Stampflehmkonstruktion im Brandversuch

Ein Artikel von Birgit Gruber | 25.07.2022 - 11:53
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Rund 5000 m² Bruttogeschossfläche wird der Neubau umfassen, auf ca. 900 m² werden Sonderausstellungen gezeigt. © ACMS Architekten

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe plant für das Freilichtmuseum in Detmold den Neubau eines Eingangs- und Ausstellungsgebäudes. Dieser soll als ein Leuchtturmprojekt des nachhaltigen Bauens errichtet werden und mit der Verwendung von Holz, Stroh und Lehm neue Möglichkeiten aufzeigen. Angestrebt wird das DGNB Platin-Zertifikat. Der Energiebedarf wird vor Ort regenerativ gedeckt. Ziel ist eine maximale Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Wesentliche Bausteine ergänzend zur Holzkonstruktion sind:

  • Tragende Stampflehmwände mit Ressourcenverfügbarkeit aus der Baugrube
  • Leim- und stahlfrei verbundene Vollholzlamellen-Träger mit Spannweiten bis 13 m
  • Entwicklung von neuen ressourcenärmeren Betonrezepturen
  • Regenwassernutzung für WC-Anlagen und Kühlung
  • Passive Zulufttemperierung über Erdkanäle und adiabate Kühlung
  • Geothermisch gespeiste Bauteilaktivierung
  • Stromversorgung der Wärmepumpen durch eine 3300 m2 große PV-Anlage
  • Fortwährend selbstoptimierendes Energiemanagement mittels KI

Eigentümer ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des LWL, welcher zusammen mit dem Freilichtmuseum als Nutzer und ACMS Architekten höchsten Anforderungen an nachhaltiges Bauen gerecht werden will. Dabei wird die Planung der Bautechniken durch ein zweistufiges Forschungsprojekt mit dem Titel „Ecosights – nachhaltiges Museum Detmold“ begleitet.

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Brandversuch Ende Juni: Erstmals wurde an der Prüfanstalt Leipzig eine Stampflehmkonstruktion (3x3 m) im Brandversuch zertifiziert. © ACMS Architekten

Wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist der Ansatz der vollständigen Recyclierbarkeit der Primärkonstruktion. Aufgrund der besonderen Nutzungstypologie des geplanten Museumsgebäudes wurden behördenseitig Brandversuche gefordert. Diese wurden am MFPA Leipzig durchgeführt. „Resultierend aus den Gebäudespezifikationen war lediglich ein Feuerwiderstand von 30 Minuten notwendig", heißt es vonseiten der Architekten. „Im Rahmen eines begleitenden Forschungsprojektes wurde die Wand jedoch weiter getestet – mit dem Ergebnis, dass die Stampflehmkonstruktion unter einer Belastung von cirka 15 Tonnen sogear 90 Minuten besteht und damit als 'feuerbeständig', REI 90, definiert ist." Die Prüfwand war 22 cm stark.

Zusätzlich wurde der Nachweis für die Ausführung als Brandwand erbracht. „Wir freuen uns besonders, damit für die Entwicklung des Stampflehmbaus einen wichtigen, fachlichen Beitrag leisten zu können", bekräftigen die Architekten ihre Intention. In Harmonie mit der Holzkonstruktion stand dem Vorhaben somit nichts mehr im Wege und es konnte vor wenigen Tagen mit dem Bau begonnen werden.

Quelle: ACMS Architekten