Farbdefinition von Lasuren auf Holz

Ein Artikel von Boris Forsthuber und Gerhard Grüll | 15.06.2020 - 11:14
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Abb. 1a: Lärchenholzfassade mit Lasur im Jahr 2009 © Holzforschung Austria

Lasierend oder transparent beschichtete Holzoberflächen im Außenbereich zeigen oft schon nach vergleichsweise kurzer Zeit Farbveränderungen aufgrund photooxidativer Prozesse. Zudem führen Wartungsanstriche mit Lasuren zu einem dunkleren Erscheinungsbild (Abb. 1a im Vergleich zu Abb. 1), denn ein Aufhellen ist nur mit deckend pigmentierten Beschichtungsstoffen möglich. Die hier beschriebenen Arbeiten dienten der Entwicklung eines visuellen Vorhersagemodells für die Farbveränderung von lasierend beschichteten Holzoberflächen (Forsthuber und Grüll 2018, Wood Science and Technology, 78, 3, 467). Eine wesentliche Grundlage dafür war die Entwicklung von geeigneten Farbmessverfahren, mit deren Hilfe die Farbe definiert und verglichen sowie farbverbindliche Texturen auf Basis spektralfotometrischer Daten erhalten werden können.

Unterschiedliche Herstellung – unterschiedliche Pigmentierung

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Abb. 1: Alterung der gut gewarteten Holzfassade nach zehn Jahren (Wartungsanstriche etwa nach zwei, fünf und acht Jahren) © Holzforschung Austria

In dem großen Anwendungsbereich der transparenten und halbtransparenten Beschichtungen auf Holz existieren weder Farbdefinitionen noch Toleranzen für Farbunterschiede zwischen angrenzenden Bauteilen. Die Farbbezeichnung erfolgt durch Eigendefinitionen der Hersteller, z.B. als „Eiche hell“, „Kiefer“ oder „Nussbaum“. Zwischen unterschiedlichen Herstellern variieren die Pigmentierung und Farbgebung solcher Produkte mit fallweise gleicher Bezeichnung jedoch erheblich. Im Bauwesen besteht häufig die Herausforderung, dass Bauteile eine definierte Farbe aufweisen und unterschiedliche Bauteile, die mit verschiedenen Verfahren von diversen Produzenten hergestellt werden, in der Farbe übereinstimmen müssen. Diese Aufgabenstellung ist bei Holzfassaden beispielsweise im Bereich des Fensteranschlusses gegeben, wo die Farbe der Schalungsbretter, welche häufig industriell beschichtet werden, mit jener der Leibungsverkleidungen und fallweise auch der Fenster übereinstimmen soll. Wenn über die Nutzungsdauer einer Fassade schadhafte Verschleißteile getauscht werden, ist ein Farbangleich an die bestehende Fläche erforderlich, was bei Lasuren nur mit Farbtonfächern und Musterbrettern gemacht werden kann. Für Farbvergleiche von transparenten Beschichtungsstoffen auf Holz wurde eine Messmethode entwickelt, die auf der Herstellung von spiegelgleichen Brettoberflächen aus dickeren Holzpfosten und einer positionierten Messung mit einer beidseitig verwendbaren Schablone basiert (Grüll et al. 2015; Holztechnologie, 56, 5, 31-38) (Abb. 2).

Visualisierung der Farbmesswerte

Eine Validierung der Methode wurde mit identen Beschichtungen auf beiden Brettseiten in verschiedenen Lasurfarbtönen durchgeführt und ergab idente Farbmesswerte. An weiteren Proben, auf denen verschiedene Beschichtungsstoffe des gleichen Farbtones in Streichqualität und als verdünntes Konzentrat verarbeitet wurden, konnten die geringen visuell erkennbaren Farbunterschiede gut quantifiziert werden. Ein Angleichen an die Farbe einer bestehenden Fassade kann damit anhand von Musterbrettern des verwendeten Fassadenmaterials erfolgen. Bei transparenten Beschichtungen spielt die Farbe des Untergrundes, wie z.B. Fichte gegenüber Lärche, eine wichtige Rolle.

Mithilfe eines farbkalibrierten Scanners konnten darüber hinaus Farbmesswerte entlang einer Messstrecke erhalten werden, wodurch eine ortsaufgelöste Validierung der Farbvergleiche möglich war (Forsthuber et. al. 2014; European Journal of Wood and Wood Products, 72, 4, 487-495). Die damit erhaltenen Farbmesswerte wurden in Bildverarbeitungsmethoden angewandt, mit deren Hilfe farbverbindliche Texturen für die Computergrafikanwendungen erstellt werden können.