TCE: die starke Stimme für den Holzbau

Ein Artikel von Stefan Leitner und Reinhold Steinmaurer | 28.04.2021 - 11:03

Um bei der Normengestaltung auf europäischer Ebene neben Großkonzernen, Universitäten und der öffentlichen Verwaltung Gehör zu finden, ist es für eine klein- und mittelbetrieblich organisierte Branche zweckmäßig, über Landesgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Diese Überlegungen haben zur Gründung eines europäischen Holzbauverbandes geführt.

Europäisches Netzwerk für den gewerblichen Holzbau

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Reinhold Steinmaurer (li) übergab kürzlich den Vorsitz der Kommission Technik von TCE an Stefan Leitner (re). Als Experte ist Steinmaurer weiterhin in verschiedenen Bereichen für TCE tätig. © Alois Endl

Timber Construction Europe (TCE) ist der europäische Dachverband des Holzbaugewerbes. Mit ihren Mitgliedsverbänden aus den Ländern Italien, Luxemburg, Deutschland, Schweiz und Österreich vertritt die Organisation rund 22.000 Holzbaubetriebe. Der Verband konzentriert sich derzeit auf den deutschen Sprachraum. Weshalb sich gerade diese Länder für eine Zusammenarbeit gefunden haben, liegt aber weniger an der gemeinsamen Sprache als an ihrer vergleichbaren Branchen-Struktur im Holzbau mit gut ausgebildeten Facharbeitern und langer Handwerkstradition. In den drei Kommissionen Technik, Bildung und Kommunikation werden Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet und die Zusammenarbeit koordiniert.

Gemeinsam sind wir stark

Die Kommission Technik von TCE setzt sich die praxisgerechte Gestaltung der europäischen Regelwerke und Normen sowie Regelungsvereinfachungen in den CE-Kennzeichnungen für den Holzbau zum Ziel. Um dies zu erreichen, ist es erforderlich, in der Entstehung der Regelwerke mitzuarbeiten. TCE entsendet Experten in alle relevanten europäischen Gremien, wenn es um europäische Gesetzesinitiativen, harmonisierte Normen oder europäische Förderprogramme im Sinne des Holzbaus geht. Sie vertreten die Interessen aller Landesverbände gemeinsam. So erhält die Stimme des gewerblichen Holzbaus mehr Gewicht und Doppelgleisigkeiten werden vermieden. Die Experten von TCE sind derzeit insbesondere in den folgenden europäischen Normenkomitees aktiv:

  • CEN TC 124 Holzbau
  • CEN TC 126 Schallschutz
  • CEN TC 127 Brandschutz
  • CEN TC 175 WG5 Treppenbau
  • CEN TC 250 Bemessung und Konstruktion von Holzbauten
  • CEN TC 350 Nachhaltigkeit
  • CEN TC 351 Gefährliche Stoffe, Innenraumklima

Projekt „Eurocode 5 – Ease of use“

Es gilt, die nächste Generation des Eurocode 5 mit den bisherigen Erfahrungen in der Anwendung des aktuellen Eurocodes praxisgerechter und anwenderfreundlicher für Ingenieure und Holzbauer zu gestalten. Im Ausführungsteil des Eurocode 5 soll die Zuverlässigkeit von Holztragwerken entsprechend den Anforderungen gemäß ÖNORM EN 1990 geregelt werden. Dementsprechend ist der Nachweis zu führen, dass Holzkonstruktionen wie geplant und berechnet ausgeführt werden. Hierzu engagiert sich Timber Construction Europe im TC 250 SC 5 „Eurocode 5“ in begleitenden Arbeitsgruppen und durch praxisrelevante Forschung. Ein Teilnehmer ist Reinhold Steinmaurer, der in der Arbeitsgruppe 9 „Ausführung“ als Experte tätig ist. Neben ihm nehmen zwei weitere Experten aus Deutschland und der Schweiz teil. Durch die großen Unterschiede bei den bestehenden Ausbildungsniveaus im europäischen Holzbau entstehen deutliche Unterschiede bei der Frage, wie umfangreich eine Überwachung sein sollte, um die Zuverlässigkeit eines Tragwerkes nachzuweisen. Timber Construction Europe setzt sich dabei für einfache und praxistaugliche Regeln ein, um den Aufwand für Klein- und Mittelbetriebe so gering wie möglich zu halten. Insbesondere geht es TCE darum:

  • die Dokumentationspflichten so gering wie möglich zu halten,
  • die Qualifikationsanforderungen weiterhin national zu regeln,
  • die Überwachungspflichten nicht
  • ausufern zu lassen, nur einfach überprüfbare Anforderungen aufzunehmen und
  • keine über die Zuverlässigkeit des Tragwerks hinaus gehenden Regelungen zuzulassen.

Vor allem die Belastungen für die KMU in der Schadensfolgeklasse 1 bis zum Einfamilienhaus sollen gering gehalten werden. Die Veröffentlichung des überarbeiteten Regelwerkes ist für 2025 geplant.