Großbritanniens ausgezeichneter Holzbau

Ein Artikel von Raphael Zeman | 25.11.2019 - 16:00

Die britischen Wood Awards sind ein Non-Profit-Wettbewerb, der durch Sponsoren aus der Industrie gefördert wird. Im Folgenden werden eine Auswahl der Sieger sowie jene Projekte, die als „Highly Commended“ (also „hochgelobt“) genannt wurden, vorgestellt. Eine Ausstellung dieser Bauten kann im Zuge des London Design Festivals besucht werden.

„Korkenhaus“ das Maß der Dinge

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Mit Wänden in monolithischer Bauweise und auskragenden Pyramidendächern in Kork sowie einer Vielzahl verschiedener Hölzer beeindruckte das „Cork House“ die Jury. © David Grandorge

Das „Cork House“ räumte mit dem Gold Award nicht nur den Hauptpreis des Wettbewerbs ab, sondern gewann darüber hinaus die Kategorie „Private Bauten“ und erzielte eine Nennung als „Highly Commended“ in der Kategorie „Structural Award“. Geplant von den Architekten Matthew Barnett Howland, Dido Milne von CSKARCHITECTS und Oliver Wilton, wurde das Haus fast ausschließlich in Kork und Holz gebaut. Die auskragenden Pyramidendächer und vorgefertigten Wände in monolithischer Bauweise führte man in tragendem Kork, der als Abfallprodukt bei der Herstellung von Weinkorken angefallen ist, aus. Die verbauten 1268 Korkelemente können nach einem eventuellen Rückbau wiederverwendet werden. Neben Kork fand eine ganze Reihe verschiedener Hölzer in dem prämierten Projekt Platz: Der Boden besteht aus einer BSP-Konstruktion mit Eichendielen, die Fenster, Türen und Außenstiegen stellte man mit acetyliertem Holz her. Während die Möblierung in Fichte gehalten ist, wurden das Dach sowie die rückseitige Fassade mit Zeder eingedeckt.

Gemeinsames Speisen im hölzernen Wintergarten

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Das Wildernesse Restaurant lässt von außen kaum erahnen,... © Morris+Company

In der Kategorie „Commercial & Leisure“ konnte das Royal Opera House „Open Up“ den Sieg einstreifen. Dieses wurde im Zuge eines, von Stanton Williams Architects geplanten, Umbaus mit reichlich Holz im Innenraum ausgestattet. Ein besonderes Lob erging in dieser Kategorie an das Wildernesse Restaurant, geplant von Morris+Company. Hierbei handelt es sich um den gemeinschaftlichen Speiseraum einer luxuriösen Form betreuten Wohnens. Angrenzend an das denkmalgeschützte Hauptgebäude, befand sich hier früher ein Wintergarten, dessen Typologie das Restaurant aufgreift. Von außen kaum zu erahnen, verbirgt sich unter der metallenen Haut ein, nach innen hin in Sicht ausgeführter, Holzbau. Auf Brettschichtholz-Säulen gestützte Brettsperrholz-Bögen erzeugen eine imposante Atmosphäre, die zusätzlich noch durch die, an einen Wintergarten angelehnten, großzügigen Verglasungen verstärkt wird.

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...dass sich innen Holz in Hülle und Fülle verbirgt. © Morris+Company

„Kuriositätenkabinett in Holz“

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Das Eleanor Palmer Science Lab denkt die Nutzung durch Kinder sowohl innen, als auch außen mit. © Nick Kane

Das Eleanor Palmer Science Lab schrammte nur knapp am Sieg in der Kategorie „Education & Public Sector“ vorbei, der an die Cambridge Central Moschee (holzbau austria hat berichtet) ging. Das Labor wurde von AY Architects geplant und versteht sich als hölzernes Kuriositätenkabinett. Bis zu 31 Schüler passen in das längliche Gebäude, das auf einem stark begrenzten Bauplatz zwischen einer vielbefahrenen Straße und einem Spielplatz errichtet wurde. Von der Primär- und Sekundärkonstruktion, über die Innenausstattung inklusive der Möbel, bis hin zur Fassade in sibirischer Lärche besteht der Bau aus Holz. Gerade bei der Fassade haben die Architekten mitgedacht: Um das Eindringen von Schmutz und das Einklemmen von Kinderhänden zu vermeiden, sind die Abstände im unteren Bereich der Fassadendeckung enger und werden erst nach oben hin weiter. Zwei großzügige, dreieckige Dachflächenfenster sorgen für Tageslicht im Inneren und erzeugen darüber hinaus eine spannende Optik.

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Viel Tageslicht und sichtbares Holz schaffen eine angenehme Lernatmosphäre im Inneren. © Nick Kane

Ausgefallene Deckenkonstruktion für denkmalgeschütztes Theater

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Die verspielte Deckenkonstruktion haucht dem Battersea Art Centre neues Leben ein. © Philip Vile

2015 zerstörte ein Brand das Dach des 1890 erbauten Battersea Arts Centres. Dabei ging das historische Tonnengewölbe mitsamt der verzierten Decke verloren. Also planten die Architekten von Haworth Tompkins eine moderne Brettsperrholzdecke mit Birkenoberfläche, die die ehemaligen Deckenmotive wieder aufgreift und dabei alle, für einen Theaterbetrieb notwendigen Einrichtungen in Sachen Akustik und Beleuchtung, beinhaltet. Ein Projekt, das ins Auge springt und somit vollkommen verdient die Kategorie „Interiors“ für sich entschied.

Minimaler Grundriss maximal genützt

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Das Pocket House stellt die Fähigkeiten von Holz in urbanen Ballungsräumen eindrücklich unter Beweis. © Edmund Sumner

Beim „Pocket House“ fungierten Nicola und Ty Tikari von Tikari Works als Bauherren und Architekten zugleich. Das Problem des beengten Raumes in der urbanen Londoner Umgebung lösten sie, indem sie in die Tiefe gingen und die Hälfte des Hauses unterirdisch errichteten. Dank eines Lichtschachtes sowie einem, an die Schlafzimmer angrenzenden Innenhof unter Erdniveau, sind jedoch auch die Tiefgeschosse für Tageslicht erreichbar. Hier wurde das Holzmodulbad in der dunkelsten Ecke verortet, im Erdgeschoss befindet sich neben Küche und Speiseraum ein weiteres Holzmodul in dem die Toilette installiert ist. Das Obergeschoss ist in Form eines durchgängigen, großen Wohnraumes ausgeführt. Überdimensionale Türöffnungen und faltbare Wände spielen zudem mit der Raumwahrnehmung und kaschieren den begrenzten Platz im Inneren. Ein absolut gelungenes Konzept – der erste Platz in der Kategorie „Private Bauten“ ging jedoch an das bereits vorgestellte „Cork House“.

Die Kategorie „Small Project“ gewannen Waugh Thistleton Architects mit einer Holzinstallation beziehungsweise einem –Pavillon in Modulbauweise. Der „Structural Award“ ging an das „House in a Garden“ von Gianni Botsford Architects (holzbau austria hat berichtet).

Quelle: The Wood Awards