„Einzigartiger Ausbildungsweg in Österreich“

Ein Artikel von Birgit Gruber und Kathrin Lanz | 16.02.2023 - 09:38

Der Bedarf an qualifizierten Facharbeitern steigt und die Ansprüche an jene haben sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verändert. Eine Weiterentwicklung der entsprechenden Ausbildung ist daher schon länger in den Köpfen der Entscheidungsträger. Nach intensiven Gesprächen zwischen der Landesinnung Salzburg und Lehrenden der einschlägigen Bildungseinrichtungen macht man ab Herbst Nägel mit Köpfen. Dann startet der berufsbegleitende Lehrgang „Holzbau Professional“. „Wir wollen damit eine Durchgängigkeit des Bildungssystems im Fachbereich Holzbau erreichen, verbessern und ein lebenslanges Lernen für Menschen in diesem Beruf ermöglichen beziehungsweise attraktiver machen“, erklärt Dr. Alexander Petutschnigg von der FH Salzburg. Dort wird das erste Modul im Herbst starten. Ziel der Ausbildung ist es, die Vorteile der bestehenden Ausbildungen durch das neue Konzept „Bachelor Professional“ zu vernetzen. Damit müsse man sich auch noch nicht in jungen Jahren für einen fix vorgegebenen Berufsweg entscheiden: „Wenn man sich anfangs für eine Lehre entscheidet, hat man sich noch nichts verbaut. Mit dem Lehrgang kann man die Befähigungsprüfung zum Holzbau-Meister später ablegen oder nach drei Jahren den Bachelor nachholen“, erklärt Petutschnigg.

Dem „Bachelor Professional” liegt viel Vorarbeit zugrunde. Alle Partner haben in den vergangenen Jahren bereits die Plattform „BEST of HOLZBAU“ entwickelt, wo Interessierte einen Überblick über bestehende Ausbildungsmöglichkeiten bekommen. „Daneben gab es zusätzliches Kursangebot, wie zum Beispiel von der Holzforschung Austria. Diese beruflichen Weiterbildungsangebote für Praktiker waren so erfolgreich, dass wir jetzt darauf aufbauen“, weiß der Holzbauprofessor. Dies bedeutet allerdings nicht, dass diese Kurse künftig obsolet werden: „Ganz im Gegenteil. Der Besuch dieser Kurse kann in weiterer Folge auch für unseren Lehrgang angerechnet werden.“

Die Ausbildung ist berufsbegleitend und inklusive praktischer Tätigkeit in einem Unternehmen geplant, wobei diese als ganz wichtiger Teil der Ausbildung verstanden wird. Die Unterrichtseinheiten sind geblockt und vorwiegend am Wochenende (Freitag, Samstag) geplant. Die Modularisierung ermöglicht es, die Kurse des Ausbildungsprogramms auch in anderen Bundesländern abzuhalten. Gespräche und Präsentationen haben diesbezüglich schon stattgefunden. Petutschnigg spricht von einem großen Interesse in den einzelnen Landesinnungen.

Die Fakten:

WAS?
Die Inhalte gemäß der Befähigungsprüfungsverordnung für Holzbau-Meister werden in den ersten beiden Studienjahren vermittelt. Diese Qualifikation kann dann bereits vorab im Rahmen der Meisterprüfung abgeschlossen werden. Im Rahmen des dritten und letzten Studienjahres werden die wissenschaftlichen Kompetenzen, die Entwurfs- und Planungskompetenzen sowie der internationale Einblick inklusive Bachelorarbeit und Bachelorprüfung abgeschlossen.

WER?
Der Einstieg ist für Gesellen mit Lehrabschluss in einem Baugewerbe und zwei Jahren Arbeitserfahrung möglich. Für Bewerber, die bereits eine zusätzliche Vorbildung im Rahmen einer Bauhandwerkerschule, bauspezifischen HTL oder Ähnliches absolviert haben, sind spezifische Anrechnungen vorgesehen, die den Einstieg in ein höheres Semester ermöglichen, wodurch die Studiendauer um bis zu ein Jahr reduziert wird.

WIEVIEL?
Die Kosten je Teilnehmer und Studienjahr (zwei Semester) betragen 8000 €, wobei Förderungen durch die Bundes-länder sowie das Praxisunternehmen möglich sind.

Das Programm befindet sich aktuell in der Genehmigungsphase. Alle Beteiligten rechnen mit einer Freigabe, die Bewerbungsphase hat aus diesem Grund schon begonnen. Ab 15 Teilnehmern pro Jahr wird der Lehrgang alle zwei Jahre abgehalten. „Dies ist die absolute Untergrenze und sehr konservativ gedacht“, ergänzt Petutschnigg, der schon dem Herbst entgegenfiebert. „Wir sind schon sehr stolz, was wir auf die Beine gestellt haben. Es ist ein einzigartiger Ausbildungsweg in und für Österreich. Vergleichbare Modelle gibt es zwar im schweizerischen Biel oder im deutschen Biberach, in dieser Art der Verschränkung aller Ausbildungswege ist unseres jedoch schon sehr spezifisch und neu.“

3 Fragen an: Friedrich Egger, Landesinnung Salzburg

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Friedrich Egger, Landesinnungsmeister Salzburg © Susanne Reisenberger-Wolf

Die Landesinnung Salzburg hat diesen neuen Ausbildungweg proaktiv vorangetrieben. Warum ist Ihnen „Holzbau Professional“ so wichtig?
Vorab: Wir wollten mit dieser Ausbildung nicht in Konkurrenz mit Vorhandenem treten. Mit Holzbau Professional schaffen wir ein berufsbegleitendes Studium, das es bisher so nicht gibt. Es baut auf dem Bachelor Professional auf, den es erst seit eineinhalb Jahren gibt. Damit spannen wir eine Brücke zwischen Lehre und Studium und führen eine Aufwertung des Handwerks herbei. Zudem wollen wir österreichweit eine einheitliche Ausbildung zum Holzbau-Meister anbieten. Wir glauben, dass wir damit die Grundlage schaffen. Um das fachliche Basiswissen zum Einstieg zu gewährleisten, ist die Lehre mit anschließender Bauhandwerkerschule oder eine HTL Hochbau empfehlenswert.

Damit ändert sich auch die Befähigungsprüfung zum Holzbau-Meister. Was kann man hier erwarten?
Das passiert nicht von jetzt auf gleich. Es gibt eine Übergangsfrist. Eine Anpassung war in vielen Bereichen unbedingt notwendig.

Fix verankert ist ein praktischer Teil, der im Betrieb der Teilnehmer stattfindet. Was versprechen Sie sich von diesem Modell?
Eine zeitgemäße Ausbildung braucht die praktische Schiene und den Rückhalt der Arbeitgeber. Wir versprechen uns davon, dass wir mehr qualifizierte Leute in den Betrieben halten und diese nicht über ein Studium an andere Bereiche verlieren.