Holz ist nicht mehr konkurrenzfähig

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 15.06.2021 - 09:19
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Bundesinnungsmeister Siegfried Fritz © Matthias Rhomberg

Dass die Holzverfügbarkeit derzeit so schwierig ist, hat für Siegfried Fritz, Bundesinnungsmeister Holzbau, mehrere Ursachen. Vor allem nennt er aber den strengen Winter. In Kärnten, der Steiermark und in Oberösterreich lag viel Schnee. So wurde wenig Holz geschlagen und es kamen geringere Rundholzmengen auf den Markt. Zudem hatten einige große Sägewerke im Januar und Februar ihre Produktion um 20 bis 25 % zurückgefahren. „Anfang des Jahres wussten die Säger auch nicht, wie sich das Jahr entwickelt. Prognosen gab es damals noch keine“, erinnert sich Fritz. Er verweist darauf, dass die Zimmereibetriebe zu Jahresbeginn bereits volle Auftragsbücher hatten. „Das wurde aber leider nicht zu den Sägewerken kommuniziert“, bedauert er und fügt hinzu: „Ab Sommer sollte die Situation am Beschaffungsmarkt besser werden. Es geht bergauf, wir können wieder planen.“ 

Die gestiegenen Holzpreise machen den Holzbauunternehmen aber noch länger zu schaffen. Fritz geht davon aus, dass sich die Preise auch im Herbst weiterhin auf hohem Niveau bewegen. „Ab kommendem Jahr sollten sie sich wieder normalisieren. Das neue Niveau wird aber wohl höher sein als in den Vorjahren. Für die Waldbauern ist das gut, diese hatten in der Vergangenheit wenig profitiert. Wir alle in der Wertschöpfungskette sollten etwas verdienen, das steht jedem zu, dem Waldbauern, dem Sägewerk und dem Zimmereibetrieb“, meint der Bundesinnungsmeister. 

Die Holzbauunternehmen benötigen aber unbedingt eine Planbarkeit. „Im Dezember oder Januar müssen wir dann wissen, wo die Preise hingehen“, fordert Fritz und meint: „Man kann schon jetzt sagen, dass die Preise am Beschaffungsmarkt aufgrund der hohen Nachfrage hoch bleiben werden.“

Wir können die Situation nicht ändern. Aber wir hoffen, dass es bald besser wird.


Bundesinnungsmeister Siegfried Fritz

Materialmangel führt zu Kurzarbeit

Vor allem für KVH zahle man derzeit Höchstpreise. „Ab kommendem Jahr wird KVH bestimmt wieder bezahlbar“, erwartet Fritz. Einige Unternehmen beschaffen die Ware aus dem Ausland. Da gibt es aber Schwierigkeiten, es erfordert viele Prüfungen, die Ware muss beispielsweise CE-zertifiziert sein. „Aus Tschechien und Polen wird bereits KVH nach Österreich eingeführt“, weiß er. In Österreich ist wenig KVH verfügbar. Eigentlich kommen große Mengen aus Deutschland, aber dort haben sie jetzt dieselben Probleme wie hier bei uns. Auch in Deutschland gibt es zu wenig Rohware. „Man sucht derzeit überall verkrampft nach Holz“, bringt es der Bundesinnungsmeister auf den Punkt. Bei Brettsperrholz und Leimbindern ist die Situation anders. „Bei diesen Produkten sind wir in Österreich führend, die brauchen wir nicht importieren“, sagt Fritz. 

Dass es jetzt aufgrund des Materialmangels zu Betriebsschließungen kommt, kann der Bundesinnungsmeister ausschließen. „Ein paar Großbetriebe sind aber trotz voller Auftragsbücher gezwungen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken“, bedauert er und fügt hinzu: „Zum Glück steht aber die Urlaubszeit bevor, so wird es nicht allzu schlimm.“ Als Grund für die anstehende Kurzarbeit nennt Fritz die weiterhin großen Schwierigkeiten bei der Materialverfügbarkeit und präzisiert: „Aber nicht wegen BSH und KVH, sondern wegen der Holzwerkstoffplatten.“ 

Aufträge verloren

Im kommenden Jahr sind die Auftragsbücher der Holzbaubetriebe nicht mehr so voll. „Wir haben viele Projekte verloren. Diese wurden umgeplant und werden jetzt als Massivbau oder Ziegelhaus realisiert. Wir können mit den Preisen einfach nicht mehr mithalten. Holz ist im Vergleich zu Stahl und Beton nicht mehr konkurrenzfähig. Das betrifft auch große Projekte, etwa Industriebauten“, weiß Fritz von seinen Branchenkollegen und bedauert: „Die derzeitigen Höchstpreise können schon bewirken, dass ab kommendem Jahr eine Marktbereinigung eintritt, das wird große Unternehmen genauso betreffen wie kleine.“