Das Seminar zum zukunftsweisenden und ressourcenschonenden Holzbau fand am 6. November im Weingut Meinklang in Pamhagen statt. Ziel der Veranstaltung mit dem Titel „Einfach (Holz) bauen lernen.“ war es, Grundlagen und aktuelle Entwicklungen im zeitgenössischen Holzbau auf verständliche und praxisnahe Weise zu vermitteln. Der Obmann von proHolz Burgenland, Herbert Stummer, und der Landesrat für Infrastruktur, Heinrich Dorner sowie der Hausherr Werner Michlits begrüßten die Seminarteilnehmer und die fünf Vortragende. Die Moderation der Veranstaltung wurde von Architekt Martin Aichholzer von den MAGK-Architekten übernommen.
Holzbau als kultureller Ansatz
Den Anfang machte Univ.-Prof. Juri Troy mit einem Vortrag, in dem er deutlich machte, dass der Holzbau nicht nur ein ökologisches Bausystem, sondern auch ein kultureller Ansatz ist. Dieser verbinde regionale Identität, verantwortungsvollen Ressourcenverbrauch und architektonische Qualität zu langfristig tragfähigen Lösungen. Er zeigte auf, wie sich zeitgenössischer Holzbau und regionale Baukultur verbinden lassen, um nachhaltige Architektur in ländlichen Räumen neu zu denken. Am Beispiel eines burgenländischen Streckhofs mit angeschlossener Schnapsbrennerei, wurde aufgezeigt, dass Holz als Baustoff nicht nur ästhetische und atmosphärische Qualitäten schafft, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten kann. Anhand realisierter Projekte wurde dargestellt, wie ortsbezogenes Entwerfen, der bewusste Umgang mit Ressourcen und die sorgfältige Materialauswahl zu robusten, sozial nachhaltigen und atmosphärisch starken Gebäuden führen können. Der Vortrag betonte, dass nachhaltige Architektur nicht nur ein technischer Ansatz, sondern auch eine Haltung ist: „Wir bauen für die Zukunft!“
Einfacher und bewusster bauen
Die Kernaussage von Univ.-Prof. Dr. Richard Woschitz „Holzbau neu gedacht“ bedeutet einfacher, kreislauffähiger und bewusster zu bauen. Mit klaren Konstruktionen, modularen Systemen und dem Ziel, Gebäude als wandelbare Rohstoffspeicher für die Zukunft zu begreifen. In seinem Vortrag widmete er sich unter anderem der Frage, wie der moderne Holzbau angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und steigenden Baukosten zukunftsfähig gestaltet werden kann. Ausgangspunkt war dabei die Betrachtung des Holzbaus über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Planung und Fertigung über die Nutzung bis hin zum Rückbau und der Wiederverwendung. Im Mittelpunkt stand das Prinzip des einfachen Bauens: komplexe Bauteilschichtungen und schwer rückbaubare Konstruktionen sollen auf das Wesentliche reduziert werden.
Praxisnahe Wege
Juri Troy, Herbert Stummer, Werner Michlits, Richard Woschitz, Martin Aichholzer (v. li.). © proHolz Netzwerk Burgenland
Der Vortrag der beiden Architektinnen Alexandra Hammerl-Storgaard und Christina Leitner (MAGK Architekten) richtete sich an alle, die sich für nachhaltiges, systematisches und kooperatives Bauen interessieren. Er zeigte praxisnahe Wege auf, wie Gebäude ökologisch verantwortungsvoll, wirtschaftlich realisierbar und gestalterisch hochwertig entstehen können. Dabei vermittelten die Vortragenden die wichtige Erkenntnis: „Miteinander planen statt hintereinander!“. In ihrer Präsentation zeigten die Architektinnen, wie durch klare Ziele, einfache konstruktive Prinzipien und eine enge Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten zukunftsfähige Architektur entstehen kann. Die vorgestellten Projekte zeigten außerdem, dass eine transparente Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Architekten, Fachplaner und Ausführenden bereits ab der Wettbewerbsphase entscheidend für den Projekterfolg ist. Digitale Zwillinge, 3D-Modellkoordination und frühe Detaillierungsgrade reduzierten Fehler und ermöglichten schnellere Entscheidungen.
Werner Michlits, der Bauherr des Weinguts Meinklang, erklärte, warum Holzbauten aus einer biodynamischen Perspektive gesünder, seelisch ausgleichender und kulturell tragfähiger sind. Dazu muss man das Thema Holz aus anthroposophischer Sicht betrachten. Die anthroposophische Grundhaltung geht davon aus, dass Mensch, Natur und Welt in einer lebendigen Beziehung zueinander stehen. Anhand von Beispielen zeigte der Bauherr auf, weshalb die biodynamische Perspektive Holz nicht nur als Baustoff, sondern auch als Träger von Lebenskräften betrachtet.
Nach den Vorträgen hatten die Seminarteilnehmer die Gelegenheit, das Weingut im Rahmen eines Rundgangs mit dem Hausherrn zu besichtigen. Den Abschluss bildete ein geselliges Beisammensein mit einer Weinverkostung und vielen interessanten Gesprächen. Mit dieser Veranstaltung bestätigte proHolz Burgenland einmal mehr seine Rolle als operative Plattform für Wissenstransfer und Vernetzung im Holzbau.