Prof. Dr. Michael Braungart gilt als einer der Erfinder des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Als Hauptredner gab er Einblick in seine Sichtweisen. © WKO Oberösterreich
„Wir schützen nicht, indem wir weniger zerstören. Dafür sind wir zu viele“, unterstrich Prof. Dr. Michael Braungart, einer der Erfinder des Cradle-to-Cradle-Prinzips und wissenschaftlicher Geschäftsführer des internationalen Umweltforschungs- und Beratungsinstituts EPEA, als einer der Hauptredner des diesjährigen „Dialog Holzbau“ Mitte Februar in Linz. „Die derzeitige Umweltdiskussion beschreibt uns Menschen als Schädlinge, die ein bisschen weniger schädlich sein sollen.“ Das reiche nicht. „Wir müssen lernen für den Planeten nützlich zu sein.“ Laut Braungart gilt es deshalb, mit unserem Handeln und dem, was wir produzieren, einen positiven Beitrag für die Umwelt zu leisten. Um beispielsweise vom Plastikabrieb der Autoreifen wegzukommen, müssten Produkte geschaffen und auch verwendet werden, die in den ökologischen Kreislauf übergehen können, ohne Schaden zu hinterlassen.
Wir können Gebäude machen wie Bäume, Städte wie Wälder.
Gebäude wie Bäume, Städte wie Wälder
Um die großen anstehenden Herausforderungen nicht nur in puncto Klimakrise zu meistern, sei mehr Effektivität gefragt. Eine reine Effizienzsteigerung würde nur bewirken, dass wir weniger kaputt machen. Und die ökologische Bauweise könne hier einen großen Beitrag leisten. Darüber hinaus, sei „Holzbau eine Herzensangelegenheit. Da geht es nicht nur darum, ein Geschäft zu machen. Wir können Gebäude machen wie Bäume, Städte wie Wälder.“ Was Braungart damit meint: Mit Holzbauten schaffen wir Gebäude, die nützlich sind.
Der Vortrag von Prof. Dr. Braungart in voller Länge:
Potenzial von Vorhandenem nutzen
Andrea Kessler, die zweite Rednerin ist Initiatorin der re:store-Plattform und Gründerin der sogenannten materialnomaden. In ihrer Arbeit legt sie großen Wert auf das Potenzial vorhandener Bauteile und Materialien. In ihrem Impulsvortrag stellte sie ihr aktuelles Projekt „LENA“ vor. In Stadl-Paura entsteht derzeit ein Musterbeispiel für ressourceneffizientes und kreislauffähiges Bauen. Dass es sich dabei um die Sanierung und Nachverdichtung eines Siedlerhauses aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelt, ist nur konsequent.
Der Vortrag von Andrea Kessler in voller Länge:
Bauen ohne Abfall
Am Podium (v.li.): Prof. Dr. Michael Braungrart, Architektin Andrea Kessler, Holzbaumeisterin Viktoria Hurth,Gemeinde-Landesrat Michael Lindner © WKO Oberösterreich
Welche Chancen zirkuläres Bauen mit Holz bietet, wurde anschließend in einer hochkarätigen Podiumsdiskussion vor mehr als 250 Gästen besprochen. Gemeinde-Landesrat Michael Lindner betonte, dass die Schaffung von gesunden Räumen bei Gebäuden für die Kinderbetreuung besonders große Bedeutung hätte. Holz und kreislauffähiges Bauen wären bei Errichtung von Kindergärten, Krabbelstuben oder Schulen naheliegend. Holzbau-Meisterin Viktoria Hurth gab zu bedenken, dass Kreislauffähigkeit in den derzeitigen Regelwerken noch kaum berücksichtigt wird. Für ausführende Unternehmen ist es deshalb schwer, innovative Konzepte am Markt umzusetzen. Der Holzbau könnte aber eine Vorreiterrolle einnehmen.
Conclusio der Veranstaltung: Der hohe Vorfertigungsgrad und die Elementbauweise bieten beste Voraussetzungen, ganze Bauelemente und Bauteile im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wiederverwertbar zu gestalten. Als nachwachsendes Material kann Holz nach mehreren Nutzungsphasen am Ende einer langen Lebensdauer wieder Teil des biologischen Kreislaufes werden. Die Kohlenstoffbindung des Holzes bietet einen enormen Mehrwert bei Klimaschutz und CO2-Reduktion. Ganz allgemein wächst das Bewusstsein und das Interesse an zirkulärem Bauen in Politik, Bauwirtschaft und Bevölkerung. Zudem laufen aktuell zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte zum kreislauffähigen Bauen mit Holz.
Quelle: proHolz Oberösterreich