marktabsicherung durch Normung

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Dr. Matthias Ammann, Team holzbau austria

Es ist kein Geheimnis, dass die mineralische Baustoffindustrie seit jeher erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen in die Normungsarbeit investiert. Damit sichert sie ihre Märkte gegenüber einer tatsächlichen Ökologisierung ab und ist darin bisher (politisch) recht erfolgreich. Da stellt sich für mich die Frage: Nutzt die österreichische Holzbauwirtschaft dieses Feld der Normen und Regelwerke mit der notwenigen Intensität – oder liegt der Schwerpunkt der Hölzernen bislang stärker auf Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege?

Gerade im Bereich der Regelwerke ist aus meiner Sicht eine stärkere Präsenz von Holzbauexpertinnen und -experten in den relevanten Gremien wünschenswert. Ein etwas hörbareres sowie selbstbewussteres Auftreten der Hölzernen würde dazu beitragen, die ökologischen und technischen Vorteile des Holzbaus klarer zu verankern und gleichzeitig den fragwürdigen Nachhaltigkeitsbehauptungen der mineralischen Marktteilnehmer wirksamer zu begegnen. Denn eines ist klar: Wer bei der Gestaltung von Normen nicht ausreichend vertreten ist, läuft Gefahr, langfristig auch Marktanteile zu verlieren. Und ohne Zugang zu den großen Märkten verlieren selbst die bestgemeinten Kampagnen und Werbebotschaften ihre Wirkung.

Kraft der Wertschöpfungskette

ch denke beim Thema Wertschöpfungskette gerne an das historische Zitat des früheren FHP-Vorsitzenden Dr. Erich Wiesner, der meinte: „Die Zimmerer sind die Spitze der Holzwertschöpfungskette“. Damit spricht er an, dass bei vielen Bauwerken der Holzbauunternehmer, zur finalen Materialentscheidung entscheidend beitragen kann. Aber dies gelingt nur, wenn dem Zimmerer die richtigen Produkte rechtzeitig und zu einem wettbewerbsfähigen Preis zur Verfügung stehen. An dieser Herausforderung sollte sich die gesamte Wertschöpfungskette Holz orientieren – freilich mit dem Anspruch, dass jede Ebene vom Forst über die Säger, die Industrie und den Handel ihre Leistungen fair bezahlt bekommt. Selbstredend gilt dies auch für das Honorar des Holzbauarchitekten.

Ohne Architektur ist alles fad

Architektur ist das, was wir tagtäglich sehen dürfen oder auch müssen. Eine gute Architektur verschafft einem Gebäude das attraktive Gesicht und das beglückende Innenleben. Ich halte es für bedenklich, wenn infolge der aktuellen Wirtschaftslage die Architektur und damit jegliche Baukultur totgespart wird.

In diesem Punkt ist die hohe Politik definitiv gefordert. Stirbt die Architektur, dann stirbt in der Folge das Handwerk – dies gilt auch umgekehrt. Für mich gibt es nur eine einzige geniale Zukunftsformel für das Bauen: „Architektur + Handwerk/Technologie + Ökologie = gute Baukultur!“ In dieser Bauformel ist die hohe Verantwortung gegenüber späteren Generationen bereits inkludiert, nachwachsende Baustoffe inklusive.

Und damit auch die Bauprozesse vernünftiger als derzeit verlaufen, empfehle ich das Wertesystem der internationalen Nahrungsmittelbewegung Slowfood: „gut, sauber & fair!“ Wenn sich alle Bauschaffenden an dieser Haltung orientieren, macht das Bauen in Zukunft mehr Freude und verschönert gleichzeitig unsere Umgebung – träumen wird (Am)man(n) ja noch dürfen – gerade vor Weihnachten.