Österreichischer Holzbau vorne dabei

Ein Artikel von Birgit Gruber | 10.06.2020 - 10:43

Der Rosenheimer Holzbaupreis wurde in diesem Jahr bereits zum fünften Mal ausgelobt und erfreute sich mit 91 Einreichungen großer Beliebtheit. Die Siegerprojekte kommen längst nicht nur aus Deutschland, sondern zeigen auch die Qualität des österreichischen Holzbaus. Gerade in der Kategorie „Öffentlicher Bau/Gewerbe“ hat das Land Salzburg mit zwei Preisträgerprojekten (zweiter und dritter Platz) und – neben Tirol – einer Anerkennung die Nase ganz vorn dabei. Nachfolgend werden die ausgezeichneten, österreichischen Projekte präsentiert:

Preisträger Kategorie Öffentlicher Bau/Gewerbe:

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2. Preis – Öffentlicher Bau/Gewerbe: Bergkapelle Kendlbruck © Albrecht Imanuel Schnabel

2. Preis: Bergkapelle Kendlbruck

Begründung der Fachjury:
Die Kapelle besticht durch ihre Einfachheit, Maßstäblichkeit und Positionierung. Lobenswert ist der Anspruch der Selbstbauweise und das Weiterführen von Bautradition. Die Konstruktion potenziert die Architektur im Gesamten, spielt mit konstruktiven Zwischenräumen und führt das Außen ins Innere weiter. Mit der gezielten, integrierten Lichtführung wird Stimmigkeit und ein Raumerlebnis der besonderen Art erreicht.

Architektur und Bauleitung: Dunkelschwarz ZT, Salzburg

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3. Preis – Öffentlicher Bau/Gewerbe: MPreis St. Martin im Tennengebirge © Albrecht Imanuel Schnabel

3. Preis: M-Preis, St. Martin am Tennengebirge

Begründung der Fachjury: Die ausladenden, fensterlosen Allerweltsbauten der Discountermärkte prägen heute vielfach die Zufahrten zu ländlichen Ortschaften. Es geht anders. Im vorliegenden Fall gelingt die Anknüpfung an die örtliche Struktur. Ausschlaggebend ist eine Fassade, die, regelmäßig gegliedert, mit dem ortsüblichem Baustoff Holz ausgeführt ist. Alleine die Gliederung schließt an den Maßstab des Dorfes an; die strenge Regel gestattet darüber hinaus Variationen, einschließlich der großzügigen Verglasung der Verkaufsflächen. So findet der Einkauf in heller, freundlicher Atmosphäre statt und der Markt selbst wird zum einladenden Blickfang.

Architektur: LP Architektur ZT, Altenmarkt im Pongau
Tragwerksplanung:
Alfred Brunnsteiner ZT, Natters
Holzbau:
Zimmerei Holzbau Burgschwaiger, Schwarzach im Pongau

Anerkennung Kategorie Öffentlicher Bau/Gewerbe:

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Anerkennung – Öffentlicher Bau/Gewerbe: PCT Loftbüro Thalgau © Simon Oberhofer

Loftbüro PCT Austria, Thalgau

Begründung der Fachjury: Der etwas andere Holzbau besticht hier durch den sehr geschickten Einsatz von Holz in einem bestehenden Gewerbegebäude. Die Details wurden sehr sorgfältig und konsequent an die Situationen angepasst. Einfache konstruktive Lösungen bei den Anschlüssen wirken sehr stimmig in Ihrer Gesamtheit und vermitteln ein sehr ansprechendes Raumgefühl. Die Gestaltung des Übergangs zwischen Lager und Büroeinheit führt zu einer optischen Einheit, die auch ungehindert Einblick in den jeweils anderen Bereich zulässt.

Architektur: Dunkelschwarz ZT, Salzburg
Holzbau:
Ebner Bau, Mondsee

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Anerkennung – Öffentlicher Bau/Gewerbe: Giatlerhof, Kalkstein © Lukas Schaller

Giatlerhof, Kalkstein

Begründung der Fachjury: Der Umbau ist dem alten Bauernhaus von außen kaum anzusehen, sodass er seinen Platz im Ensemble dreier Höfe auf selbstverständliche Art und Weise behält. Seine Aufgabe als zeitgemäßes Wohnhaus erfüllt er durch präzise Eingriffe im Inneren. Die biogene Innendämmung und eine innere Strickbau-Schale erfüllen nicht nur die bauphysikalischen Anforderungen, sondern gestalten den Innenraum neu. Die intelligente Synthese aus technischem und gestalterischem Eingriff zeigt sich am besten an den Kastenfenstern, indem die Fensteröffnungen in der Innenschale wesentlich größer sind als die Bestandsfenster und somit nicht nur den Lichteinfall optimieren, sondern auch die alte Strickbaukonstruktion inszenieren.

Architektur: madritsch*pfurtscheller, Innsbruck

Ausstellung muss noch warten

Die von Bauherren und Architekten eingereichten Beiträge aus Südbayern, Tirol und dem Salzburger Land bieten einen breiten Querschnitt zeitgenössischer Holzbauten. Die Rosenheimer Spezialität, der Publikumspreis, wurde in diesem Jahr erstmals ausschließlich durch Onlineabstimmung auf der Website des Vereins ermittelt. Die Präsentation der Arbeiten in öffentlichen Ausstellungen muss vorerst noch wegen der Coronapandemie bis auf weiteres warten. Eine umfangreiche Dokumentationsbroschüre kann allerdings bereits hier heruntergeladen oder als kostenlose Druckversion bestellt werden.

Quelle: RosenheimKreis e.V.