Großbrandversuche der TU München

Ein Artikel von Birgit Gruber | 22.02.2021 - 12:51

„Unser Ziel ist es, das Bauen bis zur Hochhausgrenze, also bis 22 m, im gesamten Bundesgebiet Deutschland geregelt zu ermöglichen“, erklärt Thomas Engel vom Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TUM. Gemeinsam mit der TU Braunschweig, der Hochschule Magdeburg-Stendal und dem Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge arbeitet die Forschungsgruppe seit vier Jahren am Projekt „TIMpuls“.

Brandräume simulieren vollgestellte Wohnungen

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© Fabian Vogl / TUM

Zum Abschluss des Projektes testeten die Wissenschaftler Mitte Februar ihre gewonnenen Erkenntnisse im realen Versuch auf dem TUM-Campus in Garching. Sie bauten Brandräume im Maßstab 1:1 auf, die mit Holz vollgestellt waren. „Wir simulieren dabei Wohnungen mit einer realen Brandlast, also mit vielen Büchern und Einrichtungsgegenständen“, sagt Engel. Die Versuche fanden auf dem Gelände der TUM-Werkfeuerwehr statt. Denn auch die Analyse der Brandbekämpfung durch die Feuerwehr gehört zum Projekt. Bei den Versuchen wurden verschiedene Holzbauweisen und Brandschutzmaßnahmen betrachtet. „Durch diese Maßnahmen kann, je nach Ausführung, ein Äquivalent zum Stahlbeton oder Mauerwerk in Sachen Brandschutz erreicht werden“, so Engel.

Vier Szenarien nachgebaut

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© Fabian Vogl / TUM

Die Forscher simulierten vier folgende Versuche:

  • sichtbare Holzdecke, alle Wände mit 18 mm Gips bekleidet
  • Holztafelbaudecke, zwei gegenüberliegende sichtbare Massivholzwände aus Brettsperrholz sowie zwei bekleidete Holztafelbauwände,
  • sichtbare Brettschichtholz-Decke und vier mit 36 mm Gips bekleidete Holztafelbauwände,
  • ein Raum mit einer sichtbaren Brettschichtholzdecke, einer sichtbaren Brettsperrholzwand und drei bekleideten Holztafelbauwänden.

In den Brandräumen wurden jeweils etwa 400 Messstellen verbaut. „Wir wissen daher zum Beispiel genau, in welcher Tiefe der Wand welche Temperatur herrscht“, erklärt Prof. Stefan Winter, Leiter des Lehrstuhls für Holzbau und Baukonstruktion. Strömungssensoren können zudem viel über das Flammenbild und die Energie, die freigesetzt wird, aussagen. „Das entscheidende Ergebnis unseres Projektes ist, dass wir die Basis für Regelwerke liefern können, indem wir die Rahmenbedingungen zeigen, unter denen sicher mit Holz gebaut werden kann“, sagt Winter. Wie genau die Umsetzung in den Bauordnungen erfolgt, ist auch eine politische Entscheidung. „Wenn wir zeigen können, dass die Tragfähigkeit des Holzgebäudes auch nach zwei Stunden Vollbrand erhalten bleibt, kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland die Feuerwehr längst vor Ort ist. Die Auswertung der Versuche wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Winter: „Wir haben eine riesige Datenmenge gesammelt, die uns nicht nur hilft, den Brandschutz bei Holzgebäuden zu bewerten, sondern auch wissenschaftliche Einblicke in den Brandverlauf liefert.“

Quelle: TU München