proHolz Fachberater helfen gerne

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 01.08.2023 - 11:51

„Große Potenziale eröffnen sich in Städten und Ballungsräumen, bei Wohnbauten, Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen“, ist man bei proHolz Austria überzeugt. „Aber trotz der Potenziale fällt die Wahl am Ende oft doch nicht auf den Baustoff Holz.“ Woran liegt das? „Am mangelnden Wissen bei Bauentscheidern über technische als auch wirtschaftliche Möglichkeiten des Holzbaus.“ 

Mein Ziel ist, die Anforderungen des Auftraggebers an sein Projekt zu verstehen und ihn am Weg zum Holzbau zu unterstützen. Es ist nicht nötig, dass jeder jeden Umweg selber macht.

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Bernd Höfferl, Fachberateratung Wien, Netzwerk-Koordinator
© proHolz Austria

Ganz neu ist die Idee der Beratungsstelle nicht. Bernd Höfferl, als Dirigent der Truppe, berät seit 2019 von Wien aus. Dieses Jahr hat er für eine flächendeckendes Angebot in ganz Österreich Unterstützung von sechs Kollegen bekommen. „Es handelt sich um junge, sehr gut ausgebildete Holzexperten mit unterschiedlicher Vorgeschichte“, beschreibt sie Höfferl. Gemeinsam wollen sie flächendeckend jedem, der sich für das Thema „Großvolumiger Holzbau“ interessiert, eine Unterstützung sein. Ob das nun Architekten, Fachplaner, Bauträger oder Gemeinden sind. „Es soll eine niederschwellige Möglichkeit sein, genau die Informationen zu bekommen, die man braucht. Ich glaube, dass wir auf jede Frage eine gute Antwort finden können“, sagt Höfferl.

Der Werkstoff Holz hat so viel Potenzial, er muss nur richtig eingesetzt werden. Dafür benötigt es noch weitere Aufklärung und eine gute sowie auch frühzeitige Zusammenarbeit der einzelnen Gewerke. Mein Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und mehr Bewusstsein für Holzbau zu schaffen.

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Kathrin Bräuer, Graz
© proHolz Austria

Durch Kooperationen mit Forschungsinstitutionen, ständige Weiterbildung, Exkursionen und dem Austausch untereinander dienen die sieben Holzenthusiasten als kompetente Anlaufstellen für Fragestellungen in allen Prozessphasen. So wird ein Bürgermeister, der einen Kindergarten in Holz bauen will und fünf gute Beispiele aus seinem Bundesland braucht, genauso bedient, wie ein Planungsbüro, das konkrete Hilfe bei einem Balkon- oder Fensterdetail braucht. Die Bandbreite ist sehr groß. „Da wir unabhängig beraten, gibt es vergaberechtlich keine Hindernisse in der Beratung. Zudem können wir meistens auch sehr schnell eine Antwort liefern. Denn wenn man mitten in einem Wettbewerb steckt, kann man nichts mit einer Antwort in drei Monaten anfangen. Unter Zeitdruck braucht man schnell Antworten, die können wir liefern.“ Beratungsschwerpunkte liegen auf Entwurfsgrundlagen, Planung, Ausschreibung, Brand-, Schall- und Feuchteschutz sowie Technische Gebäudeausstattung. Das Netzwerk sieht sich auch als Ansprechpartner für ausführende Unternehmen. „Jüngst hatten wir eine Anfrage eines Fensterbauers, der eine Problemstellung bezüglich des Fenstertauschs in einem Bestandsbau aus Holz hatte. Auch hier helfen wir gerne.“

Ich sehe es als unsere Verpflichtung, den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte (gebaute) Umwelt zu übergeben. Dass wir als Team unser Holzbauwissen in die Projektentwicklung einbringen, soll den qualitätsvollen Holzbau unterstützen und damit eine ökologische Bauwende fördern.

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Philipp Zingerle, Innsbruck
© proHolz Austria

Nicht auf der schwarzen Piste starten

Höfferl weiß aus jahrelanger Erfahrung, wo die Knackpunkte der Holzbauplanung liegen. „Holzbau funktioniert nur als geschlossene Kette. Es nutzt nichts, wenn ich eine tolle Holzbaufirma habe und der Architekt, Tragwerksplaner oder Bauphysiker machen keine adäquate Holzbau-Planung.“ Zudem gäbe es verschiedene Wirkungsbereiche mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. „Wir haben es ja nicht mit Baueinsteigern zu tun“, ist sich Höfferl bewusst. „Die meisten haben langjährige Erfahrung im mineralischen Massivbau.“ Im Land der Skifahrer bringt Höfferl dazu gerne einen bildhaften Vergleich: „Fast jeder kann Skifahren. Aber, wenn man einem Skifahrer sagt, er soll von heute auf morgen auf ein Snowboard umsteigen, wird er nicht auf der schwarzen Piste starten.“ Also sollte man am ersten Tag auf dem Snowboard, als Synonym für den Holzbaueinsteiger, im Idealfall nicht mit acht Geschoßen oder darüber beginnen. „Da gibt es keine Standardaufbauten, dort muss man nachweisen, dass die Konstruktion im Brandfall den gleichen Schutzzielen entspricht, wie ein mineralischer Bau. Das ist nicht ganz trivial. Einen Viergeschoßer, frei stehend zu bauen, ist dagegen eine nicht so schwierige Übung.“

Wir möchten allen privaten, öffentlichen und gewerblichen Bauherren näherbringen, wie wichtig eine stringente Holzbauplanung für eine kosteneffiziente und langlebige Ausführung ist. Nicht zuletzt stellen wir uns auch die Frage, wie wir unsere Holzbauten noch ressourcenschonender und kreislauffähiger für eine zukünftige UMnutzung, WIEDERnutzung und WEITERnutzung gestalten können.

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Kristina Maierhofer, Ludesch
© proHolz Austria

Vorteile des Baustoffes Holz nutzen

Neben der notwendigen Teambildung aus Architektur, Tragwerksplanung, Bauphysik, Haustechnik und TGA ist es für Höfferl ebenfalls ganz wichtig, dass auch der Auftraggeber über Grundwissen verfügt. „Damit man sich untereinander sinnhaft unterhalten kann.“ Holz ist also mehr als ein sympathischer, ästhetischer Baustoff. „Es gilt, ein paar Besonderheiten zu beachten und diese zu berücksichtigen, dabei helfen wir gerne.“ Mit Holz zu bauen hat auf der anderen Seite auch ein paar grundlegenden Vorteile, die es zu nutzen gilt. Einer davon ist der hohe Vorfertigungsgrad, der Zeit auf der Baustelle spart und damit die Finanzierungskosten senkt. Dafür ist es notwendig, planerische Entscheidungen viel früher zu treffen. „Das sehe ich positiv, denn die frühzeitigen Entscheidungen geben Kosten- und Terminsicherheit.“ Reduktion von TGA-Aufwand, und Bauzeit sowie die Möglichkeit, gewisse Bauteile schlanker zu planen und damit mehr Nutzfläche zu generieren, sind weitere Vorteile, die Höfferl nennt. „Das sind lauter Kleinigkeiten. Aber genau diese Themen zu verbinden, um Wirtschaftlichkeit zu erzielen, das ist unsere Mission.“

Holz ist ein moderner, leistungsfähiger Baustoff, der uns dabei helfen wird, die aktuellen Herausforderungen, wie den Klimawandel, zu meistern. Holzbau ist ein Mannschaftssport und keine „one-man-show“. Damit alles gut läuft, muss man trainieren und kommunizieren. Dabei möchte ich gerne unterstützen.

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Thomas Berger, Kuchl
© proHolz Austria

Vorurteile im Planungsgepäck

Höfferl weiß zudem über die häufigsten Vorurteile bezüglich des Bauens mit Holz Bescheid. „Da gibt es die typische Liste der Bedenken: Brand- und Schallschutz, Kosten und als wichtigstes Argument gegen den Holzbau – ‚man kann nachträglich keine Steckdose ändern‘. Das sind alles nur Ausreden.“ Höfferl kommt in Bezug auf diese Vorurteile erneut auf die Skifahrermetapher zurück und äußert eine Vermutung: „Wenn ich ein guter Skifahrer bin, will ich vielleicht gar nicht aufs Snowboard steigen, weil die ersten Wochen schwierig sind. Es geht ja auch nicht darum, 100 % der Gebäude in Holz zu bauen.“ Wichtig sei es, sich vorab zu sortieren. Was sind Kriterien, wie ein Holzbau gut funktioniert? Bei welchem Projekt lohnt es sich, über einen Holzbau nachzudenken, bei welchem nicht?

Wer einen Holzbau umsetzen möchte, ist zum Umdenken angeregt. ein hoher Vorfertigungsgrad erfordert schon viel früher im Planungsprozess Entscheidungen. Das macht ein Zusammenarbeiten aller Projektbeteiligten von Anfang an und einen frühen Austausch unumgänglich. Mein Ziel ist es, vorhandenes HolzbauWissen und Holzbaubegeisterung zu teilen.

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Lisa Simader, Linz
© proHolz Austria

Fairer Kostenvergleich gefordert

Ein großes Anliegen ist Höfferl, Folgendes klarzustellen: „Oft werden im Holzbau Äpfel mit Melonen vermischt. In der Regel haben die Planenden Kosten für einen Stahlbetonbau mit Kunststofffenstern und EPS-Fassade im Kopf. Das ist legitim, weil dies das große Volumen ausmacht. Wenn man dann einen Holzbau plant, dann denkt man an Holzsicht im Inneren, Parkettböden, Holzfenster- und -fassaden – alles, was gut und teuer ist, nennen wir es beim Namen. Diese Ansprüche einem Kostenvergleich zu unterziehen, macht keinen Sinn.“ Deshalb ist Höfferl dafür, eine faire Kostenvergleichsebene zu schaffen. Wenn dann noch Zusatzbudget vorhanden ist, können all diese Überlegungen noch immer angestellt werden. 

Der Holzbau hat sich neu erfunden und verbessert sich kontinuierlich. Wir vermitteln Know-how zum modernen Holzbau und den neuen Herangehensweisen.

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Valentin Fischer, St. Pölten
© proHolz Austria

Keiner zeichnet 42 cm-Ziegel

Abschließend lädt Höfferl die Holzbauunternehmen ein, Input zu liefern, wo deren Meinung nach Knackpunkte in der Planung liegen. „Wenn wir nicht wissen, wo der Schuh drückt, dann können wir nicht entsprechend beraten.“ Er sieht die Ausführenden als große Kompetenz am Bau. „Die Standardisierung von Details beispielsweise sollte den ausführenden Unternehmen obliegen. In der Massivbauplanung kommt ja auch niemand auf die Idee, einen 42 cm dicken Ziegel zu zeichnen. Da sollten wir im Holzbau auch hinkommen.“ 

Kontaktdaten der proHolz-Fachberater finden sich hier.