Honduras plant in Holz

Ein Artikel von Raphael Zeman | 04.08.2020 - 09:11
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© Zaha Hadid Architects

Die sogenannten Roatán Próspera Residences stammen aus der gemeinsamen Feder von ZHA, AKT II und Hilson Moran. Das Konzept integriert die lokale Tradition des Holzbaus in neue digitale Entwurfs- und Herstellungsprozesse bzw. Bauweisen. Ausgehend von einer Analyse der regionalen Rahmenbedingungen hinsichtlich Lieferkette, Logistik und Konstruktionsmethodik, entwarf das Team die Holzbauten und zielt dabei auf die Verwendung regionaler Materialien sowie Handwerkskünste und die Förderung der ansässigen Wirtschaft ab.

Modulbauten bewusst einfach gehalten

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© Zaha Hadid Architects

Das modulare System verwendet Holz, das in zertifizierten Wäldern auf Honduras‘ Festland gewachsen und von heimischen Unternehmen weiterverarbeitet wurde. Die Wandelemente werden mitsamt Dämmung und Sanitärleitungen vorgefertigt, simpel gehaltene Verbindungen ermöglichen zudem einen schnellen Auf-, Ab- und Umbau. Durch das geringe Gewicht des Baustoffes Holz konnte man darüber hinaus ein reduziertes Fundamentsystem, das ebenfalls vorgefertigt wird, entwickeln und so möglichst wenig in Flora und Fauna am Bauplatz eingreifen. Darüber hinaus ist das Montagesystem so konzipiert, dass lokale Handwerker, Händler und Bauunternehmen ebenfalls vom Einsatz der modernen Technologien profitieren und so an Know-how gewinnen können.

Nachhaltigkeit wird groß geschrieben

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© Zaha Hadid Architects

Ein zentrales Element des von Hilson Moran entwickelten Energiekonzepts, ist das Nutzen von natürlicher Ventilation. Durch eine Berechnung der Thermik vor Ort und einer darauf aubauenden Ausrichtung hin zum kühlen Seewind, kann fast komplett auf eine mechanische Lüftung verzichtet werden. Zudem sind die Modulbauten mit Selbstbeschattungsvorrichtungen, die wiederum mit Photovoltaikelementen versehen sind, ausgestattet. Mittels Entfeuchtung der Atmosphäre kann bei Bedarf Wasser gewonnen, gefiltert und dem Kreislaufsystem zugeführt werden. Die von ZHA und AKT II gemeinsam entwickelte digitale Konfigurationsplattform nutzt zudem eine parametrische Designsoftware. Diese sorgt dafür, dass jedes individuelle Gebäude so material- und energieeffizient wie möglich geplant bzw. gebaut wird.

Konfigurationsplattform für individuelle Gestaltung

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© Zaha Hadid Architects

Die digitale Plattform ermöglicht den Bauherren, ihre Objekte anzupassen und sich mit den Zulieferern zu vernetzen. Darüber hinaus kann man Informationen über Ressourcen und Kosten mit seinen (zukünftigen) Nachbarn teilen und die gemeinschaftlichen Flächen, wie beispielsweise einen Kinderspielplatz, gemeinsam planen. Eine weitere Besonderheit der Plattform ist, dass die Bauherren über dreidimensionale Einheiten, sogenannte „volumepixels“, kurz „voxels“, verfügen. Jeder dieser „voxel“ hat eine Fläche von 35 m² und ist 4 m hoch. Die Größe der Wohneinheiten variiert zwischen einem und fünf „voxels“. Die Bauherren wählen die gewünschte Anzahl und Anordnung ihrer „voxels“. Diese werden daraufhin vom System algorithmisch arrangiert. Dies ermögliche eine Vielzahl an individuellen Lösungen (bei fünf „voxels“ mehr als 15.000 Varianten), die alle derselben formalen Logik und Materialität folgen.

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© Zaha Hadid Architects

Zu guter Letzt passt das System jedes Gebäude an das Terrain und die potenziellen Ausblicke der jeweiligen Bauplätze an und minimiert dabei die notwendigen Erdbauarbeiten bei der Errichtung. Erick A. Brimen, Geschäftsführer von Honduras Próspera, fasst die Ziele des Programms folgendermaßen zusammen: „Die Initiative wird die heimische Wirtschaft stärken und gleichzeitig vom natürlichen Umfeld geprägten Wohnraum schaffen. Nachhaltigkeit ist dabei die oberste Prämisse.“

Quelle: Zaha Hadid Architects