20 erfolgreiche Holzbaujahre

Ein Artikel von Raphael Zeman | 27.05.2021 - 09:49
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Friedrich Egger, Landesinnungsmeister Holzbau Salzburg © Zimmerei Egger

Können Sie uns einen kleinen Überblick über die Geschichte des Holzbaus in Salzburg geben?

Der Holzbau hat in Salzburg, wie auch in ganz Österreich, eine langjährige Tradition – früher wurde sehr viel in Holz gebaut. In den 1960er- und 70er-Jahren hat man sich dann etwas zurückdrängen lassen, hauptsächlich Dachstühle und oberflächliche „Behübschungen“ gemacht. Um 1990 haben dann die ersten Unternehmen begonnen, umzudenken und wieder mehr Holzbau im konstruktiven Bereich umgesetzt. Einen richtigen Schub konnten wir im Bundesland Salzburg dann um die Jahrtausendwende verzeichnen. 1998 hat man sich in der Landesinnung mit meinem Vorgänger Richard Rothböck, der sehr aktiv war, zur Gründung des Vereins Holzbau Salzburg entschieden.

Zu dieser Zeit entstanden einige Initiativen im Land Salzburg.

Ja genau. 2000 wurde proHolz Salzburg gegründet, kurz darauf folgten einige Cluster. Von denen gibt es heute nur mehr den ebenfalls 2000 von der Landesregierung ins Leben gerufenen Holzcluster – der funktioniert allerdings äußerst gut und wird auch immer noch vom Land unterstützt. Das Dreigestirn proHolz und Holzcluster, Landesinnung und Betriebe hat den Erfolg des Holzbaus in Salzburg maßgeblich vorangetrieben. Durch die gegenseitige Unterstützung hat sich die Branche in den letzten 20 Jahren prächtig entwickelt.

Kann man das auch an Zahlen festmachen?

Die erste Erhebung des Holzbauanteils im Land fand 2005 statt. Damals wurde um die 12 % der Bauvorhaben mit Holz umgesetzt. Jetzt liegen wir bei den Einfamilienhäusern bei 25 %, bei den öffentlichen Gebäuden mit etwa 60 % noch deutlicher höher. So haben wir den Anteil im Schnitt von 10 bis 12 % auf etwa 30 bis 35 % erhöhen können – und daran haben die Initiativen und Cluster großen Anteil. Wenn man bedenkt, dass die Betriebe hierzulande durchschnittlich sieben Mitarbeiter beschäftigen, sind Kooperationen unumgänglich.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit den etwaigen Initiativen und Vereinen vorstellen?

Während proHolz Salzburg hauptsächlich für das Marketing zuständig ist, kümmern sich die Cluster um Kooperationen und Unterstützung in der Ausbildung. Die Landesinnung hat vor allem den technischen Bereich über. Wir ziehen in unserem Bundesland gemeinsam an einem Strang, über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg herrscht Einigkeit. Auch bei unterschiedlichen Meinungen wird gut diskutiert, man ist immer um das gemeinsame Ziel bemüht, den Holzbau nach vorne zu bringen und den Absatz von heimischem Holz im Land zu halten. Das geht vom Forst über die Säge bis hin zur Zimmerei beziehungsweise Tischlerei.

Am 20. Mai beginnt die Ausstellung HOLZBAU SALZBURG | 20 JAHRE | 20 BEISPIELE.

Wir sind begeistert, dass proHolz gemeinsam mit seinen Partnern 20 Jahre Replik über die Zusammenarbeit der Holzbaubranche in Salzburg auf die Beine gestellt hat. So kann man mit den Highlights an die Öffentlichkeit gehen und den Holzbau nach außen gut präsentieren, positive Stimmung verbreiten. Ich denke, die gesamte Bevölkerung wartet derzeit auf positive Zeichen und die Ausstellung ist mit Sicherheit ein solches.

Wie erging es den Salzburger Betrieben bisher in der Pandemie?

Die Unternehmen haben im letzten Jahr nur zwei Wochen ausgesetzt, das haben die meisten Betriebe intern mit Revisionen oder Stundenabbau überbrückt. Kurzarbeit war fast nicht vorhanden. Dann bot sich eine überraschend gute Auftragslage bis Weihnachten, für das erste Halbjahr 2021 ist ebenfalls eine gute Auslastung gegeben. In „normalen“Jahren kann saisonbedingt von Januar bis März nur eingeschränkt gearbeitet werden. Aufgrund von unter anderem der Coronapandemie und dadurch geschlossenen Gastronomie, die Investitionsförderungen erhielt und Baumaßnahmen vorzog, ergab sich auch in dieser Zeit. Deshalb war und ist weiterhin ein hoher Materialbedarf vorhanden. Auch die gute Auftragslage setzt sich fort. Wie weit diese vorgezogenen Bauinvestitionen für 2022 und danach Aufgragslücken erzeugen, ist heute noch nicht abzuschätzen. Jedenfalls beginnen erste Auftraggeber mit dem Hintergrund der Liefer- und Kostenprobleme ihre Projekte zu verschieben, in einzelnen Fällen sogar zu stornieren.

Darauf war man nicht vorbereitet.

Aus Sicht des Dezembers war das in diesem Ausmaß definitiv unerwartet. Momentan ist einfach zu wenig Ware verfügbar. Das betrifft aber nicht nur Holz, sondern auch Dämmstoffe oder Stahl. Mit den dadurch hervorgerufenen Preissteigerungen konnte man bei den Angeboten aus dem Vorjahr allerdings noch nicht rechnen. Jetzt sind die Auftragsbücher voll, aber die Betriebe müssen Kurzarbeit andenken, weil die Aufträge nicht kostendeckend umgesetzt werden können oder gar kein Material vorhanden ist. Besonders heftig wirken sich dabei Aufträge zu Fixkosten aus, wo die massiven Materialpreiserhöhungen nicht kompensiert werden können und dies so manchen Betrieb in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen kann.

Wie begegnet man diesem Problem?

Wir versuchen, gemeinsam mit den Partnern tragbare Lösungen für beide Seiten zu finden, uns österreichweit abzustimmen und über die Bundesinnung und den Verein holzbau austria Gespräche mit Industrie und Politik zu führen. Diese sind am Laufen, wir hoffen auf positive Ergebnisse. Da sind natürlich viele Emotionen mit im Spiel. Aber jetzt ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu besinnen und eine gute Basis für alle Betriebe in Österreich zu schaffen. Es wäre schade, wenn der Holzbau nach 20 Jahren bester Arbeit nun durch eine kurzfristige Krise solch enormen Schaden nimmt.

Sie blicken also dennoch positiv in die Zukunft?

Es ist momentan ganz schwer abzuschätzen, aber ich denke, der allgemeine Trend zum ökologischen Bauen wird nicht abbrechen. Womöglich haben wir eine kurzfristige Delle 2022, 2023. Aber Holz als heimischer Rohstoff ist und bleibt vorhanden. Ich hoffe sehr, dass die Betriebe die jetzige Krise überleben können, und gehe davon aus, dass in maximal ein bis zwei Jahren wieder ein Aufwärtstrend einsetzt.