Schönes aus der Provinz Hubei

Ein Artikel von Raphael Zeman | 31.03.2020 - 11:34
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Das Obergeschoss des neuen Gemeindezentrums präsentiert sich als ein großer, lichtdurchfluteter Raum. © Weiqi Jin

Mit der Planung des neuen Kommunalbaus wurde LUO Studio aus Peking beauftragt. Um den idealen neuen Standort zu ermitteln, analysierten sie die Strukturen des Dorfes und wurden unweit des ehemaligen Amtes fündig. Ursprünglich hatte hier an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen ein drei- bis viergeschossiges Wohnhaus entstehen sollen, die Bauarbeiten wurden jedoch abgebrochen. Zurück blieben das Fundament und einige Betonstützen. Da diese bereits einige Jahre der Witterung ausgesetzt waren, hätten sie bei einer herkömmlichen Bauweise erneuert oder entfernt werden müssen. Die Holzbauweise allerdings ermöglichte einerseits durch das vergleichsweise geringe Gewicht, die vorgefundenen Strukturen der Baubrache in das neue Gebäude zu integrieren und andererseits durch den hohen Vorfertigungsgrad die vorgegebene Bauzeit von nur zwei Monaten einzuhalten.

Planung parallel zur Ausführung

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Alt und neu: Vorhandene Strukturen wurden integriert, mit modernen Elementen ergänzt und dabei die regionale, traditionelle Architektursprache aufgegriffen. © Weiqi Jin

Um dem Zeitplan gerecht werden zu können, begannen Planung und Ausführung fast zeitgleich. Zudem befanden sich die Planer über den gesamten Bauprozess hinweg auf der Baustelle und kommunizierten direkt mit den Gewerken. Das ermöglichte dem Team, die Plangrafiken simpel zu halten und Details mündlich zu klären. Darüber hinaus versuchte man, hauptsächlich vorgefertigte und standardisierte Elemente zu verwenden. Trotz dem lokal typischen, regnerischen Klima konnte die Vorgabe eingehalten und der Bau Anfang Dezember fertiggestellt werden.

Durchdachtes Lichtkonzept

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Dank Vollverglasung, Oberlichte, Galerie und gläserner Ziegel erreicht Tageslicht auch den letzten Winkel des Holzbaus. © Weiqi Jin

Da der bestehende Säulenraster ungleichmäßig und unvollständig war, ergänzte man ihn mit Holzstützen. Um den Dimensionen ihrer betonierten Pendants zu entsprechen und einen sauberen Anschluss zu gewährleisten, wurde diese teilweise gebündelt. Daraufhin errichtete man die Außenwände des Erdgeschosses mit grauen und gläsernen Ziegeln, wodurch Tageslicht seitlich in das Gebäude gelangen kann. Ein Oberlicht, das sich über die gesamte Länge des Dachfirstes erstreckt, versorgt den bis zu 15 m tiefen Innenraum mit Licht. Im Obergeschoss fehlen Innenwände zur Gänze, die vollverglasten Außenwände sorgen für ein helles, offenes Ambiente und eine Galerie leitet das Licht in den Aufenthaltsbereich des Erdgeschosses weiter.

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Mit seinen zahlreichen Aufenthaltsmöglichkeiten ist das neue Gemeindezentrum ein idealer Treffpunkt für die Einwohner Yuanheguans. © Weiqi Jin

Ganz im Sinne eines Gemeindezentrums legten die Planer besonderen Wert auf die Gemeinschaft. Der Innenraum ist möglichst offen und mit viel Platz für Interaktion gestaltet. Der zentrale Bereich mit dem Stiegenaufgang unterteilt das Gebäude in den öffentlichen Bereich im Norden und die Arbeits- und Besprechungsräume im Süden. Auch der Außenbereich des Gemeindezentrums ist an die Bedürfnisse der großteils älteren Bevölkerung angepasst. Eine Rampe ermöglicht die barrierefreie Erschließung des Gebäudes, eine lange Sitzbank lädt zum Verweilen ein und die auskragenden Dachelemente schützen nicht nur vor Witterung, sondern entsprechen auch der traditionellen regionalen Architektursprache. Von der südlich ausgerichteten Terrasse kann man den Blick ins Gebirge, zum nahegelegenen Taoistischen Tempel und über das Dorfzentrum schweifen lassen.

Quelle: LUO Studio