Die Qual der Wahl beim Hochschulpreis

Ein Artikel von Birgit Gruber | 30.09.2021 - 13:03

Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat verlieh Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister am 28. September den Hochschulpreis Holzbau 2021. Die Preisverleihung fand im Rahmen des LIGNA.Innovation Network, dem digitalen Format für die internationale holzbe- und -verarbeitende Industrie, statt. Gleich zwei erste Preise erhielt dabei die TU München für das Neubauprojekt Hopfengut N 20 und für die Innovation Timber Earth Lab, das die Leistungsfähigkeit eines lehmummantelten Holztragwerks im hybriden Holzhochhaus auslotet. Der dritte Preis ging an die HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung für das Neubauprojekt Sportbrücke. Mit einer Anerkennung wurde die Börse für den Handel von Restmaterialien und Abfallstoffen der TH Mittelhessen gewürdigt. Insgesamt hatte die Jury unter Leitung von Zimmermeister Josef Ambros 63 eingereichte Arbeiten von 39 Lehrstühlen an deutschen Universitäten zu begutachten. Der Hochschulpreis Holzbau wird von Holzbau Deutschland in Kooperation mit den Holzbau Deutschland-Leistungspartnern ausgelobt und alle zwei Jahre vergeben.

1. Preis: Hopfengut N 20, TU München (Kategorie: Neubau)

Hopfengut_N20-TU-Muenchen-1.jpg

© TU München

Die gespannte „Hängedachkonstruktion aus Furnierschichtholz (FSH)“ überzeugt die Jury mit ihrer eigenständigen Architektursprache und ihrer technischen Aus- und Durcharbeitung. Die hybride Konstruktion mit Pendelstützen nutzt dabei das Material Holz spannungsreich als frei geschwungene Dachhaut und zitiert so die Niedergerüstanlagen aus dem Hopfenbau. Damit entwickelt sich die Formensprache des multifunktionalen Gebäudes aus der späteren Nutzung für Produktion, Ausstellungen und Gastronomie. Mit den Worten des Entwurfsverfassers steht das Gebäude als „Mischung aus Skelett- und Massivbauweise“ für die „fortschrittliche Idee einer neuen ökologischen Landwirtschaft“.

1. Preis: Timber Earth Lab, TU München (Kategorie: Innovationen im Holzbau)

Timber-Earth-LabTU-Muenchen-2.jpg

© TU München

Die Arbeit „Timber Earth Lab“ lotet die Leistungsfähigkeit eines lehmummantelten Holztragwerks im hybriden Hochhausbau aus. Die Jury sieht in den „robotisch gefertigten Net-Zero-Holz-Lehmdecken“ großes Potenzial und lobt ausdrücklich die Begeisterung und Entschlossenheit bei der Ausarbeitung dieses innovativen Ansatzes. Dank der „statischen Optimierung rezyklierbarer Materialien“ steht die Schonung der Ressourcen wie Holz und Leim im Fokus dieser Anwendung. Dem Entwurfsverfasser gelingt durch die Entwicklung einer Software in Verbindung mit aufwendigen Materialtests ein vielversprechender Nachweis der Praxistauglichkeit.

3. Preis: Sportbrücke, HTWG Konstanz (Kategorie: Neubau)

SportbrackeHTWG-Konstanz-2.jpg

© HTWG Konstanz

Die Arbeit „Sportbrücke“ beeindruckt die Jury mit Ihrer stringenten Architektursprache, bei der die Stärken des Holzbaus sowohl konstruktiv als auch gestalterisch sicher herausgearbeitet werden. Auch die „verblüffend einfache“ Anordnung und prozessoptimierte Montage der Zimmermodule in dem brückenartigen Fachwerksträger aus Bau-Buche bewertet die Jury positiv. Über den souveränen Umgang mit der Dimensionierung und der gekonnten Lösung der Details hinaus sieht die Jury Potenzial für innovative Impulse in der Anwendung von Holzwerkstoffen.

Anerkennung: Börse, TH Mittelhessen (Kategorie: Innovationen im Holzbau)

Waste-LessTU-Mittelhessen-1.jpg

© TH Mittelhessen

Über eine „Börse“ werden Restmaterialien und Abfallstoffe gehandelt und ermöglichen damit sogar eine zeitlich befristete Nutzung der Ressourcen. Diesen konzeptionellen Ansatz schätzt die Jury als hochspannend und vielversprechend ein. Die seitliche Fügung des stabförmigen Moduls zu Flächentragwerken bietet besonders in der dreidimensionalen Formgebung vielfältige Möglichkeiten auch für komplexe Anwendungen. Mit Blick auf die Anzahl der Fügungen und der daraus resultierenden Dimensionierung der Flächentragwerke, wünscht sich die Jury den Nachweis einer schlüssigen Balance zwischen Materialeinsatz und statischer Notwendigkeit.

Quelle: Holzbau Deutschland