Pflanzlicher Mikroplastikersatz zeigt Potenzial

Ein Artikel von Raphael Zeman | 28.01.2020 - 09:44

Im Dezember des vergangenen Jahres wählte die deutsche Wochenzeitung Die Zeit Wienke Reynolds zum Menschen des Monats. Reynolds ist promovierte Ingenieurin und Mitgründerin des Start-ups LignoPure, entstanden aus einer Initiative der TU Hamburg, wo Lignin bereits seit 2011 erforscht wird.

Biologisch abbaubar, vielseitig einsetzbar

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Die Einsatzmöglichkeiten von Lignin reichen vom Granulat bis hin zum Füllstoff in Klebemassen. Zukünftig könnte das Material womöglich sogar in den Bereichen Konstruktion oder Verpackung zum Einsatz kommen. © LignoPure

Lignin ist einfacher zu produzieren, als vergleichbare, bereits existierende biobasierte Stoffe: Durch Erhitzen wird die Pflanzenstruktur aufgeschlossen und dann mittels der Zugabe von Enzymen die Zellulose abgebaut – zurück bleibt das Lignin. Aus diesem Rohstoff entwickeln LignoPure derzeit die weltweit erste Sonnencreme mit Ligninteilchen, die sich, im Gegensatz zum üblicherweise eingesetzten Mikroplastik, im Meerwasser auflösen. Doch die Partikel, die sich wie gummiartiger Sand anfühlen und in allen möglichen Kosmetika eingesetzt werden können, sind erst der Anfang. Weitere bereits entwickelte Produkte umfassen ein kakaoähnliches Pulver, ein Klebeband sowie ein Granulat zur Nutzung im 3D-Druckverfahren. Und auch am Bau könnte Lignin bald zum Einsatz kommen.

Deutsch-österreichisches Projekt erforscht Eignung für Bausektor

Das länderübergreifende Forschungsprojekt POLIGOM (Porous Lignous Organic Materials) wird von der TU Hamburg koordiniert und im Rahmen des IraSME-Förderprogrammes vom Deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mitfinanziert. Seit vergangenem Oktober entwickelt man hier poröse, ligninbasierte Materialien wie Aerogele oder PU-Schäume, die für die Bereiche Konstruktion, Akustik oder Verpackung geeignet sein könnten.

Wann diese vielversprechenden Stoffe einsatzbereit sind, ist noch nicht gewiss, denn wie Reynolds, die übrigens selbst in einem Holzhaus lebt, weiß, ist „Lignin ein relativ störrisches Material. Man muss Zeit und Leidenschaft investieren, um es zu bändigen.“

Quelle: LignoPure