Holz_Haus_Tage in Bad Ischl

Ein Artikel von Raphael Zeman | 08.11.2021 - 16:39
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© Holzforschung Austria

Nach der Begrüßung durch Seminarleiterin Sylvia Polleres vom Ausrichter Holzforschung Austria eröffneten Bundesinnungsmeister Siegfried Fritz und Christian Murhammer, Geschäftsführer des Österreichischen Fertighausverbands die Veranstaltung. Beide sprachen das 2021 unumgängliche Thema Preise und Verfügbarkeit des Roh- und Baustoffes Holz an. Während Fritz darauf hinwies, dass sich das Szenario aus dem Frühjahr – wenn auch womöglich in abgeschwächter Form – wiederholen könnte und für den Erhalt einer funktionierenden Wertschöpfungskette plädierte, verortete Murhammer eine „Sprachlosigkeit der Politik und Medien“, übte aber auch mit den Worten „wir sind zu leise“ Selbstkritik.

Block 1: Großvolumiges

Oliver Sterl vom Architekturbüro Rüdiger Lainer + Partner eröffnete daraufhin die Fachvorträge. Er referierte über das Wiener Holzhochhaus HoHo und ging dabei nicht nur auf die Konstruktion, sondern auch die städtebaulichen Überlegungen ein. Prof. Dr. Annette Hafner von der Ruhr-Universität Bochum folgte mit einem Vortrag über die ökologische Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park München und die dabei angewandte Förderung von nachwachsenden Rohstoffen. Im Anschluss erläuterte Dr. Michael Merk von der TU München die brandschutztechnische Planung bei großvolumigen Holzbauprojekten und riet dazu, die projektbeteiligten Akteure miteinzubeziehen, um die immer noch vorhandenen Vorurteile hinsichtlich des Brandschutzes im Holzbau zu bekämpfen. Er ging dabei außerdem auf die Entwicklungen hinsichtlich der Muster-Holzbaurichtlinie ein, kritisierte aber die hinterherhinkenden Behörden und wünschte sich für Deutschland Brandschutzregelungen wie in Österreich.

Block 2: Schall und Rauch

Dr. Bernd Nusser von der Holzforschung Austria befasste sich als erster Redner im Block „Schall und Rauch“ mit dem Schallschutz. Dabei präsentierte er auch die Forschungsergebnisse des Projektes Sound.Wood.Austria und gab hilfreiche Tipps. Zudem betonte Nusser die zunehmende Bedeutung von tiefen Frequenzen. Ebendiese tiefen Frequenzen spielen bei der Trittschalldämmung eine große Rolle, wie der nächste Vortragende, Adrian Blödt, den Faden aufnahm. Er fokussierte allerdings die differenzierte Flankenbewertung bei der Trittschalldämmung und stellte dahingehend ein neues Berechnungsverfahren vor. Im Zuge dessen mahnte Blödt, der Flankenübertragung mehr Beachtung zu schenken, denn je besser die „in der Regel überbemessenen“ Holzdecken seien, umso größer sei der Einfluss der Flanken. Fritz Kukula von der Agentur für Brandschutz beendete diesen Block mit seiner Präsentation der unterschiedlichen Brandschutzverglasungen, deren Aufbau und Einbaumöglichkeiten, die er mit eindrucksvollen Videos von Brandversuchen unterlegte.

Block 3: Faktor Mensch

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© Raphael Zeman

Der letzte Themenbereich des ersten Seminartages wandte sich dann weniger der Technik, dafür umso mehr dem Faktor Mensch zu. Der Anwalt Dr. Walter Löbl von gltp Grassner Lenz Thewanger + Partner erörterte, wer die Kosten des Sachverständigen für sowohl das Auffinden als auch das Beheben der dabei entstehenden Schäden bei einem ersatzpflichtigen Schadensereignis zu übernehmen hat. Löbl verstand es dabei ausgezeichnet, das durchaus komplexe Thema anhand dreier einfacher Grundsatzfragen unterhaltsam und verständlich herunterzubrechen. Michael Althoff, Buchautor und Geschäftsführer von Yellotools, stellte im abschließenden Vortrag des ersten Tages anhand seiner eigenen Erfahrungen das Prinzip des LEAN-Managements vor. Dieses Konzept basiert – vereinfacht gesprochen – darauf, jedem einzelnen Menschen bzw. Mitarbeiter die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung zu bieten. Denn so können sich alle entsprechend ihrer eigenen Talente an der gemeinsamen Weiterentwicklung des Unternehmens beteiligen.

Block 4: Forschungserkenntnisse

Den zweiten Tag eröffnete Reinhold Steinmaurer, Rechts- und Normenexperte bei holzbau austria. Er sprach dabei über die Möglichkeiten, mit veränderlichen Preisen umzugehen und diese in die Verträge aufzunehmen (siehe aktueller Beitrag aus meta_wissen_holzbau) und erläuterte die Berechnung von Preissteigerungen. Als Nächstes war die Holzforschung Austria-Terrassenspezialistin Claudia Koch an der Reihe. Sie präsentierte die neuesten Forschungsergebnisse und damit verbunden potenzielle Ausführungsdetails für langlebige Terrassen. Ein wesentlicher Punkt war dabei beispielsweise die ausreichende Belüftung der Unterkonstruktion.

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© Raphael Zeman

Am Ende der Holz_Haus_Tage erwartete die Teilnehmer das geballte Wissen über Dächer. Den ersten Vortrag zum Thema lieferte Christian Anders vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Er sprach dabei über diffusionsoffene Unterdächer aus deutscher Sicht und wies darauf hin, dass sich diffusionsoffene Unterdachbahnen  bewährt hätten und zeitnah als allgemein anerkannte Regel der Technik betrachtet werden können, denn die Anforderungen an diffusionsoffene Unterdächer seien im D-A-CH Raum durchaus zu vergleichen und zudem in der Europäischen Norm gleichermaßen geregelt. Rupert Wolffhardt, wiederum ein Experte der Holzforschung Austria, folgte daraufhin mit einem Referat über sichere Steildächer und die Anforderungen an Unterdachsysteme. Die dabei präsentierten Erkenntnisse aus einem Forschungsprojekt zur Winddichtheit werden demnächst in einer Lektüre veröffentlicht.

Zu guter Letzt befasste sich Engelbert Schrempf, Holzbaumeister und Experte von holzbau austria, mit der thermischen Sanierung von Steildächern und der Möglichkeit, die Umkehrdiffusion zu nutzen. Er erklärte dabei den von ihm eingehend untersuchten nachträglichen Ausbau von außen diffusionsdichten Unterdächern. Ein Fall, der in der Praxis vermehrt in der Sanierung von Bestandsbauten der 70er- bis 90er-Jahre vorkommt.