Der Terrassenplaner digital wurde erstmals im Rahmen der Fachtagung "Holzbau und Archittektur im Garten" Ende Mai in Tulln präsentiert © Holzforschung Austria
Im April 2022 wurde das zweijährige Forschungsprojekt EURODECK, eine Kooperation zwischen dem Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) und der Holzforschung Austria (HFA), erfolgreich abgeschlossen. Ziel war die Entwicklung eines umfassenden Qualitäts- und Bewertungsprogramms für Holzbeläge im Außenbereich unter Einbeziehung relevanter europäischer Normen und technischer Regelwerke. Im Fokus der experimentellen Untersuchungen standen die Bewertung des Brandverhaltens gemäß DIN EN 13501-1, die Ermittlung von mechanischen Festigkeitsprofilen (Biege- und Scherfestigkeit), die Analyse von Gefälle- und Drainagesystemen zur Optimierung der Wasserableitung, die Charakterisierung von Rissbildungsmustern mittels zerstörungsfreier Prüfverfahren sowie die Prüfung auf mikrobielle Verfärbungen unter realitätsnahen Witterungsbedingungen. Als zentrales Projektergebnis wurde damals ein praxisorientierter Anwenderleitfaden entwickelt, der sich durch einen nutzerorientierten Planungsansatz auszeichnet und sowohl den Entwurf als auch die Ausführung von Holzbelägen im Außenraum optimiert.
Vom Anwenderleitfaden zum Online-Planungstool
Der Terrassenplaner digital ist für die mobile Nutzung optimiert und kann so auch direkt auf der Baustelle oder beim Kundengespräch genutzt werden. © Holzforschung Austria
Um diese Inhalte praxisnah zugänglich zu machen, entwickelte die HFA im kürzlich abgeschlossenen Folgeprojekt „Terrasse digital“ ein digitales Planungstool, das die Planung und Auswahl von Holzbelägen für den Außenbereich deutlich vereinfacht. Kernfunktion ist die automatisierte Erstellung objektspezifischer Anforderungsprofile, wodurch Planungsfehler reduziert und Reklamationen im weiteren Projektverlauf minimiert werden. Das Onlinetool wurde erstmals im Rahmen der Fachtagung „Holzbau und Architektur im Garten“ am 22. Mai in Tulln präsentiert. Claudia Koch von der Holzforschung Austria demonstrierte dabei, wie einfach man mit wenigen Klicks zur Traumterrasse kommt.
Die Anwendung ist für den mobilen Einsatz konzipiert und lässt sich direkt vor Ort – etwa auf Baustellen oder in Beratungsgesprächen – effizient nutzen. Der praktische Ansatz zeigt sich besonders darin, dass die Ausschreibungstexte klar und gut strukturiert sind. Auch die Ausführungsplanung ist deutlich und übersichtlich. Planer bekommen zuverlässige und regelkonforme Grundlagen für ihre Arbeit. Ausführende Unternehmen wissen so genau, was von ihnen verlangt wird. Das hilft, teure Fehler und Nachbesserungen zu vermeiden und Endkunden freuen sich über technisch ausgereifte, langlebige und qualitativ hochwertige Lösungen.
Das Projekt wurde durch den Waldfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft im Rahmen des Programms „Kommunikation und Bewusstseinsbildung“ gefördert. Zudem erhielt es Unterstützung vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs, dem Bundesgremium des Baustoff-, Eisen- und Holzhandels sowie dem Verband der Europäischen Hobelindustrie.
Ein Fallbeispiel
Im Kontext öffentlicher Ausschreibungen – etwa für die Planung eines Kindergartens – benötigen Architekturbüros belastbare, normgerechte Grundlagen zur Ausführung von Holzterrassen. Das digitale Planungstool ermöglicht durch die Eingabe von drei zentralen Parametern – Nutzungsart, Tragfähigkeit und Belagsmaterial – die automatische Erstellung eines objektspezifischen Anforderungsprofils. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Nutzungsszenarien, darunter:
- Terrasse (privat/öffentlich)
- Kindergarten
- Dachterrasse
- Balkon/Loggia
- Schule/Ausbildungsstätte
- Schwimmbad, Wellnessbereich, Badesteg
- Steg, Brücke, Plattform
Die Tragfähigkeit kann mit „tragend“ oder „nicht tragend“ spezifiziert werden. Für den Belagswerkstoff stehen folgende Holzarten zur Verfügung: Europäische Lärche, Sibirische Lärche, Eiche, Bangkirai, Thermoesche, kesseldruckimprägnierte Kiefer sowie Accoya.
Auf Basis dieser Eingaben erstellt das Tool ein präzises Anforderungsprofil, das durch zusätzliche Optionen erweitert werden kann. Das resultierende PDF-Dokument dient als qualifizierte Planungs- und Ausschreibungsgrundlage. Es enthält neben technischen Anforderungen auch Informationen zu Materialeigenschaften, relevante Merkblätter sowie weiterführende Fachhinweise für Planung und Ausführung.