Studie zeigt: Holz in vielen Bereichen vor Beton

Ein Artikel von Raphael Zeman | 09.06.2020 - 10:03

Das Bregenzer Unternehmen Rhomberg Bau vergleicht in einer gemeinsamen Studie mit der Wohnbauselbsthilfe und dem Vorarlberger Energieinstitut zwei weitgehend idente Wohnhäuser, von denen eines in Holz- und eines in Massivbauweise errichtet wurde (holzbau austria berichtete). Nun verfügt man über erste Ergebnisse – die größte Erkenntnis daraus: „Im Holzbau ist man auf dem richtigen Weg.“

Kosten sind Frage der Ausführung

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Aufgrund behördlicher Vorgaben verfügt der Holzbau über ein Geschoss mehr als der Massivbau. © Weissengruber

Die Auswertung ergab nach Angaben des Unternehmens „noch leichte Vorteile für den Massivbau“ mit Mehrkosten von 0,6 % bei zwei- beziehungsweise bis zu 3 % bei siebengeschossigen Holzbauten mit Holzfassade gegenüber Massivbauten mit Wärmedämmverbundsystem. Dies sei unter anderem auf Faktoren wie mitwachsende Wandstärken der tragenden Wände sowie die wachsenden Anforderungen an den Brandschutz in Bezug auf die Steigerung der Geschosse zurückzuführen. Christian Jauk, Geschäftsfeldleiter bei Rhomberg Bau, relativiert die Aussage jedoch sogleich, indem er darauf verweist, dass die Zahlen bereits drei Jahre alt wären, sich hier viel entwickelt hätte und auch potenzielle Förderungen und Einsparungen beispielsweise durch die verkürzte Bauzeit nicht berücksichtigt wurden. „Heute können wir Holzbaugebäude bereits kostenneutral und im Optimalfall sogar preisoptimiert errichten“, fügt er hinzu. Außerdem hätte der Holzbau sogar bei der Geschossigkeit E+2 die Nase vorne, wenn der Massivbau ebenfalls mit einer Holzfassade versehen wäre.

Holz überzeugt bei Bauzeit und Qualität

Die Untersuchung der Bauzeit ergab eine Einsparung aufseiten des Holzbaus von bis zu 60 %. Zudem verweist Jauk hier auf die Entlastung der Nachbarn und Anrainer, da der hohe Vorfertigungsgrad weniger Transporte und vor allem eine leisere Baustelle mit sich bringe. Hinsichtlich der Bauqualität spricht Jauk die gehobenen Anforderungen an die Genauigkeit bei der Holzbauweise an, die sich aus technisch meist komplexeren Details, einer höheren Feuchteanfälligkeit sowie dem Arbeiten mit bereits fertigen Oberflächen ergeben. Er ist sich aber sicher: „Heute stehen wir an dem Punkt, an dem sich die Probleme dieser Bauart durch die konsequente Weiterentwicklung sowie die Sensibilisierung zu einem deutlichen Qualitätsvorteil gewandelt haben.“

Ökobilanz spricht klar für Holzbau

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© Weissengruber

Bei der Ökobilanz zeigte der Holzbau in allen drei untersuchten Indikatoren „Globales Erwärmungspotenzial“, „Primärenergie – nicht erneuerbar“ und „Ökoindex“ seine Stärken. Am meisten überzeugt dabei die Analyse des Globalen Erwärmungspotenzials: 375 t CO2eq (CO2-Äquivalent) konnte die Variante in Holz hier gegenüber der Massivbauweise einsparen. Das entspricht den CO2-Emissionen für Heizung und Warmwasser des Gebäudes über 90 Jahre hinweg. Beim Ökoindex erreichte der Holzbau die höchste Förderstufe.

Ein für Rhomberg Bau überraschendes Ergebnis lieferte die Frage, welche Bauart Kunden bevorzugen, denn diese hätten eher nach den Kriterien Lage, Geschossigkeit und Aussicht entschieden. Manche der Kunden, welche die Wohnung im Holzbau wählten, wünschten sich sogar dennoch eine weiße Decke – dieser Wunsch sei aber nach einer Bemusterung und Besichtigung der Decken bei Vergleichsobjekten wieder verflogen, alle Massivholzdecken wurden in Sicht belassen.

Quelle: Rhomberg Bau