Über 200 Teilnehmer zählte der Veranstalter Holzforschung Austria (HFA) von 19. bis 20. Oktober bei der Seminarreihe Holz_Haus_Tage im Kongresshaus Bad Ischl. „Mit einem so starken Andrang hätten wir in diesen Zeiten nicht gerechnet“, bekundete die Programmverantwortliche Sylvia Polleres bei ihrer Begrüßung. Eröffnungsredner Simon Kathrein hatte dafür eine Erklärung. „In Zeiten der Veränderung gilt es, verstärkt zu kommunizieren und zu netzwerken.“ Die Bundesinnung Holzbau tritt seit Jahren als einer der Kooperationspartner der Veranstaltung auf. In Kathreins Funktion als Landesinnungsmeister Tirol durfte er den Bundesinnungsmeister Siegfried Fritz vertreten. Ebenfalls langjährig unterstützend agiert der Österreichische Fertighausverband. Dieser wurde heuer von Jürgen Moser, technischer Geschäftsführer bei Haas Fertigbau, repräsentiert. Sein Appell an das Auditorium: „Wir müssen aus der Negativspirale ausbrechen, Nischen besetzen und die Veränderung leben.“ Und bezüglich Vernetzung riet er: „Am Ende des Tages sitzen wir alle im selben Boot. Deshalb: so viele Kontakte mit nach Hause nehmen, wie möglich!“
Beitrag leisten, mit gut gemachtem Holzbau
Den Anfang des Blocks „Planung“ gestaltete Niklas Fritz, Tragwerksplaner bei merz kley partner. Obwohl sich Tragwerkskonstruktionen auf Grund von Nutzungstypologien unterscheiden, haben vor allem Bürogebäude häufig ähnliche Grundparameter, was Spannweiten und Stützenabstände angeht, erklärte der Experte. Trotzdem ergeben sich bei jedem Projekt spezielle Anforderungen an die Tragwerksplanung. Wie man diesen entgegenkommen kann, erklärt Fritz anhand eines Beispiels, nämlich des Münchener Bürogebäudes i8. Der Entwurf stammt vom dänischen Büro CF Møller, getragen wird dieser von der Tragwerksplanung von merz kley partner. Auf den Wettbewerbsplänen aufbauend begann das „Variantenstudium Vorentwurf“. Nach der Untersuchung unterschiedlicher Grundstrukturen, wie die der Orientierung der Deckenspannrichtung beziehungsweise Haupttragachsen, folgte die Untersuchung der möglichen Ausführungsvarianten. So wurden beispielsweise HBV-Rippendecken mit HBV-Flachdecken mit Brettsperrholz verglichen. Am Ende traf das Planungsteam unter Einbezug aller Randbedingungen, wie Haustechnikanforderungen, Brand-, Schallschutz, Raumakustik, Montage und Kosten die beste Wahl. „Ein Holztragwerk muss ein Multitalent sein“, sprach Fritz aus Erfahrung und Überzeugung. „Damit leisten wir einen Beitrag zum nachhaltigen ökologischen Bau – mit gut gemachtem Holzbau.“
Mehr Tageslicht, weniger Lux
Einen komplett anderen Planungszugang als Fritz verfolgt Prof. Peter Andres. Mit seinen Büros in Hamburg und Tirol beschäftigt sich der Lichtplaner damit, Innenraumsituationen zu schaffen, in denen sich der Nutzer wohlfühlt. „Das erste Mal festgestellt, dass sich Tageslicht auf das menschliche Wohlbefinden auswirkt, hat man während der industriellen Revolution.“ Nämlich in Fabriksgebäuden, wo nur so wenig Belichtung herrschte, dass gerade noch gearbeitet werden konnte. Diese Situation hatte Auswirkungen auf die Gesundheit der Fabriksarbeiter. „Es ist unsere Verpflichtung, das Tageslicht zu optimieren“, erklärte Andres sein Ziel – nicht nur auf Arbeitsplätze bezogen. Sein allgemeines Credo lautet ganz klar: „Mehr Tageslicht, weniger Lux.“
Ersatzteilbestellung möglich
„Nächster Halt: Gegenwart“ – so betitelte Dominik Philipp, Dietrich Untertrifaller Architekten, seinen Vortrag. Bewusst, denn es ging um die Rahmenbedingungen, die geschaffen werden müssen, um den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten zu können. Dies betreffe auch die Trenn- und Demontierbarkeit eines Gebäudes. Als anschauliches Beispiel prangerte ein rotes Auto, in alle Einzelteile zerlegt, auf der Folie über ihm. „Das kann der Holzbau genauso“, konstatierte Philipp. Aber wie? Dietrich Untertrifaller haben sich die lückenlose Digitalisierung im Holzbau zum Ziel gesetzt. Das heißt, von der Planung, über die Errichtung bis zur Demontage und Wiederverwendung. „Wenn der digitale Zwilling mit dem gebauten Haus kommuniziert, ist es möglich, ein ‚Ersatzteil‘, wie einen Keilriemen zu bestellen", erklärte der Architekt seinen Zugang. Dafür brauche es aber einen veränderten Projektablauf, der beispielsweise den Holzbau-Meister als Ausführenden in die „Planungswerstatt" einlädt. Und das von Anfang an. „Mir ist bewusst, dass das Katalogisieren aller Bauteile ein Höllenaufwand ist. Großer Vorteil: Mithilfe einer 'Inventarliste' lässt sich ganz einfach bestimmen, welche Materialien verbaut sind."
Fortsetzung folgt: Weitere spannende Einblicke gibt es in einem vollständigen Veranstaltungsbericht im Magazin holzbau austria, Ausgabe 06/2023.